Warren Buffett: Nachfolger stolpert:Verzweifelt gesucht: ein Prinz

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Warren Buffett hat ein großes Problem: Wer soll ihm, der Investorenlegende, einmal nachfolgen. Zu dumm, dass jetzt auch noch sein Kronprinz Sokol offenbar über ein hässliches Geschäft gestolpert ist.

Der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge von US-Starinvestor Warren Buffett als Chef der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway ist zurückgetreten. David Sokol, dessen Rücktritt angeblich freiwillig war, ist über ein Aktiengeschäft gestolpert.

David Sokol ist über umstrittene Aktienkäufe gestolpert. (Foto: REUTERS)

Die Begründung dafür, dass der 54-jährige Manager jetzt das Handtuch warf, wirkt widersprüchlich: Einerseits breitete Buffett in einem offenen Brief ausführlich Details zu einem millionenschweren Aktiengeschäft aus, das ein eher zweifelhaftes Licht auf Sokol wirft. Andererseits betonten beide, der Rückzug habe nichts mit dem Deal zu tun. Der vermeintliche Kronprinz habe schon seit drei Jahren über einen Rücktritt nachgedacht.

Sokol hatte Anfang Januar knapp 100.000 Aktien der Spezialchemiefirma Lubrizol gekauft - während er den Boden für ein Übernahmeangebot durch Buffetts Berkshire-Holding vorbereitete. Wenige Tage später versuchte er, Buffett den Kauf von Lubrizol schmackhaft zu machen, zunächst erfolglos. Ende des Monats biss die Investorenlegende jedoch schließlich an, im März beschloss Berkshire den Kauf von Lubrizol für neun Milliarden Dollar. Sokols Anteil war damit auf einen Schlag rund drei Millionen mehr wert: Er hatte für die Aktien weniger als 104 Dollar pro Stück gezahlt, Berkshire zahlte 135 Dollar.

Maximale Transparenz

Für Buffett wäre der Schatten eines Insider-Verdachts im engsten Umfeld besonders schmerzhaft. Zeit seines Lebens forderte er höhere ethische Standards in der Wirtschaft und versuchte auch, dies vorzuleben. Wohl auch deshalb legte Buffett in seinem Brief Wert auf maximale Offenheit. Er habe erst nach der Kaufentscheidung erfahren, wie hoch die Lubrizol-Beteiligung seines Vertrauten gewesen sei, schrieb er.

Sokol habe zwar nebenbei erwähnt, dass er Aktien der Firma halte, aber nicht gesagt, wie viele und seit wann. Allerdings sähen weder er noch Sokol in dem Deal etwas Verbotenes, betonte er - möglicherweise mit Blick auf die strenge Börsenaufsicht SEC als interessierten Mitleser. Schließlich habe Sokol keine Garantie gehabt, dass Berkshire am Ende tatsächlich bei Lubrizol zuschlagen werde.

Um die Nachfolge des 80 Jahre alten legendären Investors aus Nebraska gibt es immer wieder Spekulationen - und doch gilt jetzt wieder als völlig offen, wer den Spitzenjob in Buffetts Milliarden-Imperium mit breit gefächerten Beteiligungen an der Versicherungsindustrie, der Energiebranche, dem Luftverkehr und sogar an einer Eisenbahn übernimmt.

Ein geheimnisvoller Umschlag

Buffett hatte einmal gesagt, der Name des Nachfolger stehe in einem versiegelten Umschlag in seinem Büro. Bisher gingen die meisten Beobachter davon aus, dass der Umschlag den Namen Sokols enthält, der für Berkshire zuletzt den Energiekonzern MidAmerican Energy Holdings und den Flugzeug-Verleiher NetJets managte.

Über vier Namen wurde immer wieder spekuliert, wenn es um die Nachfolge des 80-Jährigen geht - jetzt sind es nur noch drei. Nach Informationen des Wall Street Journal gelten als wahrscheinliche Kandidaten der 51-jährige Matthew Rose, der für Buffett die Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe steuert, und Ajit Jain, der 55-jährige Chef von Berkshires Rückversicherungsgeschäft.

Buffetts Stimme hat in der Welt der Wirtschaft großes Gewicht. Der 80-Jährige hat mit klugen Investitionen ein Privatvermögen von etwa 50 Milliarden Dollar angehäuft und ist damit laut US-Magazin Forbes der drittreichste Mensch der Welt. Sein fast untrüglicher Sinn fürs Geldverdienen hat Buffett den Spitznamen "Orakel von Omaha" eingebracht - nach seiner Heimatstadt.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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