Wackelige Hypotheken-Anleihen:IKB-Krise verschärft sich

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Die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB soll noch deutlich höhere Summen in unsichere Anleihen auf dem US-Immobilienmarkt gesteckt haben als bislang bekannt war.

Die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB hat nach Spiegel-Informationen insgesamt 7,8 Milliarden Euro in wackelige Anleihen auf dem US-Immobilienmarkt gesteckt und damit deutlich mehr als bislang vermutet.

Wackelige Anleihen bei der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB (Foto: Foto: AP)

544 Millionen Euro habe die IKB selbst in die hoch riskanten Wertpapiere investiert, weitere 757 Millionen Euro ihre Luxemburger Tochter, berichtet das Magazin in seiner neuen Ausgabe.

Bekannt war bislang nur die Höhe der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erzwungenen Risikoübernahme von 3,5 Milliarden Euro. Dem Bericht zufolge liefen 6,5 Milliarden Euro der nunmehr teilweise uneinbringlichen Investments über die Rhineland Funding Capital Corporation.

Die Postbank musste laut Spiegel vergangene Woche ihre Verbindungen zur Rhineland Funding Capital Corporation kappen. Das Bonner Institut habe außerhalb seiner Bilanz in zwei Untergesellschaften des Fonds investiert und auch Garantien abgegeben.

"Die Postbank selbst stellte Liquiditätslinien im Zusammenhang mit Rhineland zur Verfügung", bestätigte ein Sprecher dem Magazin. Der Umfang belaufe sich auf rund 600 Millionen Euro. Nach Gesprächen mit der BaFin wurde diese Position vollständig aufgelöst. "Wir haben diese Woche Vorkehrungen getroffen, die sicherstellen, dass diese Investments komplett in unsere eigenen Bücher kommen", heißt es laut Spiegel in der Bank.

Milliardenschwere Rettungsaktion

Der ehemalige Präsident der Hessischen Landesbank, Wilhelm Hankel, sprach sich unterdessen für die Verlagerung der Bankenaufsicht an die Bundesbank aus. "Es ist sehr zu überlegen, ob die Bankenkontrolle nicht von der Finanzaufsicht BaFin, die ja keinen Marktkontakt hat, auf die Zentralbanken übergeht", sagte Hankel im Deutschlandradio Kultur. Diese hätten den dichtesten Kontakt zu den Banken. Auch bei der IKB hätte so einiges verhindert werden können.

Die IKB konnte bislang nur durch eine milliardenschwere Rettungsaktion privater und öffentlicher Banken und der Bundesregierung vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Die schwere Krise der IKB beschäftigt inzwischen auch die Staatsanwälte. Gegen Verantwortliche der Bank sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue und eines Verstoßes gegen das Aktiengesetz eingeleitet worden, sagte der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Ermittelt werde auch gegen Ex-Vorstandschef Stefan Ortseifen, sagte ein Behördensprecher. Er stehe zunächst aber nur wegen seiner Funktion auf der Liste, nicht wegen konkreter Vorwürfe. Es stehe noch nicht fest, gegen wen neben Ortseifen konkret ermittelt werden solle.

Ende Juli war bekannt geworden, dass das Institut durch sein Engagement auf dem US-Hypothekenmarkt in eine schwere Schieflage geraten war. Vorstandschef Ortseifen musste seinen Hut nehmen. Vor wenigen Tagen quittierte auch Finanzvorstand Volker Doberanzke seinen Job.

Ohne Eingreifen keine Überlebenschance

Angesichts der drohenden Milliardenverluste gründete die deutsche Kreditwirtschaft inzwischen einen Bankenpool. Unter Federführung der staatseigenen Förderbank KfW soll das Gremium über die Behandlung der Risiken entscheiden.

Zudem wurde durch die KfW und die Bankenverbände die Risikoabschirmung der IKB bekräftigt. Bislang wurde davon ausgegangen, dass die tatsächlich entstehenden Verluste der IKB bis zu 3,5 Milliarden Euro betragen könnten. Davon sollten die KfW etwa 70 Prozent und die anderen Banken 30 Prozent tragen. Mit der umfassenden Hilfsaktion will die Bankenbranche den Schaden für den Finanzplatz begrenzen.

Nach Ansicht der Ratingagentur Fitch hätte die IKB ohne das Eingreifen der KfW keine Überlebenschance gehabt. "Wir denken, alleine hätte die Bank die Situation nicht mehr geschafft", sagte Bankenanalystin Sabine Bauer in Frankfurt.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält der IKB vor, noch am 20. Juli in einer Pressemeldung den Eindruck erweckt zu haben, man sei nur mit einem einstelligen Millionenbetrag von der Hypotheken-Krise in den USA betroffen. Der für 2007 erwartete operative Gewinn werde erreicht. Zehn Tage später habe die Bank dann eine Gewinnwarnung herausgeben, worauf der Kurs der IKB-Aktie um rund 50 Prozent gefallen sei.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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