US-Finanzkrise:JP Morgan rettet Bear Stearns vor dem Kollaps

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Die angeschlagene Investmentbank Bear Stearns wird übernommen: Die zweitgrößte US-Bank JP Morgan Chase springt ein - und kauft das Institut.

JP Morgan übernimmt Bear Stearns zum Preis von 236,2 Millionen Dollar (151,8 Millionen Euro). Mit dem Kauf für zwei Dollar je Aktie soll der drohende Konkurs von Bear Stearns verhindert werden. Der Kaufpreis entspricht nur 93,3 Prozent der Marktkapitalisierung zum Kurs vom Freitag.

(Foto: Foto: AFP)

Angesichts einer drohenden Verschärfung der Finanzkrise hat die US-Notenbank die Übernahme mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Milliarden Dollar (18,9 Milliarden Euro) abgesichert.

Ein Zusammenbruch von Bear Stearns hätte die Unsicherheit an den Finanzmärkten weiter verstärkt, was die Regierung unbedingt verhindern wollte.

Der Finanzvorstand von JP Morgan, Michael Cavanaugh, machte keine Angaben zu der Frage, was jetzt mit dem 14.000 Beschäftigten von Bear Stearns passiert. Ebenso wurde nicht erklärt, ob der Name des Instituts erhalten bleiben soll.

Übernahme mit sofortiger Wirkung

In einer Telefonkonferenz mit Analysten und Investoren sagte Cavanaugh, die Bank sei vor allem am Investmentgeschäft mit großen Anlegern wie Hedge Fonds interessiert.

Bear Stearns ist das jüngste Opfer der Immoblilienkrise in den USA. Wegen riskanter Geschäfte mit Hypothekenpapieren geriet die fünftgrößte Investmentbank der USA in eine Schieflage. Bislang mussten die Banken weltweit rund 200 Milliarden Dollar (128,5 Milliarden Euro) wegen solcher Verluste abschreiben.

Mit sofortiger Wirkung übernehme J.P. Morgan Chase die Handelsverpflichtungen von Bear Stearns und ihrer Tochtergesellschaften sowie die Aufsicht über sämtliche Operationen des Managements, hieß es in der Mitteilung des Bankhauses. Die Transaktion solle bis Ende des zweiten Quartals 2008 abgeschlossen sein.

"J.P. Morgan Chase steht hinter Bear Stearns", sagte Konzernchef Jamie Dimon. "Bear Stearns Kunden und Vertragspartner sollten sich sicher fühlen, dass J.P. Morgan für Bear Stearns Vertragsrisiken garantiert. Wir heißen ihre Kunden, Vertragspartner und Angestellten in unserer Firma willkommen, und wir sind froh, ihr Partner zu sein." J.P. Morgan beschäftigt rund 180.000 Menschen. Bear Stearns war die Liquidität Ende vergangener Woche weitgehend ausgegangen und sie musste eilig von J.P. Morgan Chase und der regionalen Notenbank von New York gestützt werden. Die Aktien waren daraufhin am Freitag um 45,88 Prozent auf 30,85 Dollar eingebrochen. Bear Stearns ist die kleinste der fünf großen New Yorker Investmentbanken.

Deal könnte platzen

Am Sonntag war zudem bekanntgeworden, dass ein erst im vergangenen Jahr vereinbarter milliardenschwerer Einstieg des größten chinesischen Brokerhauses CITIC Securities zu platzen droht. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, könne das Unternehmen ein Zustandekommen des Geschäfts "nicht garantieren". Es sei kein "formelles Abkommen" unterzeichnet worden. Der chinesische Broker, der zur staatlichen China International Trust & Investment Corp. gehört, hatte im Herbst seinen Einstieg mit sechs Prozent bei Bear Stearns für eine Milliarde Dollar angekündigt. Im Gegenzug wollte sich Bear Stearns an dem Geschäft der Chinesen beteiligen.

Offensichtlich wurde die Krise bei Bear Stearns erstmals im vergangenen Sommer, als zwei Hedge-Fonds der Bank im Zusammenhang mit dem Kollaps am US-Hypothekenmarkt zusammenbrachen. Für das vierte Quartal musste die Bank erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust ausweisen. Wegen fauler Kreditpapiere bereinigte Bear Stearns schließlich im gesamten Geschäftsjahr 2007 (30. November) Wertverluste von 1,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn brach auf 233 Millionen Dollar ein, nach 2,1 Milliarden Dollar im Vorjahr.

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