Altenpflege:Harte Arbeit, geringer Verdienst

Lesezeit: 2 min

Nur noch wenige junge Leute entscheiden sich für eine Ausbildung zum Altenpfleger. Die Bundesregierung will den Beruf jetzt attraktiver machen.

Altenpflege ist ein Knochenjob. Auch Yvonne Bauer hat schon oft daran gedacht, die Arbeit einfach hinzuschmeißen. "Aber ich kann meine alten Leute doch nicht im Stich lassen", sagt die Berliner Altenpflegerin.

Bewohnerin eines Hamburger Altenheimes mit ihrer Altenpflegerin. (Foto: N/A)

Die schlechten Arbeitsbedingungen verleiden der 33-Jährigen allerdings zunehmend ihren Beruf: Die Bezahlung ist gering, aber die Verantwortung groß. Die Patienten werden immer gebrechlicher, aber die Zeit, sie menschenwürdig zu versorgen, wird immer knapper. Aus Frust werfen viele Altenpfleger schon nach wenigen Jahren das Handtuch.

Seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 hat sich die Lage nach Beobachtung des Berufsverbandes für Altenpflege mit Sitz in Duisburg verschärft. "Die Altenpflegerinnen stehen unter einem enormen zeitlichen Druck", berichtet die Verbandsvorsitzende Christina Kaleve. Oft gehe es nur doch darum, das "Programm des Tages" - also die Grundversorgung - zu schaffen. Zeit, den Senioren zuzuhören, sie zu trösten oder ihnen etwas vorzulesen, bleibt nicht. Auch die aktivierende Pflege fällt häufig dem Zeitdruck zum Opfer.

Imageverbesserung nötig

Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, denn bei steigender Lebenserwartung werden immer mehr alte Menschen auf die professionelle Hilfe von Altenpflegern angewiesen sein. Aber Fachkräfte sind jetzt schon knapp. Bundesfamilienministerin Christine Bergmann hat deshalb unlängst den Altenpflegeberuf zum "Beruf der Zukunft" erklärt.

Um vor allem junge Menschen dafür zu gewinnen, will die Bundesregierung die Ausbildung bundesweit vereinheitlichen und attraktiver machen. Auch der Berufsverband und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di setzen sich für eine Imageverbesserung ein, um den drohenden Pflegenotstand abzuwenden.

Sinkende Ausbildungszahlen

Die Bezahlung ist kaum angetan, junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Im ersten Jahr bekommen Auszubildende rund 1200 Mark (615 Euro) brutto, im dritten Jahr etwa 1500 Mark. Auch dies dürfte ein Grund sein, warum die Zahl der Auszubildenden stetig zurückgeht.

Das Bundesfamilienministerium geht noch von etwa 13.000 Auszubildenden jährlich aus, nach Erkenntnissen des Bundesverbandes sind es nur noch etwa 7000. In Hessen wollten sich 1999 noch 987 junge Frauen und Männer zum Altenpfleger ausbilden lassen, in diesem Jahr waren es nur noch 552. Entsprechend halbierte sich die Zahl der Ausbildungsplätze von 451 auf 215.

Kopfgeld eingeführt

"Sicher ist, dass immer weniger qualifizierte Fachkräfte in den Heimen arbeiten", sagt Kaleve. 50 Prozent der Pflegekräfte in einem Heim sollten Fachkräfte sein - der Bundesverband für Altenpflege aber schätzt ihren tatsächlichen Anteil nur noch auf 38 bis 40 Prozent.

"Um das Sechsfache angestiegen ist dafür zwischen 1996 und 1999 die Zahl der nicht qualifizierten Mitarbeiter in den Heimen", sagt Kaleve. Diese Pflegekräfte, die oft aus osteuropäischen Ländern kommen, seien billiger und zahlreicher zu haben als die ausgebildeten Altenpfleger. Im Rhein-Main-Gebiet wird jetzt schon ein "Kopfgeld" für gut ausgebildete Altenpfleger bezahlt.

(sueddeutsche.de/dpa)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: