Zorniger Finanzminister zur KfW:"Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang"

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Der Finanzminister in Rage: Für die millionenschwere Überweisung an die Pleite-Bank Lehman Brothers findet Peer Steinbrück nur drastische Worte.

"Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang", sagte Finanzminister Steinbrück (SPD) am Donnerstag über die Millionen-Überweisung der bundeseigenen KfW-Bank an die Pleite-Bank Lehman Brothers. Er sprach sich für Konsequenzen im Management der Staatsbank aus - personelle Konsequenzen, gegebenenfalls auch organisatorische. Die Überweisung von 300 Millionen Euro noch am Tag der Lehman-Pleite sei ein ungeheuerlicher Vorgang. "Ich jedenfalls habe so etwas in meinem Leben noch nicht erlebt", sagte Steinbrück am Donnerstag am Rande der Sitzung des KfW-Verwaltungsrats in Berlin. Der Vorstand der KfW musste sich vor dem Verwaltungsrat rechtfertigen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur will die Bundesregierung KfW-Chef Ulrich Schröder aber nicht abberufen. Er ist erst seit drei Wochen im Amt.

Koch: "Ein schlechter Tag für die Steuerzahler"

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte: "Das ist ein schlechter Tag für die KfW und damit auch für die Steuerzahler."

Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass die KfW ausgerechnet am Tag des Insolvenzantrages von Lehman irrtümlich 300 Millionen Euro aus einem Termingeschäft an die zusammengebrochene US-Investmentbank überwiesen hat. Zunächst war von einer technischen Panne bei sogenannten Swap-Geschäften die Rede.

Unterdessen wird befürchtet, dass die Lehman-Pleite die KfW härter trifft als zunächst erwartet. Von mehr als 500 Millionen Euro ist die Rede. Der Verwaltungsrat wollte zudem den Verkauf der KfW-Tochter IKB an den US-Finanzinvestor Lone Star absegnen. Die KfW, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört, hofft, bis zu 150 Millionen Euro des an Lehman gezahlten Geldes aus der Vermögensmasse der zahlungsunfähigen Wall-Street- Bank zurückzubekommen. So hoch könnte die Konkursquote sein.

Verwaltungsratsmitglied Jürgen Koppelin (FDP) hatte die Befürchtung geäußert, dass noch weit mehr als 300 Millionen Euro verloren gehen könnten. Die Bank selbst habe von einem Verlust im mittleren, dreistelligen Millionenbereich gesprochen, so dass es auch 600 Millionen Euro sein könnten. Koppelin sprach von einem Skandal, der auch organisatorische Konsequenzen haben müsse.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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