Ausbildungsmarkt:"Der Meister der Zukunft ist ein Türke"

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Die Industrie will trotz Krise kräftig ausbilden - damit genug Fachkräfte vorhanden sind, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Firmen wollen besonders junge Migranten ansprechen.

Das Handwerk will intensiver um junge Ausländer und Schulabgänger mit Migrationshintergrund werben, um Nachwuchs- und Fachkräftemangel vorzubeugen. "Wir wollen das Potenzial unserer jungen Migranten stärker nutzen. Zudem haben wir sehr gute Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, der Bild-Zeitung vom Montag.

Auszubildender: Die Ausländerquote unter den Lehrlingen liegt bei 4,8 Prozent, in Handel und Industrie bei 3,7 Prozent und im Öffentlichen Dienst bei 1,7 Prozent. (Foto: Foto: dpa)

Im neuen Integrationsatlas des Handwerks, der der Zeitung vorliegt, heißt es: "Der Meister der Zukunft ist ein Türke." Im ARD-"Morgenmagazin" rief Kentzler junge Menschen auch angesichts der Wirtschaftskrise dazu auf, sich für eine Ausbildungsstelle im Handwerk oder in der Industrie zu bewerben. Das Handwerk sehe insgesamt einem Lehrlingsmangel entgegen. Im Jahr 2008 habe man 10.000 Ausbildungsplätze nicht besetzen können.

Aus dem Integrationsatlas geht laut Bild-Zeitung hervor, dass das Handwerk schon heute prozentual mehr ausländische Jugendliche ausbildet als alle anderen Branchen. Die Ausländerquote unter den Lehrlingen liege demnach bei 4,8 Prozent, in Handel und Industrie bei 3,7 Prozent und im Öffentlichen Dienst bei 1,7 Prozent.

Gleichzeitig blieben aber rund 40 Prozent aller jungen Ausländer in Deutschland ohne Ausbildung. Hauptgrund ist ein fehlender oder ungenügender Schulabschluss.

Weniger Schulabgänger

Heute tagt in Berlin der Lenkungsausschuss Ausbildungspakt unter Beteiligung mehrerer Bundesminister und Spitzenvertretern der Wirtschaft. Dabei soll es auch um die Ausbildungsbilanz 2008 und die Perspektiven für 2009 gehen.

Für die Unternehmer stehe dabei vor allem ein strategisches Ziel im Vordergrund: Jetzt ausbilden, damit die notwendigen Fachkräfte vorhanden sind, wenn die Konjunktur wieder besser laufe. "Das ist für die Mehrzahl der Betriebe im Augenblick wichtiger als die aktuellen Geschäftsaussichten für dieses Jahr", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun.

So hätten junge Leute, die in diesem Jahr eine Lehrstelle suchen, gute Chancen. "Wir werden sicher wieder allen Schulabgängern, die ausbildungswillig und -fähig sind, Ausbildungsangebote machen können", bekräftigte der DIHK-Präsident. Aus Sicht der Unternehmen werde es dagegen noch schwerer, geeignete Azubis zu finden. Die Zahl der Schulabgänger gehe inzwischen "sehr deutlich" zurück.

Nach seinen Angaben werden in diesem Jahr 37.000 Jugendliche weniger die Schule verlassen als 2008 - ein Minus von vier Prozent. Im Osten seien essogar über 15 Prozent weniger Schulabgänger. "Damit werden sich im Jahr 2009 deutlich weniger Jugendliche um Ausbildungsplätze bewerben", folgerte Braun. Das bedeute im Zweifel, dass in diesem Jahr weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen werden als im Vorjahr, da es ja auch weniger Bewerber gebe.

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