Straßen in München:Steinheilstraße

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Eigentlich ist die Steinheilstraße gar nichts Besonderes, aber wegen der riesigen Schnitzel eilt ihr der Ruf voraus: Wo sind die Bratkartoffeln?

Stefan Siegfried

"Wiener Schnitzel!", fährt es manchem durch den Kopf, wenn er den Namen Steinheilstraße hört. Na klar, das "Steinheil 16" kennt (fast) jeder, die Studentenkneipe ist zur Abendessenszeit immer brechend voll - hier gibt's die stadtbekannten Schnitzel von geradezu imperialistischer Ausdehnung, so groß sind sie sonst höchstens noch bei "Cohen's" in der Theresienstraße. In der Steinheilstraße sucht man in der Zwischenzeit die Bratkartoffeln. Vielleicht mal unter dem Schnitzel nachgucken! Auch der Schweinebraten ist zu empfehlen, dazu ein Glas Edelstoff - der Abend kann beginnen.

Die Steinheilstraße ist nur eine kleine, unscheinbare Seitenstraße in der Maxvorstadt, die ihre großen Nachbarinnen Augusten- und Luisenstraße miteinander verbindet. Dass sie in München trotzdem relativ bekannt ist, hat sie ihrer Gastronomie zu verdanken. Einige der Lokale sind in der ganzen Stadt ein Begriff.

Hier gibt es noch Wirtschaftswunder

Zum Beispiel das wunderbare "Café Jasmin" - mit seinem in gold und lindgrün gehaltenen Stil der 50er und 60er Jahre - ein Juwel aus der Wirtschaftswunderzeit. Allerdings genießen hier immer weniger betagte Damen ihr Likörchen oder einen Kaffee Diplomat. Stattdessen schlürfen junge Leute Bionade. Und dann ist es auch noch beliebte Filmkulisse, die Laster von Arri parken jedenfalls regelmäßig an der Ecke Augustenstraße.

Das bereits erwähnte "Steinheil 16" ist ein bekannter Studententreff - schließlich befinden wir uns mitten im Uni-Viertel, direkt hinter der TU. Schon tagsüber riecht's hier im Umkreis von einigen Metern nach Bratfett. Am anderen Ende der Straße gibt es internationale Restaurants.

Sonst nichts Besonderes

Dabei ist die Steinheilstraße wahrlich kein Schmuckstück, sondern vielmehr eine ganz normale Münchner Wohnstraße, eine von vielen mit meist vier- bis fünfstöckigen, einfachen Mietshäusern, hinter denen sich einige größere Hinterhöfe auftun. Nein, wer hier wohnt, kann nicht beweisen, wie trendbewusst er ist. In diesem Teil der Maxvorstadt geht es nicht so schick her wie in Schwabing, im Glockenbachviertel oder in Haidhausen.

Die hektische Maxvorstadt präsentiert sich zwischen Bahnhof und Altem Nordfriedhof dafür umso urbaner, die Geschäfte sind zwar nicht so cool wie sonst in München, die Restaurants und Kneipen dafür umso internationaler - hier ist München wirklich Stadt, das Viertel ist dicht bebaut, der Verkehr tagsüber manchmal eine Katastrophe.

Im Sommer eine Terrasse

Dabei hat die wenig befahrene Einbahnstraße, benannt nach dem Münchner Mathematiker und Physiker Carl August von Steinheil (1801-1870), durchaus ihre eigene Atmosphäre. Besonders im Sommer, wenn die Restaurants ihre Stühle und Tische auf dem Fußweg aufstellen, wird's gemütlich. Dann verwandelt sich die Straße in ein großes Terrassenrestaurant.

Wer sich hierhin setzt kann beispielsweise beobachten, wie Yogaschüler in Jogginghosen und Socken flink über den Gehsteig hoppeln, um in den Übungsräumen des Yogazentrums ihren Entspannungs- und Atemübungen nachzugehen. Kurz darauf ertönt ein leises "Omm" am Ende der Straße. Oder er sieht, wie Geschäftsreisende ihre Trolleys zum Hotel Alte Königswache rollen, Studenten ihre Hausarbeiten in den Copyshop bringen oder die Wirte mit ihren Gästen ein Schwätzchen halten. Hinter den Gardinen eines Fensters trifft sein Blick dann auf ein paar Alte, die von ihrem Fensterplatz ebenfalls das Geschehen verfolgen und zu ihm hinuntersehen.

Eine ganz normale Straße eben, eigentlich nichts Besonderes.

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