UBS:"Unbeschreiblich, was Sie sich geleistet haben"

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Die Hauptversammlung der Schweizer Großbank ist zu einem Scherbengericht über die Spitze der UBS geworden.

Gerd Zitzelsberger

"Es ist unbeschreiblich, was Sie sich geleistet haben", zürnt Kleinaktionär Rudolf Maier. Dutzende anderer Aktionäre - manche davon vertreten durchaus ansehnliche Stimmenpakete - stimmen ein: Die Hauptversammlung der UBS AG, des größten Vermögensverwalters der Welt, am Mittwoch wurde zu einem Scherbengericht über die UBS-Spitze und speziell über Marcel Ospel, wie das die Schweiz seit der Swissair-Pleite nicht mehr erlebt hat.

Verwaltungsratspräsident Ospel war in den vergangenen acht Jahren der dominierende Manager der Bank. Er stellte sich am Mittwoch nicht mehr zur Wiederwahl in den Aufsichtsrat, was die Aktionäre mit Applaus quittierten.

Seine Inkompetenz, gekoppelt mit großer Machtfülle, gilt vielen Anteilseignern als die Hauptursache für das Desaster, das die amerikanische Immobilienkrise bei der größten Schweizer Bank hinterlässt. Das Institut verlor mit Ramschanleihen und ähnlichen Instrumenten so viel Geld wie ansonsten nur doch die amerikanische Citigroup.

Vorschusskritik für den Nachfolger

Massive Kritik gab es auch an der Nachfolge Ospels. "Er war mit auf diesem Schiff, und zwar als Steuermann", kritisierten Aktionäre den neuen Spitzenmann Peter Kurer. Große Anteilseigner und Analysten hatten bereits vor der HV bemängelt, dass der Ospel-Protegé Kurer, bislang der Spitzenjurist der Bank mit Vorstandsrang, zu wenig von Risiken und Bankgeschäft verstehe.

Drei Aktionärsvereinigungen kündigten sogar an, sie würden im Spätsommer eine außerordentliche Generalversammlung und Neuwahlen beantragen, wenn nicht neue Köpfe in den Verwaltungsrat kämen. Ungeachtet der Kritik stimmte jedoch mehr als 90 Prozent des anwesenden Kapitals für Kurer.

Der neue Spitzenmann sagte, er übernehme das Amt des Verwaltungsratspräsidenten "aus Verantwortungsgefühl". Zudem deutete er an, dass manche Verwaltungsräte in den nächsten Monaten zurücktreten. Ob er sich selbst als Übergangslösung sieht, blieb offen.

Das Machtgefüge bei der UBS wird sich auf jeden Fall ändern. Zu den Gewinnern gehört Marcel Rohner, der seit Sommer als Vorstandsvorsitzender amtiert. Im Verwaltungsrat wird die Macht breiter verteilt. Selbst die Abspaltung des Investmentbankings erscheint angesichts des Desasters möglich.

Auch die Streichung von 3000 Stellen wurde wiederholt kolportiert. "Wir haben das integrierte Modell zu wenig hinterfragt", sagte Rohner. Es sei falsch gewesen, mit Gewinnen aus der Vermögensverwaltung das Investmentbanking zu päppeln.

© SZ vom 24.4.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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