Bürger der Gemeinde Zorneding wissen aus leidvoller Erfahrung, dass sie Besuchern, die zum ersten Mal in den wilden Osten hinausfahren, den Weg exakt beschreiben müssen, wenn sie wollen, dass die Gäste ankommen.
Jene wiederum sollten sich die Adresse ihrer Gastgeber genau einprägen. Denn in Zorneding, zumindest auf dem Daxenberg, fangen allein zwölf Straßennamen mit Herzog an: Herzog Arnulf, Herzog Welf, Herzog Tassilo, Ludwig, Otto, Georg und so weiter. Zu glauben, es genüge, sich den Herzog (,,Welcher war das noch?'') einzuprägen, um zur richtigen Tür zu finden, hat bereits zahlreiche Gäste in die Irre und mit der Kirche ums Dorf geführt.
Früher hieß der Ort "Rodung des Zoro"
Zorneding, an der alten Salzstraße nach Wasserburg, die heute B304 heißt, ist eine bajuwarische Gründung aus dem 6.Jahrhundert. ,,Zornheltinga'' hieß der Flecken damals, ,,Rodung des Zoro''. Aus des heldenhaften Zoros Siedlung wurde später ein Adelssitz der bayerischen Herzöge. Herzog Ludwig der Brandenburger (sein Vater, Kaiser Ludwig der Bayer, hatte ihm die Mark Brandenburg vermacht), Gemahl der berühmten Tiroler Gräfin Margarete Maultasch, fand hier während der Jagd den Tod.
Dieses Ereignis muss von solcher Tragweite gewesen sein, dass der Brandenburger Adler im Wappen der Gemeinde verewigt ist. Adel verpflichtet eben. Ein - kaum beachtetes - König-Ludwig-Denkmal steht an der Hauptstraße und erinnert an Landpartien jüngeren Datums.
Von der Reißbrettsiedlung zum grünen Ortsteil
In den siebziger Jahren wurde auf der Erhebung im Osten der Gemeinde das Wohngebiet Daxenberg errichtet. Eine Reißbrettsiedlung ohne Charme, so schien es zunächst. In den ersten Jahren als Schlafstadt ,,zuagroaster'' Münchner geschmäht, ist der Daxenberg mittlerweile ein grüner Ortsteil mit alteingesessenen Bewohnern.
Wer in Zorneding eine Wohnung mieten will, wird auf dem Daxenberg am ehesten fündig. Der Name hat übrigens nichts mit dem Dachs zu tun und auch nichts mit dem Dax. ,,Daxen'', das ist im Bayerischen das Wort für Tannenzweige.
2008 ist Schluß mit dem Durchgangsverkehr
Vom zweiten Stockwerk an und bei Südlage (und Föhn) bekommt man dafür einen freien Blick auf die Alpenkette, auf Wald und Felder. Wald begrenzt auch den Horizont im Nordosten. Ab 2008 befreit eine Umgehungsstraße die Gemeinde und seine 8500 Einwohner vom Durchgangsverkehr auf der B304.
Alles da: Biergarten, Reiterhof, Zwiebelturm
Das Schönste an Zorneding sind die kurzen Wege in den Wald, etwa in den Ebersberger Forst, wo man nach Passieren des Wildgatters schon mal auf eine Bache mit ihren neugierigen Frischlingen trifft. Das kleine Pöring mit dem im Sommer angeleuchteten Zwiebelturm, der Ortsteil Wolfesing mit Pferdeklinik und Biergarten, der Reiterhof Ingelsberg liegen am Rand des Forstes.
Da der Zornedinger (Betonung auf der ersten Silbe) ein gelassener, immer ,,zu einem Plausch aufgelegter Zeitgenosse'' ist (so ein Werbeprospekt), schätzt er seine kleinen Fluchten und lebt trotz kleiner Mängel vergnügt in Zoros herzoglicher Rodung.