Wider die Kundenflucht:Die Telekom wird billiger

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Mit Preisnachlässen für Telefon- und Internetkunden will die Deutsche Telekom am deutschen Markt wieder an Boden gewinnen.

Dafür senkt der frühere Monopolist zum 4. Juni die Kosten für seine Paketangebote zum schnellen Surfen und Telefonieren auf dem Festnetzanschluss um bis zu 15 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Eine Flatrate, die Kunden eine unbegrenzte Nutzung der Dienste zum Festpreis ermöglicht, bietet die Telekom in den Paketen dabei auch für ihre bundesweit 8600 Einwahlknoten für die kabellose Internetverbindung an.

Die Telekom verlor in den vergangenen Jahren hunderttausende Kunden. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es weit über 500.000 Menschen, die vor allem zu anderen Anbietern abwanderten.

Unterdessen werden eineinhalb Wochen nach Beginn des Arbeitskampfes dem Bonner Unternehmen die Folgen der Streikaktionen für die Kunden immer stärker spürbar.

Viele Aufträge bleiben liegen

Bei Deutschlands größtem Telekommunikationskonzern stapelten sich inzwischen einige zehntausend liegen gebliebene Aufträge. Das betreffe Neuinstallationen ebenso wie Entstörungen, berichtete ver.Di-Sprecher Jan Jurczyk am Dienstag. Die Service-Hotlines seien oft nur noch schwer erreichbar. Auch das Unternehmen selbst räumte Verzögerungen bei der Auftragsabwicklung ein.

Die Gewerkschaft verschärfte unterdessen ihre Gangart weiter. Am Dienstag befanden sich nach Angaben der Gewerkschaft rund 15.000 Telekom-Mitarbeiter im Streik.

Und für Mittwoch kündigte die Gewerkschaft einen Aktionstag unter dem Motto "5 nach 12 - die Telekom muss sich bewegen" an. Tausende Telekom-Mitarbeiter sollen dann mit Demonstrationen unter anderem in Berlin, Duisburg, Frankfurt und Nürnberg die Forderungen der Gewerkschaft unterstützen.

"Wir erwarten nun endlich ein Verhandlungsangebot, das diesen Namen auch verdient", sagte ver.Di Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder. Signale für eine Annäherung der beiden Tarifparteien gab es am Dienstag aber noch nicht. Im Gegenteil: Schröder bekräftigte im Deutschlandradio Kultur die Entschlossenheit der Gewerkschaft ihre Forderungen durchzusetzen: "Bis die Telekom einlenkt, wird weiter gestreikt."

Der Gewerkschafter warf dem Unternehmen vor, erheblichen Druck auf die Mitarbeiter auszuüben. "Wir erleben, dass selbst die Frauen der Mitarbeiter zu Hause angerufen werden."

Dabei werde damit gedroht, dass der Mann Gefahr laufe, seine Arbeit zu verlieren, wenn er nicht zu seinem Arbeitsplatz zurückkehre. "Das hat nichts mehr mit einem fairen Austragen von Tarifauseinandersetzungen zu tun", schimpfte der Gewerkschafter.

Auch bei den bei der Telekom beschäftigten Beamten stößt das Unternehmen mit seinen Ausgliederungsplänen auf Schwierigkeiten.

Eine Unternehmenssprecherin sagte, rund 15.000 Beamte hätten nach dem Erhalt eines Informationsschreibens zu den geplanten Änderungen, Widerspruch angemeldet oder erklärt, noch offene Fragen zu haben.

Der am 11. Mai eingeleitete Streik richtet sich gegen die geplante Auslagerung von 50.000 Stellen bei der Festnetzsparte T-Com in rechtlich eigenständige T-Service-Gesellschaften. Dort sollen die Mitarbeiter neun Prozent weniger verdienen und künftig 38 statt 34 Stunden pro Woche arbeiten.

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