Wohnen um München:Oberaudorf

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Tradition und Innovation - das predigte der wohl bekannteste Sohn Oberaudorfs: Edmund Stoiber, der hier zur Welt gekommen ist. Für den Ort steht das Motto noch immer.

Georg Etscheit

Sehr weit hat es der Edmund Stoiber ja nicht gebracht, rein entfernungsmäßig. 90 Kilometer plusminus sind es von Oberaudorf zur Bayerischen Staatskanzlei in München. Von dort aus regierte er als bayerischer Ministerpräsident viele Jahre lang. In Oberaudorf hat er 1941 das Licht der Welt erblickt.

Der ehemalige Ministerpräsident in seinem Geburtsort (Foto: Foto: AP)

Auf dem entgegengesetzten Weg, von München nach Oberaudorf, sind es auch nur 90 Kilometer. Eine knappe Stunde mit dem Auto, wenn die Autobahn nicht verstopft ist. Mit dem Zug dauert es ein wenig länger. Nicht mehr im S-Bahnbereich, aber auch nicht aus der Welt liegt der Luftkurort Oberaudorf, wo sie sehr stolz sind auf den größten Sohn des Dorfes.

Gewohnt haben die Stoibers in einem hübschen, alpenländischen Häuschen am früheren Ortsrand. Die Erinnerungstafel, die es mal gegeben haben soll, sucht man vergebens. Vielleicht hat sich Stoiber ja gegen Personenkult verwahrt.

Oberaudorf ist, trotz des Touristenrummels, immer noch recht beschaulich. Ein gepflegter, kleiner Ort mit 4641 Einwohnern, mitten in ziemlich schroffen Bergen - und direkt am "grünen" Inn. Hoch über dem Dorf thront der Hausberg, der Brünnstein, der ein bisschen aussieht wie ein Vulkan. Ist aber keiner, sondern einer jener bröckeligen Kalkfelsen, die es hier überall gibt. Vom Brünnstein aus blickt man bei klarem Wetter fast bis nach Italien.

Von der einstigen Auerburg der Grafen zu Falkenstein sieht man nicht mehr viel. Aber ein Burgtor gibt es noch, über der Hauptstraße, wo sich vor nicht allzu langer Zeit die Wagen stauten auf dem Weg nach Arkadien. Jetzt zieht sich die Autobahn, die man bei Ostwind gut hören kann, durchs Tal.

Unweit des Burgtores klebt am steilen Felsen der "Weber an der Wand". In dem pittoresken ehemaligen Gasthof stiegen Könige und Künstler ab. Sie begründeten den Ruf Oberaudorfs als Ziel für Sommerfrischler.

Wer aus München herziehen will, wird sich wahrscheinlich in einem der Neubaugebiete wiederfinden, die hier auch nicht schöner sind als anderswo. Grundstücke sind rar und in der Regel für Einheimische reserviert. Um Einheimischer zu sein, ist im Rathaus zu erfahren, sollte man mindestens fünf Jahre im Dorf gelebt haben.

300 Euro kostet der Quadratmeter Grund. Immer wieder mal werden auch Häuser frei. Die Durchschnittsmiete für Wohnungen liegt bei rund neun Euro pro Quadratmeter.

Darben muss niemand in Oberaudorf Es gibt Einkaufsmöglichkeiten, Gasthäuser und natürlich das schicke, neue Freizeitgebiet Hocheck.

Früher führte direkt hinter der Kirche ein klappriger Sessellift hinauf auf den kleinen Skiberg. Jetzt haben sie den Hang aufgerüstet, mit Vierersessel, Sommerrodelbahn, Flutlicht und Schneekanonen. Tradition und Innovation! Das predigte ja auch der ehemalige Ministerpräsident.

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