"Wackelfinanzierung":Wenn der Chef beim Hausbau hilft

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Manchmal fehlen nur einige tausend Euro auf dem Weg zum Traumhaus. Helfen können dann Arbeitgeber oder Großeltern - und die eigenen Hände.

Antje Schweitzer

wäre schon bitter, sollte der Traum von den eigenen vier Wänden an ein paar tausend Euro scheitern. Aber das muss auch nicht sein - günstiges Baugeld gibt es nämlich oft vom Chef und erst recht von den lieben Verwandten.

"Sie können bauen!" Bis es soweit ist, muss erst das nötige Geld zusammengekratzt werden. (Foto: Foto: dpa)

"Bauherren und Käufer müssen schon einiges unter den Hut bringen", weiß Max Herbst, Chef der Frankfurter FMH Finanzberatung, aus langjähriger Berufspraxis. Und damit ist nicht allein die oft monatelange Suche nach dem geeigneten Heim oder einem passenden Grundstück gemeint. Dies ist letztlich ein Klacks - verglichen mit der Mühe, dem Stress und bisweilen auch den Problemen, die eine Finanzierung bereitet.

Bei unsicheren Finanzen - besser warten

So sollte ein Hypothekendarlehen ausreichend hoch sein, damit der Finanzierungsbedarf gedeckt wird. Mindestens genauso wichtig ist aber, dass der Bauherr die aus dem Kredit resultierenden finanziellen Belastungen langfristig schultern kann. "Wer sich in dieser Hinsicht nicht halbwegs sicher ist, sollte den Bau oder Kauf seines Eigenheims lieber aufschieben", rät Herbst.

Diese Zeit ließe sich dann nutzen, um mehr Eigenkapital anzusparen. Denn ein geringerer Kreditbedarf kann das Risiko einer finanziellen Überforderung erheblich mindern.

"Vor allem junge Leute haben oft Probleme mit der Finanzierung. Am Ende fehlen ein paar tausend Euro. Und die Geld gebende Bank will das Hypothekendarlehen dann partout nicht mehr aufstocken", weiß Experte Max Herbst.

Selbst mit anpacken kann bis zu zehn Prozent sparen

Wer so nah am Ziel ist und doch so weit entfernt, kann dennoch den Traum vom Eigenheim verwirklichen. Etwa indem er Eigenleistungen erbringt. Diese können in der Spitze durchaus einen Gegenwert von zehn Prozent der Baukosten beziehungsweise des Kaufpreises haben. Und was idealerweise zwei rechte Hände bewirken, braucht der Finanzierer nicht als Eigenkapital aufzubringen.

Garantiert fragen Berater in Banken und Sparkassen nach möglichen Eigenleistungen, sobald sich eine Wackelfinanzierung abzeichnet. Doch nicht jeder besitzt handwerkliches Geschick, so dass eigene Arbeiten ausscheiden. Doch auch dann ist noch nicht alles verloren. Möglicherweise springen Verwandte, etwa Paten oder Großeltern, mit einer Finanzspritze in die Bresche. Und auch der Arbeitgeber stellt bisweilen zinsgünstige Darlehen zur Verfügung. Beides, das Geld aus dem Clan und vom Chef, kann die noch verbliebene Finanzlücke füllen.

Bei Firmendarlehen auf Steuerpflichten achten

Manche Unternehmen geben ihren Mitarbeitern zinsgünstige Darlehen, um den Erwerb von Wohneigentum mitzufinanzieren. Die Großzügigkeit des Chefs hat jedoch möglicherweise steuerliche Folgen. "Wort für Wort nachzulesen in den so genannten Lohnsteuerrichtlinien", sagt Lutz Koch, Steuerberater in Eschweiler bei Aachen. Letztlich geht es dabei um die Frage, ob der Mitarbeiter und Bauherr seinen Zinsvorteil, der möglicherweise aus dem Firmendarlehen resultiert, versteuern muss.

Dieser Zinsvorteil, also in Euro und Cent ausgedrückt die Differenz zwischen Chefzins und Marktkondition im Kalenderjahr, gilt als so genannter Sachbezug, der dem Zugriff des Fiskus unterliegt, falls das restliche Darlehen am Ende eines Kalenderjahres mehr als 2600 Euro beträgt. Zudem unterstellt die Finanzverwaltung einen steuerpflichtigen Zinsvorteil, falls der Effektivzins des Firmenkredits unter fünf Prozent liegt.

Folge: Wenn der Chef die neuralgische Steuergrenze beachtet, muss das steuerfreie Firmendarlehen derzeit mehr als ein Baukredit von der Bank oder Sparkasse kosten. Somit spart der Mitarbeiter zwar keine Kosten, aber er kann möglicherweise das Finanzierungsloch auffüllen.

Banken sind pingeliger als Chefs

Positiv ist auch, dass Arbeitgeberdarlehen nur nachrangig im Grundbuch eingetragen werden. Oft noch nicht einmal das. Denn bisweilen reicht, vor allem bei kleineren Krediten, eine einfache Lohn- oder Gehaltsabrechnung als Sicherheit. Banken und Sparkassen hingegen sehen die Sache mit der Bonität und den Sicherheiten bei der Vergabe von Hypothekendarlehen weitaus enger.

Auch Verwandte können zu Förderpartnern beim Projekt Eigenheim werden. Falls denn Onkel, Tante oder Großeltern überhaupt Zinsen für den Familienkredit haben wollen, dann sind diese in der Regel weitaus niedriger als bei der Bank. Die lieben Verwandten nehmen es bisweilen mit der Rückzahlung nicht ganz so genau.

Geldspritze aus dem Familienclan

Ein Vorteil ist zudem, dass bei dieser Kreditstrategie im Familienclan die üblichen Nebenkosten wie Bankgebühren und Ähnliches entfallen. Letztere verteuern ansonsten den Preis für das geliehene Geld erheblich, sofern denn der Kredit von einer Bank oder Sparkasse kommt. Da Darlehensverträge zwischen Angehörigen mitunter steuerliche Folgen haben (siehe Kasten), ist es ratsam, einen versierten Steuerberater zu konsultieren.

Viele Eltern und Großeltern finden es besser, mit einer "warmen Hand" zu geben. Dafür bietet die Finanzierung der eigenen vier Wände bei Kindern oder Enkeln eine gute Gelegenheit. Zwar interessiert sich auch das Finanzamt für Schenkungen. Doch da die "von einer Schenkung Begünstigten", so der Fachbegriff, über ansehnliche persönliche Freibeträge verfügen können, greift der Fiskus nur selten zu.

© SZ vom 15.09.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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