Symrise:Der arme Aufsteiger

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Nur drei Monate nach dem Börsendebüt wird Symrise in den MDax aufgenommen. Doch die Mannschaft um Unternehmenschef Gerold Linzbach muss gegen viel Skepsis bei Analysten und Medien ankämpfen.

Stefan Weber

Wirklich überrascht war Gerold Linzbach über die Mitteilung der Deutschen Börse am Dienstag nicht. Ein Anlass sich zu freuen, war sie für den Vorstandschef des Aromenherstellers Symrise jedoch allemal: Das Unternehmen aus Holzminden, weltweit die Nummer vier im Geschäft mit Düften und Geschmackstoffen, steigt nur drei Monate nach seinem Börsendebüt in den MDax auf. Das ist der zweitwichtigste deutsche Aktienindex hinter dem Dax.

Wer zu diesem Kreis der 50 wichtigsten Aktiengesellschaften der zweiten Reihe gehören will, muss sowohl beim Börsenumsatz wie bei der Marktkapitalisierung viel auf die Waage bringen. Für Linzbach war es schon im Dezember, als Symrise an die Börse ging, nur eine Frage der Zeit, bis Symrise in den MDax aufrücken würde. Schließlich hatte die Firma stolze 1,4 Milliarden Euro am Kapitalmarkt eingesammelt - ein Volumen, das kein anderer Börsenneuling im vergangenen Jahr erreichte.

Immense Schulden

Dennoch ist es nicht so, dass Linzbach und seine Mannschaft auf prall gefüllten Kassen sitzen und nach Übernahmekandidaten Ausschau halten. Der Großteil des Emissionserlöses landete bei den Altaktionären. Das war im Wesentlichen der skandinavische Finanzinvestor EQT. Der hatte Symrise 2002 mit geliehenem Geld übernommen und dem Unternehmen immense Schulden aufgeladen.

So muss das Management gegen viel Skepsis bei Analysten und Medien ankämpfen. Sie verweisen immer wieder darauf, dass auch nach dem Börsengang kaum Geld in der Kasse sei, um große Wachstumspläne zu schmieden.

Linzbach, der seit März 2005 an der Spitze von Symrise steht, haben diese Urteile bisweilen ein wenig geärgert. Gezielte Verstärkungen in einzelnen Bereichen seien dennoch möglich und beabsichtigt, hatte der 50-Jährige stets gekontert: "Wir wollen Know-how kaufen." Einen ersten Teil dieses Versprechens hat er nun eingelöst. Vor wenigen Tagen erwarb Symrise das britische Unternehmen Steng, das unter anderem Kräuter- und Gewürzpasten, Marinaden und natürliche Aromen im Programm hat.

Detaillierte Angaben zur Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr wird das Unternehmen zwar erst am 29. März machen. Aber der Vorstand hat bereits signalisiert, dass Symrise 2006 deutlich profitabler geworden ist. Linzbach hat Erfahrung in der Restrukturierung von Unternehmen. Der in Bad Vilbel geborene Manager war einige Jahre Berater bei McKinsey, wechselte dann zu Hoechst, wo er unter anderem für die Unternehmensplanung und später für das verselbständigte Fasergeschäft von Trevira zuständig war. Mehrere Jahre verbrachte er für seine Arbeitgeber in den USA.

Möglicherweise ist das ein Grund, warum der promovierte Chemie-Verfahrenstechniker am Stammsitz seines Unternehmens, der 22 000 Einwohner zählenden Weserstadt Holzminden, noch nicht heimisch geworden ist. Viel lieber lebt der Vater von zwei Kindern in Frankfurt. Mitarbeiter loben seine Gelassenheit und empfinden es als angenehm, dass Linzbach auf das übliche Managergehabe verzichtet. Für sein Hobby, die Malerei, bleibt wenig Zeit.

© SZ vom 7.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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