Berufswahl:Studienziel: Diplom-Ingenieurin

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Die Frauen holen auf: In Ingenieur-Studiengängen sind ihre Erstsemester-Zahlen stärker gewachsen als die der Männer.

Von Jennifer Reker

Die Ingenieurwissenschaften sind in der Gunst der Frauen gestiegen. Im vergangenen Jahr sind erstmals in Deutschland die Zahlen der Studienanfängerinnen in den großen Ingenieurstudiengängen stärker gewachsen als die ihrer männlichen Kommilitonen. Das ermittelte der Verband Deutscher Ingenieure (VDI).

"Langfristig gesehen, wird der Bedarf an weiblichen Nachwuchskräften erheblich steigen" - Eine Diplomingenieurin an der FH Jena (Foto: Foto: dpa)

Insgesamt haben sich im Jahr 2002 1.500 junge Frauen für ein ingenieurwissenschaftliches Studium eingeschrieben, dass sind 9,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der stärkste Anstieg liegt im so genannten harten Kernfach Maschinenbau/Verfahrenstechnik mit 15,2 Prozent. In der Elektrotechnik legten die Frauen um 3,2 Prozent zu.

Früh beginnen

Noch immer machen Frauen jedoch bundesweit nur 22 Prozent der Studierenden in den Ingenieurwissenschaften aus. Damit steht Deutschland im internationalen Vergleich hinten an. In der Türkei etwa sind 40 Prozent der Ingenieurstudenten weiblich.

Betrachtet man die Zahlen innerhalb Deutschlands führen häufig ausländische Studierende die Frauenriege an. "In Hannover liegen die tunesischen Frauen vorn", sagt Professor Peter Pirsch von der Universität Hannover. Das liege vor allem daran, dass es in Tunesien und der Türkei sehr viel normaler sei, wenn Frauen eine naturwissenschaftliche oder ingenieurwissenschaftliche Karriere anstreben. "Frauen, die sich für ein solches Studium entscheiden, kommen oft aus Ingenieursfamilien."

Für Martina Roth von Intel ist das ein Indiz mehr, dass "man früh beginnen muss, mehr Frauen für Technik zu begeistern und sie dann vor allem zu halten." Denn noch immer ist die Abbrecherquote in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen bei Frauen hoch. "Bei der Berufs- und Studienwahl handelt es sich nicht nur um eine Kompetenz- oder Intelligenz-, sondern um eine Motivationsfrage", so Roth weiter.

Frauen motivieren

In den Studiengängen der Informatik befinden sich die Frauen nach einigen Jahren kontinuierlichen Anstiegs der Studierendenzahlen derzeit auf dem Rückzug. Im Jahr 2002 ist bei den Studienanfängerinnen ein Rückgang um mehr als zwölf Prozent zu verzeichnen. Dabei hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, bis 2006 den Anteil der Studienanfängerinnen in der Informatik auf 40 Prozent zu steigern.

An der Uni Hannover waren die 40 Prozent schon im Jahr 2001 fast erreicht. Mit einem Frauenanteil von 37 Prozent lag die IT-Fakultät ganz weit vorne. Das liegt unter anderem an dem Frauenförder-Projekt "Join The Top". "Mit Join The Top wollen wir Frauen motivieren, ihre Karrierechancen in diesen immer noch männerdominierten Berufsfeldern beim Schopf zu packen", sagt Peter Pirsch von der Uni Hannover. Neben der fachlichen Qualifikation sollen bei den Studentinnen soziale Kompetenz, Kommunikations- und Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen gefördert werden. Für Pirsch ist klar, dass "die Unternehmen schon lange nicht mehr nur den einsamen Tüftler wollen, schon gar nicht in Fach- und Führungspositionen."

Den allgemeinen Rückgang der Studienanfängerinnen in der Informatik sieht Barbara Schwarze vom "Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie" in der geringen fachlichen Bindung von Schülerinnen an das Fach Informatik. "Langfristig gesehen, wird der Bedarf an weiblichen Nachwuchskräften erheblich steigen. Laut dem VDI wird sich der Nachwuchsmangel bereits in fünf bis acht Jahren bemerkbar machen."

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