Trotz starkem dritten Quartal:Deutsche Post enttäuscht die Anleger

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Teils zweistellig fielen die Zuwächse bei Umsatz und Gewinn der Deutschen Post aus. Trotzdem fürchten Analysten, dass die Jahresziele verfehlt werden könnten.

Gerhard Hennemann

Während der Konzern von einem "soliden Quartal" sprach, äußerten sich die meisten Analysten eher enttäuscht. So stufte die Norddeutsche Landesbank ihre Kaufempfehlung für die Post-Aktie von "Kaufen" auf "Halten" zurück und die Landesbank Rheinland-Pfalz kündigte eine Überprüfung ihres Kursziels an.

Auslöser dafür war in erster Linie die Tatsache, dass die Post ihre Gewinnerwartung für das laufende Jahr leicht nach unten korrigiert hatte.

Während am Ende des zweiten Quartals noch von einem Ergebnis vor Steuern von "mindestens" 3,9 Milliarden Euro die Rede war, lautet die offizielle Sprachregelung jetzt "rund" 3,9 Milliarden Euro.

Hoffen auf starkes Weihnachtsgeschäft

Einige Analysten sehen darin eine Vorwarnung, dass die Größenordnung von 3,9 Milliarden Euro insgesamt in Frage stehen könnte. Dem widersprach Finanzvorstand Edgar Ernst. Mit Blick auf das traditionell starke Weihnachtsquartal der Post sei er sehr zuversichtlich, dass von den in Aussicht gestellten Umsatz-und Gewinnzielen keine Abstriche gemacht werden müssten, betonte Ernst.

Nach Darstellung des Unternehmens stieg der Konzernumsatz im dritten Quartals um 35 Prozent - von gut elf auf 14,9 Milliarden Euro.

Dieser erhebliche Sprung sei jedoch nicht nur auf die Integration des Logistikdienstleisters Exel und des Bausparfinanzierers BHW zurückzuführen, sondern auch auf organisches Wachstums, das aber nicht separat beziffert wurde.

Zugleich nahm das Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit (Ebit) um 40,1 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro zu. In dieser Summe stecken allerdings Erträge von 276 Millionen Euro aus dem im Juli vollzogenen vorzeitigen Umtausch der Anleihe auf Postbank-Aktien.

Der Konzerngewinn erreichte im dritten Quartal 537 Millionen Euro - nach 412 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal - und verbesserte sich damit um 30,3 Prozent. Das Ergebnis pro Aktie stieg zugleich von 37 auf 45 Cent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert

Insbesondere die Übernahme des britischen Logistikunternehmens Exel führte dazu, dass die Post inzwischen 59 Prozent ihres Konzernumsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet.

Unterschiedlich profitable Sparten

Aufgeschlüsselt nach Sparten ergaben sich im dritten Quartal erhebliche Wachstumsunterschiede. Während sich der Briefumsatz im Inland weiter verringerte, dafür aber im Ausland nach dem Erwerb des britischen Briefunternehmens Williams Lea kräftig anzog, ergab sich unter dem Strich noch ein Zuwachs um 3,5 Prozent.

Anders dagegen im Express-Bereich, der im dritten Quartal einen Umsatzrückgang um 2,8 Prozent ausweist. Hier schlugen offenbar immer noch die Verluste aus dem USA-Geschäft stark zu Buche, die auch durch zweistellige Zuwächse in Asien sowie auf den "Emerging Markets" nicht ausgeglichen werden konnten. Spitzenreiter blieb die Logistik, die ihren Umsatz dank Exel gleich um 100 Prozent steigern konnte.

In der Rangfolge der Ergebnisbeiträge steht bei der Deutschen Post AG nach wie vor der Brief mit mehr als 50 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der Postbank mit 30 Prozent und der Logistik mit 14 Prozent. Nur der Expressbereich lieferte einen Verlustbeitrag von knapp drei Prozent.

© SZ vom 09.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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