Teststrecke:Wo es Aldi gute Schokolade gibt

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Süß auf der Zunge, bitter im Nachgeschmack: Bitterschokolade ist die Schokolade für Erwachsene. Die Stiftung Warentest hat jetzt viele Marken untersucht - und kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Kinder lieben Milchschokolade: süß und mit zartem Schmelz. Feinschmecker dagegen schätzen vor allem dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von 60 oder 70 Prozent und mehr. Bitterschokolade ist fester, weniger süß und besonders vollmundig auf der Zunge.

(Foto: N/A)

Sie harmoniert gut mit Kaffee, Obstbränden und Wein. Bitterschokoladen liegen im Trend. Der Umsatz ist im Jahr 2006 um rund 23 Prozent gestiegen. Der Sarotti Klassiker Schwarze Herren Schokolade ist nicht mehr allein. Alle großen Schokoladenmarken haben heute auch Bitterschokolade im Programm. Die Stiftung Warentest hat 25 Marken untersucht.

Aldi und Lidl vorn

Überraschung im Test: Nicht Konfiserien und Edelmarken machen das Rennen, sondern die Discounter Aldi und Lidl. Ihre Bitterschokoladen sind günstig und gut. Die Testsieger heißen Aldi Moser-Roth, Lidl J.D. Gross und Lidl Fairglobe.

Der Preis für eine 125-Gramm-Tafel Moser-Roth oder J.D. Gross beträgt jeweils 85 Cent. Das sind umgerechnet 68 Cent für 100 Gramm. Etwas teurer - aber genauso gut - ist die fair gehandelte Bitterschokolade Lidl Fairglobe. Eine 100-Gramm-Tafel kostet 1,19 Euro. Testurteil: gut, Note 2,0. Die Käufer unterstützen mit Fairglobe faire Löhne für die Kakaobauern in Ghana. Ebenfalls gut sind die Bitterschokoladen von Arko, Tchibo, Tip, Ritter Sport und Zetti.

Edelmarken enttäuschen

Die Edelmarken Côte d'Or und Hachez enttäuschen dagegen. Der Grund: Fehler in Geruch und Geschmack. "Sehr leicht ranzig und fremdartig", notierten die Schokoladenexperten in der sensorischen Prüfung. Sie verkosteten die Schokoladen blind - ohne die Marke zu sehen. Auch persönliche Vorlieben spielen in diesem Test keine Rolle. Die Experten beurteilen nicht, welche Schokolade am besten schmeckt, sie beschreiben nur, wie die Schokoladen schmecken und welche Fehler erkennbar sind. Dabei zählen Aussehen, Geruch, Geschmack, Konsistenz, Mundgefühl und Nachgeschmack. Erfreuliches Ergebnis: 20 von 25 Bitterschokoladen sind sensorisch ohne Tadel.

Von süß bis fruchtig-sauer

Die Geschmacksvielfalt ist groß: Es gibt milde und starke Bitternoten, Honig-, Karamell- und Kaffeetöne, deutlich süße aber auch fruchtig-saure Bitterschokoladen. Beispiel: Die Karina Bio Bitterschokolade schmeckt besonders fruchtig.

Sie bekäme übrigens rundum gute Noten, wäre da nicht die fehlerhafte Deklaration. Die Karina Bio Schokolade enthält Vanillin, der Aromastoff ist jedoch nicht angegeben. Dafür suggeriert die Verpackung Schokolade mit Milch, obwohl weder Milch noch Milchbestandteile enthalten sind. Fazit: Deklaration: mangelhaft. Testurteil deshalb nur ausreichend.

Falsch deklariert

Auch die Schokoladen von Gepa, Gubor, Leysieffer, Rotstern, Sarotti Bio und Sarotti No. 1 sind nicht korrekt deklariert. Einige enthalten weniger Kakao als angegeben, bei anderen stimmen Nährwerte oder Zutaten auf dem Etikett nicht mit der Schokolade überein und die Leysieffer-Jahrgangsschokolade - die teuerste im Test - trägt zwei widersprüchliche Jahrsgangsangaben auf dem Etikett. Das gibt Punktabzug - in allen Fällen.

Krebserreger in Rapunzel Bio

Den härtesten Rüffel kassiert die Bio-Schokolade von Rapunzel: Testurteil mangelhaft - weil sie Schadstoffe enthält. Die Lebensmittelchemiker der Stiftung Warentest fanden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe - kurz PAK. PAK stehen im Verdacht Krebs zu erzeugen und das Erbgut zu schädigen. Als besonders kritisch gilt Benzo(a)pyren.

In einem Kilogramm Bio Negro Edelbitterschokolade von Rapunzel stecken 10 Mikrogramm dieses gefährlichen Stoffes. Die Schokolade hätte nicht verkauft werden dürfen. Wie PAK in die Schokolade gelangen konnte, ist unklar. PAK fallen etwa als Verbrennungsrückstand organischer Materialien an. Sie sind in Ruß- und Teerölen enthalten. Fast schon tragisch, dass der Stoff nun ausgerechnet in einer Bio-Schokolade landet. Hier haben die Kontrollen bei Rapunzel versagt.

Viel Kadmium in Rausch

Das Schwermetall Kadmium ist dagegen in allen Bitterschokoladen nachweisbar. Kakaopflanzen nehmen es über ihre Wurzeln auf. Ein natürlicher Prozess. Vor allem bei Edelkakao, der auf vulkanischen Böden wächst. Einen Grenzwert für Kadmium in Schokolade gibt es noch nicht. Nur eine Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung BfR.

Dunkle Schokolade sollte demnach pro Kilogramm nicht mehr als 0,3 Milligramm Kadmium enthalten. 24 Schokoladen im Test halten diese Empfehlung ein. Nur die Tobago Edelbitter von Rausch liegt deutlich darüber. Sie enthält 0,45 Milligramm Kadmium pro Kilogramm Schokolade. Auch das gibt Punktabzug. Ein Grenzwert für Kadmium in Schokolade wäre hilfreich, könnte aber auch das Aus für bestimmte Anbauländer und Kakaosorten bedeuten.

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