Ausstauschstudenten:Unis werden internationaler

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Reiche häufiger als Arme, Frauen öfter als Männer: Immer mehr Studenten gehen für ein Semester ins Ausland. Ihr beliebtestes Ziel sind nicht die USA, sondern ein europäisches Nachbarland.

Tanjev Schultz

Immer mehr deutsche Studenten sammeln im Ausland Erfahrungen, zugleich locken auch die deutschen Hochschulen verstärkt Ausländer an. Von der zunehmenden Mobilität profitieren in Deutschland aber vor allem Studenten aus einkommensstarken Elternhäusern. Sie verbringen doppelt so häufig einen Studienabschnitt im Ausland als ihre weniger wohlhabenden Kommilitonen. Dies zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Deutschen Studentenwerks und des Hochschul-Informations-Systems (HIS), die vom Bundesbildungsministerium gefördert wurde. Die Zahl deutscher Studenten im Ausland stieg zwischen 1998 und 2005 von etwa 46.000 kontinuierlich auf fast 76.000. Die Gesamtzahl der Studenten in Deutschland schwankte im gleichen Zeitraum zwischen 1,8 und zwei Millionen.

Chinesische Studenten in Deutschland: Nach den USA und Großbritannien ist die Bundesrepublik das drittwichtigste Zielland im Studentenaustausch. (Foto: Foto: dpa)

Deutsche Studenten sind damit reisefreudiger als die Hochschüler in Großbritannien oder in den USA. Allerdings hängt die Mobilität stark von der sozialen Herkunft ab. Kinder reicher und akademisch gebildeter Eltern wechseln öfter ins Ausland. Außerdem sind Frauen etwas mobiler als Männer. Angehende Ärzte sowie Sprach- und Kulturwissenschaftler gehen ebenfalls überdurchschnittlich oft ins Ausland. Als Zielländer stehen die Niederlande, Großbritannien und Österreich an der Spitze, dahinter folgen die USA, die Schweiz und Frankreich. Die Bundesregierung will in den kommenden fünf Jahren die Zahl deutscher Studenten im Ausland noch weiter steigern und auf 100.000 bringen. Noch offen ist, ob Auslandsaufenthalte in Zukunft durch die neuen Bachelor-Studiengänge weiter gefördert oder eher gehemmt werden. An den Hochschulen gibt es derzeit Klagen, in den zumeist auf sechs Semester angelegten Kurzstudiengängen ließen sich Auslandszeiten nur noch schwer unterbringen.

Deutschland ist nur selten erste Wahl

Parallel zur wachsenden Mobilität der Studenten werden auch die deutschen Hochschulen internationaler und ziehen immer mehr Ausländer an. Zwischen 1997 und 2006 stieg die Zahl ausländischer Studenten von 100.000 auf fast 190.000. Mehr als die Hälfte kommt aus europäischen Ländern (vor allem aus Osteuropa), knapp ein Drittel aus Asien (vor allem China), elf Prozent aus Afrika. Nach den USA und Großbritannien ist Deutschland weltweit das drittwichtigste Zielland im internationalen Studentenaustausch. Allerdings sagen nur 43 Prozent der ausländischen Studenten, Deutschland sei für sie auch das Studienland der ersten Wahl gewesen.

Ausländische Studenten haben es nach Angaben des Studentenwerks (DSW) in Deutschland oft schwer, Kontakt zu finden und sich im Studium zu orientieren. Ihre Integration müsse besser werden, sagte DSW-Präsident Rolf Dobischat. Viele litten zudem unter Geldsorgen, sie hätten im Durchschnitt deutlich weniger Geld als ihre deutschen Kommilitonen. Am häufigsten sind ausländische Studenten in den Sprach- und Kulturwissenschaften eingeschrieben, gefolgt von Ingenieurswissenschaften.

© SZ vom 23.4.2008/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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