"City Jobguide":Stadtführer für Jobnomaden

Lesezeit: 3 min

Ein Ratgeber nicht für alle Fälle: der "Jobguide" für München.

Von Corinna Nohn

Wo anfangen, wenn man ein Praktikum oder einen Job sucht? Mit den Anzeigenmärkten in der Zeitung, Jobbörsen im Internet oder direkt auf den Webseiten der Unternehmen?

Wer sich bereits entschieden hat, in welcher Stadt er sein Glück - vielmehr: nach Arbeit - suchen will, ist schon ein Stück weiter. Was aber tun, wenn man die Stadt, in der man sich nun niederlassen will oder muss, nicht kennt? Oder wenn man sich beruflich weiterentwickeln will, aber abgesehen von der eigenen Firma keine Ahnung vom örtlichen Arbeitsmarkt hat?

Wenn das Ziel München, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf oder die Köln-Bonner Region ist, dann bieten sich Annette Eickers jobguides an - Stadtführer für Arbeitssuchende, von denen jedes Jahre eine aktualisierte Ausgabe erscheint.

Zu Anfang gibt der Jobguide einen kurzen Überblick zur Struktur des jeweiligen Arbeitsmarktes. Über München ist da etwa zu lesen, die bayerische Landeshauptstadt habe den Vorteil, eine Cluster-Stadt zu sein. Eine Klumpen-Stadt? Das klingt nicht gerade viel versprechend. Im Klartext heißt das jedoch, dass sich Münchens Wirtschaft auf ein Reihe von leistungsstarken, international agierenden Unternehmen aus zukunftsorientierten Branchen stützen kann.

Nur Firmen, die auch einstellen

Es folgen Porträts von 100 großen und mittelständischen Unternehmen, die - wichtig für den Arbeitssuchenden Mitarbeiter einstellen wollen.

Die ganz großen Global Players sind nicht unter den auserwählten Unternehmen, dementsprechend sucht man im Münchner Jobguide vergeblich nach BMW oder der Allianz.

Kurz und knapp erläutert die Autorin die Geschichte und Struktur der einzelnen Arbeitgeber. Auch klärt sie, an welchen Standorten das Unternehmen vertreten ist und wie viele Mitarbeiter es beschäftigt.

Etwas detaillierter beschreibt Eicker Dienstleistungen beziehungsweise die Produkte, welche die Unternehmen anbieten. Das ist besonders für diejenigen interessant, die fremd in der Stadt oder beruflich noch unerfahren sind. Schließlich sind nicht alle der vorgestellten Unternehmen so bekannt, dass jedem ihre Produktpalette und Marktbedeutung geläufig ist.

Von Unternehmenskultur und Aufstiegschancen

Aufschlussreich sind sicherlich die Beschreibugen von Unternehmenskultur oder möglichen Karrierewegen bei den Unternehmen: Sind Auslandsaufenthalte möglich oder sogar zwingend vorgeschrieben? Gibt es typische Aufstiegsprinzipien? Hat das Unternehmen ein internes Fortbildungssystem oder gibt es außerbetriebliche Schulungen? Solche Fragen werden hier beantwortet.

Es gilt jedoch: Wer sich tatsächlich für eine Bewerbung entscheidet, sollte sich ausführlicher mit dem Unternehmen beschäftigen und sich mehr Informationen beschaffen.

Die Autorin bemüht sich zwar, Jobsuchende auf allen Karrierestufen anzusprechen: Sie zeigt auf, welche Chancen Arbeitskräfte mit langjähriger Führungserfahrung haben, ob auch Young Professionals gesucht werden, mit welchem Hochschulstudium man die besten Karten hat und welche Qualifikationen ein Auszubildender mitbringen sollte.

Studierende finden zudem Informationen, ob die Unternehmen Praktikanten und Werkstudenten einstellen und ob man Chancen hat, dort eine Diplomarbeit zu schreiben.

Hier wird jedoch klar, dass der Ratgeber seiner Absicht, alle Jobsuchende gleichermaßen anzusprechen, nicht gerecht wird. So gibt es deutlich mehr Informationen zu Einstiegsmöglichkeiten in höhere Hierarchieebenen und zu Aufstiegschancen als zu "normalen" Ausbildungsberufen.

Für jeden der direkte Ansprechpartner genannt

Ein dickes Plus gibt es für die Hinweise zum jeweiligen Bewerbungsmodus: Sowohl die Art des Auswahlverfahrens (Gibt es Gespräche auch in Fremdsprachen? Erwartet den Bewerber ein Assessment Center?) als auch die jeweiligen Ansprechpartner zum Beispiel für Hochschulabsolventen oder Auszubildende werden genannt.

Außerdem macht die Autorin auf Besonderheiten und aus der Reihe fallende Chancen aufmerksam: Sucht ein Unternehmen ungewöhnlich viele Auszubildende oder bietet es ein studienbegleitendes Förderprogramm an, so macht ein dickes Ausrufezeichen am Textrand darauf aufmerksam.

Doch mit den Porträts der 100 ausgesuchten Unternehmen ist es noch nicht getan: Ein umfangreiches Kapitel zeigt die Möglichkeiten zu Aus- und Weiterbildung in der Region auf. Neben den klassischen Bildungsstätten wie Universitäten und Fachhochschulen finden sich Beschreibungen der führenden Sprachschulen, IT-Akademien und an Firmen angegliederte Bildungseinrichtungen im Angebot.

Auch denjenigen, die weitergehende Informationen suchen, will der Jobguide weiterhelfen: So führt die Autorin Anlaufstellen auf, die eine ausführlichere Beratung oder Jobvermittlung anbieten - von der Bundesagentur für Arbeit bis zu fachspezifischen Vermittlungen.

Keine tiefer gehenden Informationen

Die seitenlange Auflistung von Personalberatern und Headhuntern dürfte jedoch abermals nur die besser Qualifizierten interessieren, die nicht nur eine Berufs- sondern eine intensive Karriereberatung wünschen, also Führungskräfte, die sich beruflich verändern wollen oder Hochschulabsolventen mit sehr gutem Abschluss und Berufserfahrung.

Kleinere Abschnitte zu Do's und Dont's beim Bewerbungsschreiben, zu Verdienstmöglichkeiten und ein paar Tipps zum After Work-Geschehen runden den Jobführer ab.

Fazit: Der Jobguide ist ein guter Ratgeber für alle, die ihre Traumstadt gefunden haben und sich einen Überblick über die Arbeitsmarktlage verschaffen wollen — besonders interessant ist er für Berufserfahrene mit guten Qualifikationen. Azubis, die mehr als nur einen Überblick über mögliche Ausbilder wünschen, und diejenigen, die sich schon ausführlicher im Internet oder einschlägigen Karrieremagazinen informiert haben, sind mit dem Jobguide eher schlecht beraten.

Eicker, Annette (Herausgeber): Jobguide München, WILEY-VCH Verlag, Weinheim, 2004, 19,90 Euro.

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