Vermögenswirksame Leistungen:"Da wird Vermögen vernichtet"

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Wer mit vermögenswirksamen Leistungen in Aktienfonds anspart, bekommt manchmal weniger raus, als er eingezahlt hat.

Martin Beier

Vermögenswirksame Leistungen (VL) sind für Millionen Arbeitnehmer in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Die höchste Förderung gibt es für I nvestmentfondssparer: Wer die Einkommensgrenzen nicht überschreitet, dem schießt der Staat sechs Jahre lang 18 Prozent auf eine Investition von bis zu 400 Euro pro Jahr zu.

Sonst bleibt am Ende nichts übrig: Wer vermögenswirksame Leistungen in Fonds anlegen möchte, sollte gut auswählen. (Foto: Foto: dpa)

Doch von den VL-Fonds wollen immer weniger Geförderte etwas wissen, denn nur wenige der Anlagen werfen tatsächlich die anvisierten Gewinne ab. So ist die Zahl der vermögenswirksam in Investmentfonds Sparenden zuletzt unter die Zahl von vier Millionen gesunken. Drei Jahre zuvor meldete der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) noch fast sechs Millionen Sparer.

Sinkende Beliebtheit

Das Vermögen, das Arbeitnehmer in VL-Fonds angelegt haben, beziffert der Verband per 30. Juni 2008 nur noch auf 4,8 Milliarden Euro. Der höchste Wert war Ende 2005 mit mehr als zehn Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch. "Die Arbeitnehmer haben offenbar die Nase voll vom Aktiensparen", heißt es in Betriebsratskreisen.

"Da wird kein Vermögen gebildet. Da wird Vermögen vernichtet", urteilt etwa Günter Weber, Chef von mehr als 100 Mitarbeitern der Verlagsgruppe Markt Intern in Düsseldorf. "Die Beschränkung der Höchstförderung auf das Investmentfondssparen sollte abgeschafft werden", heißt es auch in Berliner Oppositionskreisen. Das Bundeskabinett hat jedoch gerade beschlossen, die Förderung sogar auszuweiten.

Dass das geförderte Sparen in Fonds immer weniger Anhänger hat, überrascht. Schließlich hat der Branchenverband BVI die Rendite der VL-Fonds gerade auf stolze 13 Prozent pro Jahr für die jüngste Anlageperiode berechnet. Das ist der beste Wert seit dem Jahr 1995. Doch das schöne Ergebnis für den Zeitraum 2001 bis 2007 ist durch die gute Entwicklung der Börsen seit 2003 begünstigt. Hier zeigt sich die positive Wirkung des Cost-Average-Effekts: Die anfangs zu Tiefpreisen gekauften Fondsanteile wurden Ende des vergangenen Jahres zu Höchstkursen bewertet.

So günstig wie zuletzt schnitten VL-Sparer aber selten ab. So wird sich zum Beispiel das schlechte Aktienjahr 2008 negativ auf den Wert der Anteile auswirken, die in den vergangenen sechs Jahren angeschafft wurden und nun - laut den gesetzlichen Vorschriften - mindestens noch ein Jahr lang liegen bleiben müssen, bis die Anleger sie wieder verkaufen dürfen.

Enttäuschendes Ergebnis

In drei Sieben-Jahres-Perioden, nämlich, die 2002, 2003 und 2004 endeten, haben VL-Sparer am Ende sogar weniger herausbekommen, als ihre Arbeitgeber und sie selbst eingezahlt hatten. Auch 1973 und 1974 hatten solche Pläne mit Verlusten geendet. Das schlechte Abschneiden ist darauf zurückzuführen, dass die Sparpläne endeten, als die Börse schlecht lief.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein Resümee der letzten 50 Jahre bringt schlechte Ergebnisse.

Die Renditen der VL-Fonds erreichten in den bald 50 Jahren, seitdem es die Förderung gibt, im Schnitt nur 18-mal mindestens jene sieben Prozent, die immer wieder als langjährig mit Aktien erzielbare Verzinsung genannt werden. 22-mal erreichten die Renditen diesen Wert nicht, 16-mal wurde nicht mal eine Rendite per annum von fünf Prozent erzielt. Die Zulage des Bundes ist dabei nicht berücksichtigt.

Der BVI führt eine Liste mit etwa 200 Fonds, die von Banken und anderen Finanzdienstleistern aktiv als VL-Fonds angeboten werden. Darunter finden sich Angebote von Branchengrößen wie zum Beispiel der Deutsche-Bank-Tochter DWS, Allianz Global Investors, Deka-Fonds oder Unifonds, aber auch ein Türkei-Fonds oder ein Fonds für Aktien kleine und mittlerer japanischer Unternehmen.

Vermögen vernichtet

Wie VL-Sparer im Einzelnen mit einem bestimmten Fonds abgeschnitten hätten, konnte der BVI nach eigenen Angaben nicht ausrechnen; die Werte sind aber zum Teil aus anderen Quellen ersichtlich. So bestätigt zum Beispiel der Internet-Fondsrechner der Deka das gute Branchenergebnis per Ende 2007 für den Deka-Fonds. Der Schwesterfonds Arideka schafft indes nur die Hälfte.

Andere Fondsgesellschaften bieten keinen solchen Rechenservice. Sparer müssen sich also mit anderen Zahlen behelfen. Nach Angaben des BVI vernichtete beispielsweise der VL-Fonds Cominvest Aditec seit zehn Jahren jedes Jahr 7,9 Prozent des Sparervermögens. Adifonds, Allianz-dit Aktien Deutschland, Gerling Dynamic oder Pioneer German Equity zählten ebenfalls zu den Vermögensvernichtern.

Bedachte Wahl

Nachhaltige Kapitalmehrung können Sparer dagegen außer mit dem Deka-Fonds vor allem von Lingohr-Systematic, Hansa-Secur sowie vom DWS-Fonds Provesta und dem Fonds Deutsche Aktien Typ 0 erwarten. Es kommt beim VL-Sparen also alles darauf an, das richtige Produkt für die Vermögensbildung herauszusuchen.

© SZ vom 29.8.2008/kim/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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