Audiodesigner:Sound-Experten fürs Internet

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Audiodesigner sorgen für die Musik im Internet. Musikalisches Gefühl, Kontakte und technisches Know-how müssen Einsteiger mitbringen.

Hamburg/Fulda Homepages können klingen. Zum Beispiel hat die der Bärbel-Schäfer-Talkshow auf RTL ein eigenes Jingle. Komponiert wurde es von "Sound-Feinschmecker Tom Deininger". Audio-Designer wie er geben im Internet - im wahrsten Sinn des Wortes - den Ton an.

Ein Studio mit modernster Video- und Audiotechnik (Foto: N/A)

Wie die meisten Melodien für Film, Fernsehen oder Werbung klingt das Bärbel-Jingle zwar im Ohr, doch hängen bleibt es nicht. Hier rein, da raus - und das ist gut so. "Die besten Sounds sind die, die sich nahtlos in ihr Umfeld fügen", sagt Jörn Erkau aus Hamburg. Erkau ist Audio-Designer und hat sich mit der Firma Soundcom.de selbstständig gemacht, um das Internet zu vertonen.

Bunte Karrieren

Dafür hat sich der Musiker und Ex-Produzent der Weather Girls die notwendigen technischen Kenntnisse im Selbststudium angeeignet.

Begonnen hat Erkau sein Berufsleben als Einzelhandelskaufmann. "Es interessiert niemanden, was Du vorher gemacht hast", sagt Denis Androic, gelernter Chemisch-Technischer Assistent und Musiker aus Leib und Seele. Als "Einmannunternehmer" betreibt er Audiva Music in Fulda. Über sieben Ecken sei er zum Audio-Design gekommen, irgendwann war da die Komposition für ein Kindertheater - der erste Auftrag. "Da dachte ich mir: Was im Kleinen funktioniert, kann ja auch gut gehen, wenn ich es größer aufziehe." Heute arbeitet Androic vor allem für Werbeagenturen.

Arbeiten auf eigene Rechnung

Schnell muss es gehen - was auch bedeutet, dass der Audio-Designer nicht lange nach Musikern oder Sängern suchen kann, die den Song einspielen, sondern sofort wissen muss, wen er für welchen Part engagieren kann. "Gute Kontakte in die Musik-Szene sind für diesen Beruf das A und O." Auch ein eigenes Equipment gehört für den selbstständigen Audio-Designer dazu: das Tonstudio und der Computer, um die Aufnahmen zu digitalisieren.

Der Beruf wird vom Finanzamt in der Regel zu den künstlerischen Tätigkeiten gezählt. Audio-Designer können freiberuflich tätig sein und müssen kein Gewerbe anmelden. Festangestellte Auftragskomponisten sind die Ausnahme. Im Unterschied zum Sound-Designer, der für die Geräuschkulissen im Fernsehen zuständig ist, arbeitet der Audio-Designer meist auf eigene Rechnung.

Auch bei Multimedia-Produzenten, wo der Sound eine immer größere Rolle spielt, ist eine Festanstellung für das "Sound-Composing" unüblich. Zumal dieser Bereich "ohnehin erst kurz vor seiner Entdeckung steht", so Erkau. Bis vor kurzem galt jeder Sound im Internet als Speicherfresser, auf den der Programmierer zu Gunsten einer höheren Ladegeschwindigkeit verzichtete. "Im Zuge neuer Technologien hat sich das verändert."

Doch noch gibt es zu wenige Spezialisten, die das musikalische Gefühl und Vorwissen sowie das technische Know-how mitbringen, um Webseiten oder CD-Produktionen zu vertonen.

Wissen was passt

Diese Lücke hat die Hamburger EDV- und Musikschule Dirk Möller besetzt, die in einem zehnmonatigen Vollzeit-Lehrgang zum Audio-Designer ausbildet. Hamburg sei ein idealer Standort für eine solche Weiterbildung: "Hier sitzen schließlich 60 Prozent aller Musikproduktionen", erklärt Geschäftsführer Dirk Möller. Trainer ist ein ehemaliger Cellist des Landestheater Halle. Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Bundesgebiet.

Begeisterung für Musik und Computer ist eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Kurs, bei dem jeder Teilnehmer über einen leistungsstarken PC, Keyboard und DSL-Internetzugang verfügen darf.

Nach dem Lehrgang können sich Audio-Designer mit einem Tonstudio selbstständig machen. Aber auch verschiedene Positionen in Festanstellung bieten sich an. "Der Vertrieb von Musiksoftware ist nur eine von verschiedenen Möglichkeiten", sagt Möller.

Die Absolventen sind auch in der Produktion von Webseiten einsetzbar - als Webdesigner mit dem Spezialgebiet "Sound" -, da sie im Kurs auch Programmierkenntnisse erwerben. Chancen bieten sich zum Teil in den Unternehmen selbst, derzeit seltener bei Multimedia-Agenturen.

Auch klassische Werbeagenturen und Filmproduktionen brauchen gute Komponisten, die nicht nur über "Taktgefühl" verfügen, sondern auch Trendbewusstsein mitbringen. Die wissen, dass Hiphop in der Spülmittelwerbung nichts zu suchen hat, aber vielleicht im Talkshow-Jingle cool rüberkommt. "Das ist harte Arbeit, du drückst nicht einfach auf einen Kopf und dann kommt hinten ein Hit heraus", sagt Androic.

(sueddeutsche.de/dpa)

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