Straßen in München:Nymphenburger Straße

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Ein Teil der Nymphenburger Straße gehört zur Maxvorstadt, der andere zu Neuhausen und mittendrin kreuzt auch noch der Mittlere Ring durch.

Peter Gaide

Kürzlich war es mal wieder soweit. Wo ich denn wohne, fragte mich ein neuer Kollege beim Mittagessen. Nymphenburger Straße, sagte ich. Und er, ganz der Stadtkenner: "Neuhausen, schönes Viertel. Weiß schon." Nix weiß er. Ich wohne in der Maxvorstadt, nicht in Neuhausen.

Das typische Gesicht der Nymphenburger Straße: Altbau und Neubau stehen lückenlos nebeneinander. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Teilstück ohne Bekanntheit

Auch wenn mein Daheim fast auf der Stadtteilgrenze liegt, die Maxvorstadt ist nun mal nicht Neuhausen. Hand aufs Herz: Sind Sie schon einmal mit der U1 gefahren und freiwillig an der Maillingerstraße ausgestiegen, um einen schönen, geheimnisvollen, Ihnen bislang unbekannten Teil Münchens zu erkunden.

Nein, denken Sie, denn dort harrt nichts Schönes und nichts Geheimnisvolles der Entdeckung. Zugestanden, ein wenig im Niemandsland liegt es schon, unser gelbes Haus.

Eben, sagen Sie, deshalb verlassen Sie die U1 entweder am Stiglmaierplatz, wo Löwenbräukeller oder Cinema locken, oder Sie lassen sich zum Rotkreuzplatz chauffieren - Shoppen im Sommer, Weihnachtsmarkt im Winter.

Was dazwischen liegt

Dazwischen geht auf der Nymphenburger Straße nicht viel, denken Sie, außer spinnerten Autofahrern, die sich duellieren. Dabei verpassen Sie mindestens folgendes: das Penthouse von Baby Schimmerlos, meinen Friseur, Schaltzentralen der maltesischen und bayerischen Politik, zwei italienische Restaurants, die sich belauern wie Montagues und Capulets und eine Tankstelle.

Früher und heute

Der Reihe nach. Fernsehserie "Kir Royal". Außenaufnahme. Klatschreporter Baby Schimmerlos schaut aus dem Fenster seiner Wohnung. Sein Luder-Porsche wird von aufgebrachten Lesern zu Klump gehauen. Schimmerlos rennt nach unten, ich erkenne das Haus und sage zu meiner Freundin: "Du, der Schimmerlos wohnt hier ums Eck."

Na ja, heutzutage nicht mehr. Das ungrazile 80-er Jahre-Penthouse gibt es aber immer noch. Jetziger Bewohner? Nichtssagender Name auf dem Klingelschild. Weder Dietl noch Süßkind.

Diplomaten und Politiker

Zwei Das Konsulat von Malta liegt in der Adamstraße, eingerahmt von Mehrfamilienhäusern. Unauffällig, unscheinbar. Was macht so ein Herr Konsul eigentlich den ganzen Tag? Ein Visum hier, ein Empfang dort, Geschäftsessen heute, Opernbesuch morgen?

Im Franz-Josef-Strauß-Haus, der Parteizentrale der Christlich Sozialen Union, geht es geschäftiger zu. Presse, Polizei, Politiker. In unserem Hof steht ein Einsatzwagen der Ordnungshüter, wenn nebenan disputiert wird. Geben Obacht, das keiner über unsere Mauer hüpft, um die Politiker bei Fernsehinterviews zu stören. Dabei könnte man vom Wohnzimmerfenster meiner Nachbarin prima mit Wasser gefüllte Luftballons in den CSU-Hinterhof werfen. Da wäre die Polizei machtlos. Machen wir aber nicht, gehört sich nicht für Erwachsene.

Essen und dann zur Tankstelle

Wo man Essen geht im Niemandsland? Medici oder Trattoria Bruschetta sind zwei Möglichkeiten. Zweimal italienisch. Bei den Medici ist es hell, offen und modisch. Das Bruschetta ist gemütlich, verwinkelt und bodenständig. Lecker ist es bei beiden.

Allerdings, ich gestehe, stehlen wir uns öfter mit der U1 aus dem Viertel Richtung Fraunhoferstraße. Nette Kneipen sind bei uns eine echte Marktlücke. Zweite Alternative: Wir statten der Tankstelle einen Besuch ab, kaufen Chips und bleiben heimisch. So oder so, es lebt sich ganz gut im Niemandsland.

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