Bafög:Arme Studenten

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Ein Bafög-Höchstsatz von 585 Euro monatlich - das reicht nicht zum Leben.

Tanjev Schultz

Wer studiert, muss oft eine Zeit der Armut in Kauf nehmen. Fehlt der Rückhalt durch die Eltern, stehen Studenten mit höchstens 585 Euro Bafög da. Davon müssen sie nicht nur das tägliche Brot, sondern auch die Miete, ihre Bücher und den Computer zahlen. Wer die Zimmerpreise in Hamburg oder München kennt, fragt sich, wie das gehen soll. Die Antwort ist simpel: Es geht nicht.

Neue Nullrunde: Der Bafög-Höchstsatz hat sich seit sechs Jahren nicht geändert. (Foto: Foto: iStockphoto)

Das Bafög, das zur Hälfte als Zuschuss gewährt wird, der später nicht zurückgezahlt werden muss, ist eigentlich etwas Wunderbares. Es hat vielen jungen Menschen aus weniger begüterten Familien überhaupt erst die Möglichkeit zum Studieren gegeben. Doch das Geld reicht längst nicht mehr.

Die letzte Anpassung an die stetig steigenden Lebenshaltungskosten gab es vor sechs Jahren. Seither ist nichts geschehen - abgesehen davon, dass Studenten nun auch noch Studiengebühren zahlen sollen.

Wenn die Eltern allenfalls das Kindergeld überweisen, bleibt dem Studenten nichts anderes übrig, als nebenher zu jobben (und so das Studium in die Länge zu ziehen) oder sich in jungen Jahren zu verschulden.

Die Aussichten für Akademiker auf dem Arbeitsmarkt sind zwar insgesamt gut; und Studenten leben im Gegensatz zum gering qualifizierten Prekariat auch von ihrem kulturellen Kapital. Sie verwahrlosen nicht gleich, wenn der Bankautomat nichts ausspuckt.

Aber auch das Risiko ist gewachsen, dass Studenten nach ihrem Abschluss längere Zeit mit Praktika und schlecht bezahlten Jobs leben müssen. Wer es kann (und nicht dafür zu stolz ist), zehrt dann weiter von der Substanz seiner Eltern. Die Kinder aus armen Familien stehen aber wieder dumm da. Geistiger Reichtum kann sie nur bedingt trösten.

© SZ vom 17.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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