US-Notenbank:Vage Andeutung, konkrete Folgen

Lesezeit: 2 min

Wenn der Vizechef der US-Notenbank von einer "flexiblen und pragmatischen Geldpolitik" spricht, stehen die Zeichen auf Zinssenkung in den USA. So sehen das jedenfalls die Börsianer.

Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen hat am Mittwoch die US-Börsen beflügelt . Die drei großen Indizes legten jeweils mehr als zwei Prozent zu. Grund für die Euphorie waren vor allem Äußerungen des Vizechefs der US-Notenbank, Donald Kohn. Angesichts der hohen Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Wirtschaft sei eine flexible und pragmatische Geldpolitik nötig, erklärte Kohn. Auch die Titel von Online-Händlern verbuchten Gewinne: Sie profitierten von den guten Verkaufszahlen des Vortags, dem sogenannten "Cyber-Montag".

An der New Yorker Wall Street hoffen die Händler auf einen niedrigeren Leitzins. (Foto: Foto: dpa)

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte bis zum New Yorker Nachmittagshandel um 2,2 Prozent auf 13.246 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500-Index tendierte 2,4 Prozent höher bei 1462 Zählern. Der Technologie-Index Nasdaq gewann 2,8 Prozent auf 2653 Punkte. In Deutschland ging der Dax mit einem Plus von 2,6 Prozent auf 7724 Punkten aus dem Handel. Die Titel von Banken, Versicherungen und anderen Finanzunternehmen schossen nach den Aussagen Kohns in die Höhe.

Zunächst erschrocken

Kohn beschwichtige die Märkte, sagte Malcolm Polley von Stewart Capital Advisors in Indiana, Pennsylvania. "Im Grunde steht die Fed bereit, um die Kreditmärkte zu stützen." Der S&P-Finanzindex legte mehr als vier Prozent zu.

Die Titel der Citigroup kletterten um knapp sieben Prozent, nachdem das Wall Street Journal berichtet hatte, dass die Großbank inmitten der Krise eine informelle Fusionsanfrage erhalten und abgelehnt hatte. Bereits am Dienstag hatte eine Milliardenspritze aus dem Emirat Abu Dhabi für die Citigroup für Kaufstimmung an den New Yorker Börsen gesorgt.

Aus dem Finanzsektor kamen jedoch nicht nur gute Neuigkeiten: Die zweitgrößte einheimische Hypothekenbank Wells Fargo musste wegen der Kreditkrise eine Sonderbelastung von 1,4 Milliarden Dollar verbuchen. Anleger reagierten zwar zunächst erschrocken, weil Wells Fargo als ausgesprochen vorsichtig bei der Kreditvergabe gilt.

Aktien von Amazon legen um vier Prozent zu

Die Aktien des Instituts konnten dennoch in dem generellen Aufwärtstrend vier Prozent zulegen. Die Aktien des krisengeschüttelten Konkurrenten Freddie Mac kletterten sogar um mehr als 13 Prozent, obwohl das Unternehmen seine Dividende halbierte. Die Bank hatte angekündigt, in den kommenden Tagen mit den Verkauf von Vorzugsaktien sechs Milliarden Dollar einsammeln zu wollen.

Die Titel von Online-Händlern legten ebenfalls zu, nachdem das Marktforschungsunternehmen Com Score bekanntgegeben hatte, dass die US-Konsumenten am sogenannten "Cyber-Montag" die Rekordsumme von 733 Millionen Dollar ausgegeben haben, 21 Prozent mehr als im Vorjahr. Am Montag nach Thanksgiving kaufen viele Amerikaner von der Arbeit aus online Geschenke. Die Aktien von Amazon legten um vier Prozent zu, die Papiere von Ebay stiegen um fünf Prozent.

© Reuters/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: