Belastung an Schulen:Lehrer in Gefahr

Eine neue Studie zeigt: Angriffe von Schülern gehören zum Alltag.

Tanjev Schultz

Lehrer zu sein, ist eine "Spitzenbelastung". Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Freiburger Mediziners Joachim Bauer, der seit Jahren die Gesundheit von Lehrern erforscht. Fast 30 Prozent der Pädagogen litten an Stress- und Belastungssymptomen, damit bestätigt die neue Untersuchung Daten aus früheren Erhebungen. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von Lehrern mit vollem Lehrdeputat betrage 51 Zeitstunden, dabei wurden Ferienzeiten allerdings nicht berücksichtigt.

Patient Schule: 30 Prozent der Pädadogen leiden an Stress-Symptomen. Das Bild zeigt Schüler im Kunstunterricht. (Foto: Foto: dpa)

Bauers Team fragte auch, wie oft Lehrer von Schülern angegriffen werden. Innerhalb eines Zeitraums von einem Jahr seien weniger als zwei Prozent Opfer körperlicher Gewalt geworden. Doch 43 Prozent seien das Ziel massiver verbaler Attacken gewesen, sieben Prozent hätten Beschädigungen ihres Eigentums erlebt. Pädagogen an Hauptschulen seien überdurchschnittlich stark betroffen.

Für die Studie wurden 950 Lehrer von Hauptschulen und Gymnasien aus drei Schulbezirken im Raum Freiburg befragt. Die Studie wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gefördert. Neben seiner Arbeit in der Freiburger Klinik leitet Bauer das Münchner Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen; dabei kooperiert er mit dem Bayerischen Lehrerverband.

Der Gesundheitsforscher wirbt dafür, die Arbeit von Lehrern mehr anzuerkennen. "Die öffentliche Stimmungsmache" gegen den Berufsstand müsse aufhören, sagt Bauer. Er plädiert aber zugleich für eine eine von vielen Lehrern bisher abgelehnte "Ganztagspräsenz" in der Schule. Es sei mehr Zeit für das Lehren und Lernen und mehr Kreativität und Sport notwendig.

Außerdem müssten Pädagogen noch besser auf ihre Arbeit vorbereitet werden. Es handle sich um einen "Beziehungsberuf", viele Lehrer hätten aber Probleme, sich mit schwierigen Schülern und Eltern auseinander zu setzen.

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