Umstrittene Bonuszahlungen:US-Regierung fordert Millionen von AIG

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Ärger wegen gezahlter Boni beim Versicherer AIG: Finanzminister Geithner will sich die Zahlungen rückerstatten lassen - und plant die "geordnete Abwicklung" des Konzerns.

Mit Milliardensummen wurde AIG vom Staat gestützt, trotzdem schüttete der US-Versicherer Boni in Höhe von 165 Millionen Dollar aus. Diese Zahlungen haben nicht nur in den USA für großen Ärger gesorgt. Diesen Ärger hat die amerikanische Regierung bereits klar Ausdruck verliehen - nun werden aus den Worten konkrete Pläne.

Die US-Regierung ist wegen der umstrittenen Bonuszahlungen sauer auf den Versicherer AIG - und fordert eine Rückerstattung der Gelder. (Foto: Foto: AFP)

Die Regierung hat nun dem Konzern gewährte Hilfen zurückgefordert. US-Finanzminister Timothy Geithner kündigte zudem am Dienstag an, er wolle die "geordnete Abwicklung" des Konzerns beschleunigen. AIG-Chef Edward Liddy sollte vor einem Kongresskomitee Fragen zu den Bonuszahlungen beantworten.

In einem Brief an die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, schrieb Geithner, Präsident Barack Obama und er selbst teilten die "beträchtliche Wut" über die an Manager der Firma ausgezahlten Millionensummen.

Sein Ministerium werde sämtliche "verantwortungsvollen Methoden" ausloten, um die "geordnete Abwicklung" des Konzerns zu beschleunigen. Bei den Bemühungen um die Klärung des künftigen Status' von AIG gehe es darum, einerseits die systemischen Risiken für das Finanzsystem zu verringern und andererseits die Verluste für die Steuerzahler zu minimieren. Auch Konzernchef Liddy steht wegen der Bonus-Turbulenzen in der Kritik, sogar Forderungen nach seiner Ablösung werden laut.

Höchster Konzernverlust der US-Wirtschaftsgeschichte

Nach Angaben Geithners prüfte das US-Justizministerium auch Möglichkeiten, bereits geleistete Bonuszahlungen zurückzufordern.

Sollten diese gegen Bestimmungen in dem Gesetz zur Belebung der Konjunktur verstoßen, werde die Regierung mit dem Unternehmen und dessen Angestellten über eine Rückzahlung verhandeln. Es sei aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen, die Boni schon im Vorfeld zurückzuhalten, hob Geithner hervor.

Er habe Konzernchef Liddy aufgefordert, für dieses Jahr geplante Bonuszahlungen in Höhe von hunderten Millionen Dollar auf Eis zu legen. Einige demokratische Senatoren forderten, die Prämien per Gesetz mit einer 90-prozentigen Steuer zu belegen, sollte Liddy nicht erneut mit den Managern über die Zahlungen verhandeln.

Nun will die US-Regierung nach Angaben Geithners AIG vertraglich dazu verpflichten, die 165 Millionen Dollar dem Steuerzahler zurückzuzahlen. Die Summe solle von einer anstehenden Tranche von 30 Milliarden Dollar abgezogen werden, die der Versicherer im Rahmen des Rettungsplans bekommen solle. Das Hilfspaket Washingtons für den Konzern beläuft sich auf insgesamt bislang 180 Milliarden Dollar.

AIG hatte im vergangenen Jahr mit 99,3 Milliarden Dollar den höchsten Konzernverlust in der US-Wirtschaftsgeschichte verzeichnet. Nur durch den Einstieg der US-Regierung konnte der Konzern vor der Pleite gerettet werden. Der Staat hält 79,9 Prozent der Anteile an dem Versicherer.

Viele Finanzinstitute profitieren erheblich von den Hilfszahlungen der US-Regierung an AIG - darunter auch die Deutsche Bank. Ihr könnte jetzt zudem zugute kommen, dass womöglich auch Hedge Funds, die auf fallende Preise am Häusermarkt gewettet hatten, Mittel aus dem Rettungspaket erhalten. Hedge-Funds-Kunden des Instituts sollen nach Informationen des Wall Street Journal auf Ausfälle am Hypothekenmarkt spekulieren. Sollten diese ein bestimmtes Niveau übersteigen, wird das Geld an die Bank ausgeschüttet.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/tob/pak/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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