Wohnen um München:Gilching

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Ist Gilching schön? Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Das alte Dorf ist noch erhalten, aber drumherum ist viel neu gebaut worden, damit 17.000 Einwohner versorgt werden.

Ingrid Brunner

Gilching, oder "Guiching", wie die Einheimischen sagen, hat zwei Gesichter, ein ländliches und ein verstädtertes. Ein Schicksal, das viele Orte im Umkreis Münchens ereilt hat, die schnell wachsen mussten, um die nicht enden wollende Nachfrage nach einem Häuschen im Grünen zu befriedigen.

Da ist zum einen das ländliche, liebliche Argelsried, das 1978 nach Gilching eingemeindet wurde. Es empfängt den Besucher mit Bauernhöfen, der Baywa, Wiesen, gewundenen Feldwegen und typisch ländlichen Gerüchen.

Wer hingegen die Autobahnabfahrt Gilching-West/Oberpfaffen nimmt, kommt in Neu-Gilching an: zur Linken Oberpfaffenhofen, Dornier und andere Unternehmen der Flugzeugindustrie, zur Rechten ein Fast-Food-Lokal und entlang der Landsberger Straße alle erdenklichen Generationen und Stile von Reihen- und Mietshäusern seit 1938, als die Dorniersiedlung gebaut wurde.

Schon damals begann der Hunger nach Wohnraum. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er weiter angeheizt, als ausgebombte Münchner und 1700 Heimatvertriebene schnell Unterkunft brauchten - und hält bis heute an. Irgendwo wird in Gilching immer gebaut, werden neue Baugebiete ausgewiesen, Baulücken ge- und Gewerbegebiete erschlossen.

Was nicht heißt, dass es einfach wäre, hier eine Wohnung zu finden, so sehr sich die Stadtväter auch einsetzen für den Wohnbau, und eben auch für den Geschossbau, nicht für frei stehende Häuser oder Doppelhaushälften. Zwischen acht und neun Euro pro Quadrameter liegt der Mietzins, schätzt ein örtlicher Immobilienmakler.

Wenig verwunderlich also, dass der dynamisch wachsende Ort, der kein Dorf, aber auch keine Stadt ist, sich über eine beträchtliche Fläche ausdehnt. Gewerbegebiete ziehen Firmen an, die wiederum für Zuzug von Mitarbeitern sorgen.

Knapp 17.000 Einwohner zählt Gilching. So viele Menschen brauchen Schulen, Kindergärten, Läden, Vereine, Fürsorge, Ärzte, Kultur- und Freizeitangebote, Gastromonie, Unterhaltung.

Von all dem hat Gilching reichlich: Eine rege VHS kümmert sich um die Köpfe der Erwachsenen, während die Kinder in architektonisch ansprechender Umgebung in Grund-, Hauptschule oder Gymnasium gehen. Sportgelände, Tennisplätze, sogar eine Halfpipe sollen Jung und Alt in Form halten.

Auf der Verbindungsstraße zwischen Argelsried und Gilching reiht sich Laden an Laden. Ob Discounter oder Bioladen, ob Landmetzger oder Änderungsschneider, ob Drogeriekette oder Einrichtungsaccessoires - die Läden sind ebenso viefältig wie die Kaufkraft der Gilchinger. Denn im Ort leben nicht nur die besserverdienenden Einwohner, die so typisch sind für den Landkreis Starnberg, sondern auch Menschen mit kleinerem Budget.

Attraktiv ist Gilching nicht zuletzt dank der S-Bahn, die in rund 30 Minuten die Münchner Innenstadt erreicht - und dank seines Umlands. Sportliche finden Radwege in Richtung Germering, Fürstenfeldbruck und vor allem ins nahe Fünf-Seen-Land - ein wichtiges Plus für die Wahl des Wohnorts.

Ob Gilching schön ist? Diese Frage lässt sich nicht pauschal mit ja oder nein beantworten. Es gibt hübsche Flecken, etwa den Weiler St. Gilgen mit seinen Pferdekoppeln. Oder das andere Ortsende auf der Straße nach Alling: Dort befindet sich "Alt-Gilching", der eigentliche Dorfkern. Mit alten, renovierten Bauernhäusern und herrlichem altem Baumbestand, der sich dann als Lindenalle bis nach Alling fortsetzt, verabschiedet sich Gilching grandios vom Besucher. Ende gut, fast alles gut.

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