Ausbildung:Mechaniker mit Abitur

Lesezeit: 1 min

Die hohen Anforderungen der Betriebe.

Interview: Doris Näger

(SZ vom 30.4.2003) Die meisten Einstellungen für den Herbst sind schon gelaufen, aber viele Schulabgänger sind leer ausgegangen bei der Suche nach einer Lehrstelle. Nach den Erfahrungen von Ulrike Sommer, Abschnittsleiterin bei der Berufsberatung am Münchner Arbeitsamt, bleibt vor allem Hauptschülern der Einstieg ins Berufsleben häufig verwehrt.

SZ: Lehrstellenmangel - was bedeutet das für die Jugendlichen?

Sommer: Die Marktsituation ist nicht mehr so, dass der Jugendliche davon ausgehen kann, zum September eine Lehrstelle zu finden. Wir haben zwar noch Ausbildungsplätze, aber die sind für viele unattraktiv.

SZ: Bei welchen Berufen ist es eng?

Sommer: Etwa bei den Bürokaufleuten, da haben wir 200 Stellen und 200 Bewerber. Bewerber gibt es aber viel mehr als bei uns registriert sind.

SZ: Die Folge?

Sommer: Der Berater muss dem Bewerber sagen: Hier wird es schwierig, wenn du den Anforderungen nicht entsprichst, die der Betrieb stellt.

SZ: Und diese Anforderungen sind höher geworden.

Sommer: Ja, wenn der Betrieb die Auswahl hat - das ist natürliches Marktverhalten. Für den früheren KFZ-Mechaniker, der jetzt Mechatroniker heißt, wollen die Betriebe nur noch Realschüler und Abiturienten.

SZ: Sind die höheren Ansprüche der Unternehmen immer gerechtfertigt?

Sommer: Manche Betriebe suchen Verkäufer und wollen dafür Lehrlinge mit einem überdurchschnittlich guten Hauptschulabschluss. Aber erstens ist es sehr schwierig, jemanden mit solchen Voraussetzungen für diesen Beruf zu begeistern. Zweitens kann das auch ein motivierter Jugendlicher mit schlechten Noten schaffen. Da müssen wir Überzeugungsarbeit leisten.

SZ: Und die Hauptschüler fallen durchs Raster?

Sommer: Die Jugendlichen realisieren die veränderte Situation im Ausbildungsmarkt nicht ohne weiteres. Ihnen reicht ein Gespräch nicht, um zu verstehen, dass sie ihren ersten Berufswunsch nicht verwirklichen können. Sie brauchen vier, fünf Absagen, bis sie das verstehen. Im Gegensatz zu früher sind zur Zeit sehr viele Jugendliche gerade in den Hauptschulen noch unversorgt.

SZ: Denen bleibt nichts übrig, als sich arbeitslos zu melden?

Sommer: Die Beratung muss frühzeitig Alternativen anbieten, damit sie sich etwas anderes etwas suchen. Aber sich damit vertraut zu machen, fällt gerade den Schwächeren schwer. Wer gar nichts findet, kann in berufsvorbereitenden Kursen aufgefangen werden. Damit verbessern sich oft die Chancen für eine Stelle im folgenden Jahr.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: