Unruhe um Schweizer Großbank:Vier UBS-Verwaltungsräte treten zurück

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Die angeschlagene Schweizer Großbank UBS baut ihren Verwaltungsrat um und sorgt damit für Unruhe. Die Angst vor einer Gewinnwarnung noch am Dienstag setzte den Aktienkurs gewaltig unter Druck.

Bei der Schweizer Großbank UBS brodelt es gewaltig. Nach den Milliarden-Abschreibungen im Zusammenhang mit der Finanzkrise baut die Bank ihren Verwaltungsrat um und setzt auf mehr Banken-Sachverstand im zwölfköpfigen Führungsgremium. Zugleich wird die Verantwortung von Verwaltungsrat und operativem Management neu geregelt und besser abgegrenzt.

Vier Spitzenleute treten zurück

Die Verwaltungsräte Stephan Haeringer, Rolf Meyer, Peter Spuhler und Lawrence Weinbach werden nach UBS-Angaben vom Dienstag zurücktreten. Ihre Nachfolger sollen auf einer außerordentlichen Generalversammlung gewählt werden, die am 2. Oktober 2008 stattfinden soll.

Für die Nachfolge der vier ausscheidenden Personen seien eine Reihe von Kandidatinnen und Kandidaten in der engeren Wahl. Eine Mehrheit der zur Wahl stehenden Kandidaten werde über namhafte Erfahrung in Banking, Finanzen und Risikomanagement verfügen, teilte UBS weiter mit.

Den Aktionären entgegengekommen

Fiat-Chef Sergio Marchionne soll Senior Independent Director werden und bleibt unabhängiger Vizepräsident der UBS. Zum 1. Juli setzte der Verwaltungsrat zudem neue Corporate Governance-Bestimmungen in Kraft. Das sogenannte Chairman's Office wird abgeschafft und durch Ausschüsse des Verwaltungsrates ersetzt.

Die Bank kommt damit einer Reihe von kritischen Aktionären wie etwa der Beteiligungsgesellschaft Olivant entgegen. Diese hatten den mangelnden Banken-Sachverstand im bisherigen Verwaltungsrat bemängelt. Zudem hatte das Chairman's Office um den früheren Verwaltungsratspräsidenten Marcel Ospel in den Augen der Aktionäre eine unzulässige Machtzusammenballung mit sich gebracht.

Neu trägt der Verwaltungsrat "die klare Verantwortung zur Strategiefestlegung", wie es weiter hieß. CEO und Management tragen die volle Verantwortung für das operative Management.

Die USA fordern Daten

Die Bank, die wegen der Subprime-Krise die letzten beiden Quartale jeweils mit zweistelligen Milliardenverlusten abgeschlossen hat und deren Aktienkurs am Boden liegt, muss ihre Investmentbank umstrukturieren. Im Kerngeschäft Vermögensverwaltung muss sie verhindern, dass wegen der durch die Verluste ausgelösten Reputationsschäden möglicherweise reiche Kunden abspringen.

In den USA laufen Untersuchungen wegen einer möglichen Beihilfe zur Steuerhinterziehung durch Mitarbeiter der Bank. Neue Angaben, wie weit die Bank bei der Lösung dieser Fragen gekommen ist, legte UBS am Dienstag nicht vor.

Das US-Justizministerium fordert von der Schweizer Großbank UBS weiterhin Informationen über US-Bürger, die möglicherweise mit Hilfe von Offshore-Konten Steuern hinterzogen haben. Das Ministerium beantragte bei einem Bundesgericht in Miami, der Steuerbehörde IRS eine gerichtliche Aufforderung der UBS zu genehmigen.

Aktienkurs unter Druck

Darin würde die Bank angewiesen, US-Steuerzahler zu benennen, die Konten vor der IRS verbargen. Ein früherer UBS-Kundenberater in den USA hatte sich am 19. Juni der Beihilfe zum Steuerbetrug schuldig bekannt. Demnach hat er Bankkunden bei der Steuerhinterziehung geholfen.

Die UBS hat den US-Behörden ihre volle Zusammenarbeit zugesichert. Für die von der Finanzkrise gebeutelte Bank steht im Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA viel auf dem Spiel.

Der UBS-Aktienkurs war am Montag stark unter Druck geraten. An den Märkten war befürchtet worden, die Bank könnte am Dienstag eine neue Gewinnwarnung für das zweite Quartal bringen. Da dies nicht der Fall war gehen die Märkte davon aus, dass sich der Fehlbetrag des zweiten Quartals im Rahmen der zwei bis fünf Milliarden Franken bewegt, die Analysten als Schätzwerte berechnet hatten.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AP/jkr/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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