Der gläserne Bewerber:Seelenstrip mit Folgen

Findige Personalverantwortliche suchen im Internet nach Informationen über ihre Bewerber. Wer mit Blogs oder Foreneinträgen unangenehm auffällt, hat keine Chance.

"Ich bin soooo ein Jammerlappen. Jobsuche geht auch nicht voran. Die Motivation ist am Arsch", offenbart "chipmunk" im Internet. Und Arne schreibt: "Ich bin immer noch auf der Jobsuche. Es ist sowas von Sch...!" Offenherzige Bekenntnisse dieser Art sind im Internet gang und gäbe. In Web-Tagebüchern (Blogs), in Diskussionsforen und in virtuellen Netzwerken kennt der Seelenstrip keine Grenzen. Hier wird gebeichtet und gejammert, geblödelt und überzogen.

Blogger-Bekenntnis: "Montag...gähn...Bei meiner Jobsuche hat sich leider immer noch nichts getan." (Foto: Foto: photodisc)

Nicht alle verstecken sich dabei hinter einem erfundenen Alias. Manche geben ihren vollen Namen preis oder veröffentlichen gar ein Bild von sich. Bei der Jobsuche kann sich diese Sorglosigkeit rächen. Denn viele Personalverantwortliche suchen im Internet gezielt nach Informationen über ihre Bewerber.

Das zeigt eine Umfrage des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater unter 300 Personalberatern. 28 Prozent der Befragten nutzen das Internet, um sich über die "fachliche und persönlichen Eignung oder Referenzen und Freizeitaktivitäten" der Job-Interessen zu informieren. 26 Prozent haben wegen der Suchergebnisse schon mal einen Bewerber aus dem Rennen geworfen.

Dieses Schicksal ereilte beispielsweise einen Kandidaten, der sich auf eine hohe Position beworben hatte. Nachdem der Personalverantwortliche einen Blick auf dessen Webseite geworfen hatte, landeten die Unterlagen sofort auf dem Absagestapel: Der Bewerber zog im Internet über ehemalige Arbeitgeber und Vorgesetzte her.

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