Was dubiose Anlagefirmen gerne verkaufen:Diamanten und andere Lieblinge

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Die alten Maschen ziehen noch immer: Deals, auf die Sie sich besser nicht einlassen sollten.

Auch wenn beim Gespräch im heimischen Wohnzimmer unseriöse Finanzvermittler das Wort Sparpläne gerne in den Mund nehmen - was auf dem Grauen Kapitalmarkt angeboten wird, hat mit klassischen Sparangeboten nichts zu tun. Ein Überblick über die beliebtesten Produkte der Geldabzocker:

Angebotene Diamanten sind oft von minderer Qualität. (Foto: Foto: dpa)

Riskante Inhaber-Teilschuldverschreibungen

Sie zählen zu den derzeit am meisten verkauften Produkten in der Abzockerbranche. Der Grund: Die Papiere werden als festverzinsliche Anlagen angeboten, unterliegen aber nicht dem Kreditwesengesetz und damit auch nicht der Zuständigkeit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.

Unseriöse Anbieter werben häufig mit Zinsen von sieben oder acht Prozent für den Kauf solcher Anleihen und erwecken dabei den Eindruck, diese Anlagen seien sicher. Dies ist jedoch ein Trugschluss, wie die Pleiten der Wohnungsbaugesellschaft Leipzig-West und der Düsseldorfer Anlagefirma DM Beteiligungen zeigen. Die beiden Unternehmen hatten in großem Umfang an zehntausende Anleger Inhaber-Teilschuldverschreibungen verkauft.

Gefährliche Genüsse

Immer mehr Firmen auf dem Grauen Kapitalmarkt bieten Genuss-Scheine oder Genussrechte an. "Diese Produkte entwickeln sich zum Aufsteiger in der Geldabzockerbranche", sagt Volker Pietsch, Chef des Deutschen Instituts für Anlegerschutz. Auch hier gilt: Es gibt keine wirksame staatliche Kontrolle. Die Anbieter müssen nur ihren Prospekt zur formalen Prüfung bei der Finanzaufsicht einreichen.

Dies sagt aber nichts über die Seriosität der Anlage aus. Das Risiko ist deshalb sehr groß: Wer Genuss-Scheine oder Genussrechte erwirbt, stellt einem Unternehmen Kapital zur Verfügung. Die Rückzahlung des Geldes hängt von der Bonität der Firma ab. Muss die Gesellschaft Insolvenz anmelden, verliert der Anleger im schlimmsten Fall sein eingezahltes Kapital. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät deshalb: Wer trotz der Risiken in Genuss-Scheine Geld anlegen will, sollte große bekannte Unternehmen auswählen.

Grüne Geldanlagen

Unseriöse Anbieter nutzen auch gerne das gestiegene Umweltbewusstsein der Bevölkerung aus und bieten gefährliche Beteiligungsmodelle an. Dabei wird häufig vorgegeben, in saubere Energie wie Windkraft- oder Solaranlagen zu investieren. "In zahlreichen Fällen in der Vergangenheit wanderte jedoch das Geld nicht in Umweltprojekte, sondern in die Taschen der Anlagehaie", warnt Finanzexperte Pietsch. Anleger sollten sich deshalb vor einer solchen Kapitalanlage bei unabhängigen Stellen über die testierten Leistungsbilanzen der Anbieter informieren.

Heiße Aktientipps

Immer wieder versuchen dubiose Unternehmen, eigene, noch nicht an der Börse notierte Aktien an die Frau oder den Mann zu bringen - mit dem Versprechen, bei einem späteren Börsengang gäbe es einen großen Kursgewinn. Dahinter steckt oft nichts als heiße Luft, weil der Gang an die Börse nur ein Hirngespinst ist.

Überteuerte Erwerbermodelle

"Immobilien sind immer sicher", "Die Immobilie ist die zweite Rente" - mit diesen oder ähnlichen Sprüchen haben Vertriebsfirmen hunderttausende Eigentumswohnungen als Kapitalanlageobjekte verkauft.

Doch nicht selten sind die Objekte stark überteuert und in einem schlechten Bauzustand. Man spricht deshalb auch von "Schrottimmobilien". Die VZ NRW rät: "Die genaue Prüfung von Marktwert, Zustand und Lage des Objekts durch unabhängige Fachleute ist vor dem Kauf unverzichtbar."

Alte Maschen

Bestimmte Abzocker-Methoden scheinen nie auszusterben. Dazu zählen Warentermingeschäfte. Dem Kunden werden dabei Superrenditen durch Börsentransaktionen mit Getreide, Öl, Kaffee oder anderen Stoffen versprochen. In Wahrheit droht aber in der Regel ein Totalverlust, zumal Gebühren und Provisionen einen Großteil des Geldes verschlingen.

Auch Investitionen in Diamanten, welche Verkäufer am Telefon als härteste Währung der Welt anpreisen, erweisen sich oft als Flop. Häufig handelt es sich um wertlose oder völlig überteuerte Steine von minderer Qualität. Auch von so genannten Bankgarantiegeschäften sollten Anleger die Finger lassen.

Angeboten werden solche Produkte gerne mit seriös klingenden Begriffen wie "Interbankenhandel", "standby letter of credit" oder "prime bank guarantees". Die Betrüger suggerieren dabei, dass sie das Geld vieler Einzahler sammeln. Dadurch seien lukrative Geschäfte möglich, die sonst nur Banken vorbehalten sind. In Wirklichkeit handelt es sich um eine reine Erfindung der Abzocker des Grauen Kapitalmarkts.

© SZ vom 22.9.1006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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