Vermögenswirksame Leistungen:Verschenktes Geld

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Viele Arbeitgeber zahlen freiwillig in die VL-Sparverträge ihrer Beschäftigten ein. Doch das Geschenk wird häufig nicht angenommen.

Thomas Hammer

Jedes Jahr im September haben tausende Jugendliche mit dem Beginn des ersten Lehrjahres das im Blick, worauf sie schon lange warten: Das erste Gehalt. Mit der ersten Abrechnung haben sie oft auch die Möglichkeit, mit Unterstützung von Arbeitgeber und Staat ein finanzielles Polster aufzubauen.

Nahezu alle Banken und Finanzdienstleister bieten VL-Sparverträge an. (Foto: Foto: Eberhard Wolf)

Sie müssen nicht mal viel Aufwand treiben, um an die so genannten vermögenswirksamen Leistungen (VL) zu kommen: VL-Sparverträge bieten nahezu alle Banken und Finanzdienstleister an. Wer einen abgeschlossen hat, muss seinem Arbeitgeber mitteilen, wie viel Geld vom Nettogehalt monatlich auf den VL-Vertrag fließen sollen.

Manche Arbeitgeber übernehmen Sparraten

Jeder Arbeitnehmer hat ein Recht auf vermögenswirksame Leistungen, sofern die Zahlungen aus seinem Gehalt geleistet werden. Freiwillig oder gemäß Tarifvertrag übernehmen manche Arbeitgeber die Sparraten aber teilweise oder komplett.

Nicht jedes Konto kann allerdings ein VL-Konto werden. Üblich sind vier Varianten: Ein Banksparvertrag mit sechs Jahren Spardauer plus einem Jahr Ruhezeit, ein Aktienfonds-Sparplan, eine Kapitallebensversicherung oder ein Bausparvertrag. Alternativ zum Bausparen ist auch die direkte Tilgung einer Baufinanzierung über die vermögenswirksamen Leistungen möglich.

Arbeitnehmersparzulage

Im Hinblick auf die staatliche Förderung in Form von Arbeitnehmersparzulage sind vor allem Bausparen und Aktienfonds interessant. Voraussetzung für die Zulage ist, dass das Jahreseinkommen bei Ledigen nicht mehr als 17.900 Euro und bei Verheirateten nicht mehr als 35.800 Euro beträgt. Allerdings ist der Maßstab nicht das Bruttoeinkommen, sondern das zu versteuernde Einkommen, also das Bruttoeinkommen nach Abzug von Freibeträgen, Werbungskosten und Sonderausgaben.

Beim Bausparen gibt es auf jährliche Einzahlungen bis zu 470 Euro neun Prozent Arbeitnehmersparzulage, wenn das Guthaben mindestens sieben Jahre nicht angetastet wird. Zwar bringt das Bausparen selbst bei den so genannten Renditetarifen nach einer Erhebung der Stiftung Warentest nur drei Prozent Rendite pro Jahr.

"Mit der Sparzulage steigt jedoch die Rendite um rund zwei Prozentpunkte", schreiben die Tester. Wer am Ende der Sparphase kein Bauspardarlehen in Anspruch nehmen will, sollte von vornherein eine niedrige Vertragssumme wählen, um die Abschlussgebühren gering zu halten. Faustregel beim Rendite-Bausparen: Die Bausparsumme sollte bei 90 bis 100 Monats-Sparraten liegen.

Aktienfondssparer

Deutlich mehr Zulage gibt es für Aktienfondssparer. Da erhalten Arbeitnehmer bei einer jährlichen Anlagesumme bis zu 400 Euro 18 Prozent Sparzulage. Beim Einkommen gelten die gleichen Grenzen, und die Zulagen fürs Bau- und Aktiensparen werden unabhängig voneinander gewährt. Damit können Arbeitnehmer beide Anlageformen parallel ansparen und zwei Mal Zulage kassieren.

Allerdings sollten Aktienfondssparer wissen, dass sie nicht mit einer garantierten Verzinsung rechnen und in schlechten Börsenzeiten auch Verluste machen können. Außerdem ist die Anzahl der VL-tauglichen Fonds begrenzt, weil sie mindestens 60 Prozent Aktienanteil vorweisen und den Einstieg mit niedrigen Monatsraten ermöglichen müssen.

Die niedrige Monatsrate macht es schwierig, für die Verwaltung der Fondsanteile eine günstige Bank zu finden. Während es für größere Einmalanlagen oder Sparpläne bei vielen Discountbrokern und Direktbanken hohe Rabatte gibt, sieht es bei VL-Fondssparplänen mau aus - ein Manko, das die Kleinsparer besonders trifft. "Gerade bei den kleinen VL-Sparraten können die Kosten kräftig an der Rendite zehren", sagt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Banken haben wenig attraktive Angebote

So halten die Direktbanken, die ansonsten oftmals Fondsdepots zum Nulltarif und deutlich reduzierte Ausgabeaufschläge bieten, offenbar nur wenig vom arbeitnehmerfreundlichen Fondssparen. Comdirect, ING-Diba, Cortal Consors und der Sparkassen-Discountbroker S-Broker haben überhaupt kein VL-Fondsangebot.

Nur die DAB-Bank bietet einige Sparpläne mit halbiertem Ausgabeaufschlag, bei zwei Fonds entfällt er sogar ganz. Allerdings ist die Führung des Fondsdepots nicht gratis, sondern kosten für VL-Sparer 12 Euro pro Jahr.

Aber auch die Filialbanken haben offenbar ihre Probleme mit dem Aktienfondssparen in Form von vermögenswirksamen Leistungen. So ergab im Frühjahr ein Test der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, dass von 24 Bankberatern nur jeder zweite Berater eine korrekte Auskunft über die staatliche Zulage beim Fondssparen erteilen konnte. Angesichts dieser Defizite erscheint es wenig verwunderlich, dass trotz attraktiver Zulagen das VL-Fondssparen derzeit auf dem absteigenden Ast ist: Nach einer Erhebung des Investmentverbands BVI ist die Zahl der VL-Fondsdepots im Lauf des ersten Halbjahrs dieses Jahres um 16 Prozent auf fünf Millionen gesunken.

© SZ vom 18.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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