UBS in den USA angeklagt:Wundersame Gebührenvermehrung

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Warum eine 91-Jährige in den USA von der Schweizer Großbank ein Vieltrader-Konto bekommt - und dafür 35.000 Dollar zahlen soll.

Paul Trummer

Versicherer, Plattenfirmen, Chiphersteller und Investmentbanker stehen auf der Abschussliste von Eliot Spitzer. Der Generalstaatsanwalt von New York gilt als einer der streitbarsten Rechtsvertreter Amerikas. Er wird als "Sheriff der Wall Street" bezeichnet und das Time magazine kürte ihn zum "Crusader of the Year", zu deutsch der "Kreuzritter des Jahres".

Der New Yorker Generalstaatsanwalt Spitzer brachte eine Klage gegen UBS Financial Services ein. (Foto: Foto: AP)

Nun hat sich der Sohn österreichischer Einwanderer einen neuen Gegner gesucht - einen der größten, den man auf dem Finanzparkett finden kann. Die Schweizer Großbank UBS ist ins Visier des Anwalts geraten.

Am Dienstag teilte die Staatsanwaltschaft New York mit, sie habe Anklage erhoben gegen die Brokerabteilung der UBS, UBS Financial Services. Die Bank habe Tausende von Anlegern mit falschen Versprechungen zum Wechsel auf einen anderen Kontentypus gedrängt, der für sie nicht geeignet sei, heißt es in der Anklageschrift.

Vermögensbasierte Gebühren

Der InsightOne genannte Kontotypus sieht vor, dass sich die Gebühren für Wertpapiergeschäfte nicht anhand der durchgeführten Transaktionen berechnen, sondern mit einer Pauschale abgegolten werden, die sich an der Höhe des verwalteten Vermögens bemisst.

Für Anleger mit vielen Transaktionen mag InsightOne tatsächlich Vorteile bringen, doch für Kunden, die nur wenige Transaktionen tätigen, ergeben sich horrende Kosten.

So wird in der Klageschrift der Fall einer 91-Jährigen geschildert, die für vier Kontobewegungen 35.000 Dollar bezahlen musste. Mit einem herkömmlichen Konto hätte sie rund 2.000 Dollar bezahlt.

46.000 Dollar für zwei Transaktionen

Einem Kundenpaar, das in einem Zeitraum von drei Jahren lediglich zwei Transaktionen tätigte, stellte die UBS 46.000 Dollar in Rechnung - 20 Prozent des gesamten Jahreseinkommens des Paares.

Neben vollkommenen überzogenen Gebührenforderungen wird UBS in der Klageschrift nun vorgeworfen, die Bank hätte Anleger unter falschen Versprechungen und mit finanziellen Anreizen zur Beteiligung an diesem Programm bewogen.

Interne Bedenken

Die Großbank bestritt die Vorwürfe umgehend und gab zu verstehen, dass sie sich strikt gegen die Anklage wehren werde. In einer Aussendung versicherte UBS, stets im Interesse der Kunden gehandelt zu haben und wies darauf hin, dass die Einführung von InsightOne ihren Kunden hunderte Millionen Dollar Transaktionsgebühren erspart hätte.

Das stete Handeln im Interesse der Anleger wird jedoch sogar von eigenen Mitarbeitern in Frage gestellt. In der Anklageschrift finden sich Auszüge aus internen E-Mails, in denen einige Broker des Instituts schwere Bedenken anmelden. Ein Mitarbeiter wirft dem Bankhaus vor, durch unnötige Transaktionen InsightOne künstlich am Leben zu erhalten.

Und ein anderer Broker beschwerte sich bei seinem Vorgesetzten über die Vortäuschung von Vorteilen der gebührenbasierten Konten gegenüber Konten mit Transaktionsgebühren. Viele Transaktionen würden nicht durchgeführt, um den Kundennutzen zu steigern. Vielmehr würden sie getätigt, um ihre Anzahl zu erhöhen. "Das nennt man Gaunerei", so der Broker lakonisch.

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