Verdacht auf Betrug:Gefährliches Spiel

Es mangelt offenbar an Zufall: Der Call-in-Sender Neun Live muss sich vor Gericht verantworten.

elju

Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat den Druck auf Neun Live erhöht und dem Sender eine ungewohnt kurze Frist gesetzt. Bis 12 Uhr an diesem Mittwoch hat der in München ansässige Call-in-Sender Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, die seit dem Auftauchen des Lauenstein-Videos im Raum stehen.

In der fragwürdigen Szene vom 13. Mai ist Neun Live-Moderatorin Alida Lauenstein zu hören, wie sie die Regie auffordert, einen möglichen Gewinnspielteilnehmer erst später in die Sendung zu nehmen.

Das im Internet kursierende Video, an dessen Echtheit die BLM keine Zweifel hat, legt nahe, dass es bei dem sogenannten Hot-Button-Prinzip kein Zufall ist, wann ein Anrufer ins Studio gestellt wird. Bisher hatte der Sender stets das Gegenteil betont.

Kurze Frist wegen der Schwere des Vergehens

BLM-Sprecher Wolfgang Flieger erklärt die kurze Frist - normal sind zwei Wochen - damit, dass es sich bei dem Fall "um eine ganz andere Qualität handelt".

Noch am 3. Mai hatten sich die Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der Landesmedienanstalten und die Sender mit Gewinnspielen im Programm auf einen erweiterten Regelkatalog geeinigt, in dem es vor allem um mehr Transparenz ging.

Die internen Gewinnspiel-Richtlinien vom Herbst 2005 hatten nicht mehr ausgereicht, um alle Bereiche abzudecken, sagt Holger Girbig, bei der GSPWM zuständig für die Causa Lauenstein. Derzeit ist noch offen, ob die BLM gegen Neun Live ein Bußgeld verhängen wird oder nicht. Alles was darüber hinausgeht, wäre Sache der Staatsanwaltschaft und würde unter Betrug firmieren.

© SZ vom 23.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: