Auslandserfahrung:Studieren in Italien

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Scheine sammeln im sonnigen Süden: Die Studienreform in Italien macht es möglich.

Jan Friedmann

Mit dem Studienjahr 2001/2002 hat in Italien eine tiefgreifende Studienreform begonnen. Sie soll im Jahr 2003 beendet sein. Das neue Hochschulsystem lehnt sich an das angelsächsische Vorbild an: Nach drei Jahren können die Studenten einen ersten Abschluss erwerben. Wer weiter studieren will, hat die Wahl zwischen zahlreichen, meist zweijährigen, Aufbaustudiengängen. Die Studienleistungen werden in Zukunft nach dem European Credit Transfer System (ECTS) bewertet, so dass sie leichter in anderen europäischen Ländern anerkannt werden können.

Christbaum vor dem Petersdom in Rom (Foto: N/A)

Das dreijährige Studium bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss heißt in Italien "Laurea", die beiden folgenden Jahren "Laurea Specialista". Die Hochschulen können auch einjährige Master-Kurse anbieten, die sich entweder an die "Laurea" oder an die "Laurea Specialista" anschließen. Die Promotion, in Italien "Dottorato di ricerca" genannt, ist auf drei Jahre ausgelegt.

Einige Studiengänge weichen von diesem "3+2-Modell" ab: So dauert ein Medizinstudium sechs Jahre, der Lehrerberuf und die klassischen Rechtsberufe (Richter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt) setzen ein fünfjähriges Studium voraus. Musik-, Kunst- und Filmhochschulen haben ihre eigenen Studienprofile.

Wer sich für ein Studium in Italien entschließt, hat die Auswahl zwischen etwa 70 kleineren und größeren Hochschulen. Zwei Hochschulen (universita per stranieri), in Siena und Perugia, sind allein für Ausländer bestimmt. An Italiens Universitäten sind ungefähr 1,6 Millionen Studenten eingeschrieben.

Die Bewerbung

Bis vor kurzem führte der Weg an eine italienische Universität über ein italienisches Generalkonsulat in Deutschland. Mittlerweile sind Direktbewerbungen bei einzelnen Universitäten möglich. Die Zugangsvoraussetzung zu einer italienischen Universität ist das Abitur. Das deutsche Abitur wird in Italien problemlos anerkannt, indem die Konsulate oder Kulturinstitute die Gleichwertigkeit durch ein "dichiarazione di valore" bestätigen. Bewerber mit Fachhochschulreife müssen eventuell die italienische Hochschulreife nachholen, da es in Italien keinen vergleichbaren Abschluss gibt.

Die früher obligatorischen Sprachtests wurden abgeschafft. Gute Sprachkenntnisse sind aber dennoch ein Muss für ein erfolgreiches Studium an einer italienischen Hochschule. Bei Numerus-Clausus-Fächern konkurrieren EU-Ausländer unmittelbar mit italienischen Studenten um die Plätze. Kunstakademien und Musikhochschulen wählen ihre Studenten nach einer Aufnahmeprüfung aus.

Die Studiengebühren an italienischen Universitäten sind höher als an deutschen Hochschulen, im Schnitt etwa zwischen 600 und 900 € pro Jahr. Die italienische Regierung unterstützt ausländische Studenten mit Stipendien (borse di studio per stranieri). Über weitere Förderungsmöglichkeiten informiert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD).

Für Teilnehmer an akademischen Austauschprogrammen entfallen die Studiengebühren. Sie haben auch mit der gegenseitigen Anerkennung der Studienleistungen in der Regel keine Probleme.

Der Alltag

Italien ist das Land mit den ältesten Hochschulen in Europa. Die Universität Bologna wurde im elften Jahrhundert gegründet. Viele deutsche Universitäten orientierten sich am italienischen Vorbild, vor allem im Zeitalter der Renaissance und des Humanismus. Bis vor der Studienreform in Italien ähnelten sich deutsche und italienische Hochschulen stark.

Italienische Studenten wohnen oft noch bei ihren Eltern. In den Studentenwohnheimen sind Doppelzimmer weit verbreitet. Wohngemeinschaften erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, besonders in den Großstädten. Im Monat August liegt das studentische Leben fast brach, weil die meisten Studenten und Universitätsmitglieder in Urlaub sind. Die Lebenshaltungskosten in Italien sind mit den deutschen vergleichbar. Besonders teuer sind Florenz, Mailand und Rom.

Adressen

Europäisches BerufsberatungszentrumArbeitsamt MünchenKapuzinerstr. 2680337 MünchenTel.: 089/5154-3145

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