Wohnen um München:Dießen

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Eigentlich verwunderlich, dass Dießen noch nicht als Location für eine Heimat-Serie entdeckt wurde. Denn der Ort bietet alles, was man für ein gutes Drehbuch braucht.

Ingrid Brunner

Eigentlich verwunderlich, dass Dießen noch nicht als Location für eine Heimat-Serie entdeckt wurde. Denn der Ort am Westufer des Ammersees mit seinen knapp 10.000 Einwohnern hat die Kulisse und die Protagonisten, die man für ein gutes Drehbuch braucht: Zunächst wäre da ein herrlicher See samt Segelclub, Dampfersteg, Promenade und himmlischer Landschaft ringsherum.

Deutschlands größter Töpfermarkt

Der Part fürs Schöne ginge an die in Dießen ansässigen Töpfer und Kunsthandwerker, die seit dem Mittelalter die hiesige Hafner- sprich Töpfertradition hochhalten, weshalb hier auch jährlich zu Pfingsten Deutschlands größter Töpfermarkt stattfindet. Dießen hat einen Ruf als Künstlergemeinde: Unter anderem lebten hier Carl Orff und Carl Spitzweg.

Als Gegenspieler - in der Rolle der Zugereisten aus der Stadt - kommen in Frage: die Freiberufler, Berater, Programmierer, Designer und alle, die ihren Arbeitsplatz zu Hause haben.

Nötige Andacht

Auch Beistand von ganz oben wäre vorhanden: Die barocke Klosterkirche Marienmünster, Kirchen und Kapellen nebst Personal sorgen für die nötige Andacht. Klar, dass auch die alternativ-esoterisch angehauchte Community in Dießen ihren Platz im Drehbuch fände. Gebetsfahnen im Garten, Naturkost aus dem Klosterladen gehören ebenso zum Ort wie der Waldorf-Kindergarten.

Die Hauptrolle aber würde Dießen selbst spielen, jener liebliche Ort, der sich hügelab zum See erstreckt, den Bewohnern des oberen Ortsteils den Ausblick auf den Ammersee zu Füßen legt und jenseits der Durchfahrtsstraße im unteren Dorf einen Ortskern birgt, wie es ihn eigentlich gar nicht mehr gibt. Denn dort geben zwei unverrohrte Rinnsale, der Mühlbach und der Tiefenbach, mit ihrem Plätschern und Rauschen den Grundton vor. Um sie herum schlingen und winden sich schmale Straßen, schmiegen sich alte prächtige Häuser mit ihren Vorgärten an, die von Lattenzäunen eingefriedet sind. Stege, Fußwege, Treppchen - ein Idyll, wo Kunst neben Kitsch friedlich in Vorgärten koexistiert.

Anziehungspunkt des Einzelhandels

Das Wasser der Bäche machen sich noch heute die ansässigen Ammerseefischer zunutze, die - in der Rolle der Alteingesessenen - Wasser abzweigen, in Becken umleiten, wo sie ihren Fang frisch halten, bis Kundschaft kommt. Neben vielen kleinen, ausgefallenen Läden gibt es auch Discounter, Dienstleister und Ärzte vor Ort sowie eine vitale Gastronomie-Szene: Ob bayerisches Wirtshaus, Eisdiele, Internetcafé, Bistro oder die Cine-Bar - überall sitzen nun junge und alte Sonnenanbeter im Freien, schlecken Eis oder schlürfen Caffe Latte.

Es lebt sich gut in Dießen: Es gibt Kindergärten, Grund- und Hauptschule, eine Mädchenrealschule sowie ein Gymnasium im Nachbarort St. Alban. Das Sport- und Freizeit-Angebot für Kinder ist groß und für Erwachsene gibt es Kultur und Natur satt. Fast kein Grund also, eine Autostunde nach München auf sich zu nehmen. Keine S-Bahn, nur ein stündlich fahrender Zug geht in die Landeshauptstadt.

Preise in Dießen

Neubaugebiete gibt es wenige, die Stadtväter begnügen sich damit, Baulücken zu schließen. Daher sollte ein wenig Zeit mitbringen, wer in Dießen eine Wohnung sucht. Die Durchschnittsmiete liegt bei acht bis neun Euro. Ein bezahlbares, entrücktes Idyll, weil die S-Bahn-Anbindung fehlt. Ein Glück, so bleibt Dießen eine unentdeckte kleine Diva ohne Starallüren.

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