Straßen in München:Maistraße

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Kinder spielen in der Maistraße eine große Rolle. Ein Porträt über den Ort, wo sie ins Leben starten.

Susanne Hermanski

Hoch oben am mittleren Gaubenturm der Hausnummer 5 stehen zwei bange Engelchen. Die feisten Ärmchen nach hinten gestreckt, den kleinen Körper mit dem Rücken dicht an die Fassade gepresst, klammern sie sich in luftiger Höhe fest. Dabei vergessen sie offenbar ganz, dass sie doch eigentlich Flügel haben: zarte, aber klar erkennbare Schwingen, die an ihren Schultern sitzen und die sie nur ausbreiten müssten, würden sie wirklich von dem schmalen Sims fallen. Mit weit geöffneten Mündern starren sie angstvoll in die Tiefe. Und die heißt Maistraße.

Ab und zu dröhnen Schreie über den Innenhof der Frauenklinik - Kinder kommen auf die Welt. Sonst hört man nur den Brunnen plätschern. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Doch eigentlich bräuchen die Engelchen, die den Giebel der Krankenfürsorge des Dritten Ordens schmücken, nicht so mulmig zu schauen.Denn dies ist eine Straße, in der die Kleinsten die größte Rolle spielen.

Hier befindet sich nicht nur die erste Frauenklinik der Universität München. Auch die Staatliche Hebammenschule ist im Gebäude mit der Hausnummer 11 angesiedelt, das die obere Hälfte der Maistraße dominiert.

In kaum einer anderen Straße sieht man so viele Schwangere spazieren. Und in kaum einer anderen begegnen sie dabei so oft einer Nonne. Die Ordensschwestern, in der Mehrzahl betagt, strahlen Ruhe aus in dem geschäftigen Verkehr der tagsüber viel befahrenen Parallelverbindung zu Lindwurm- und Thalkirchner Straße.

Zu den Anfängen

Entstanden ist die Maistraße 1824, und sie wurde tatsächlich nach dem Wonnemonat benannt. Denn früher sollen die Schulkinder zum Maifest, Fähnchen und Blumen schwenkend, durch sie hindurch an die Isar zum Flaucheranger gewandert sein.

Auf ganzer Länge kein Parkplatz

Etwa 650 Meter erstreckt sie sich von der kleinen Reisingerstraße bis quasi vor die Tore des Arbeitsamts in der Kapuzinerstraße. Den unteren Abschnitt beherrscht das große Haus der AOK, ein weiterer Grund, warum die Maistraße heute zu den bekannten Münchner Straßen gehört - und warum man hier tagsüber beim besten Willen keinen Parkplatz bekommt.

Nicht trendy, aber trotzdem teuer

Die Maistraße gehört zur Ludwigsvorstadt und ist weder so schick oder "trendy" wie das restliche Glockenbachviertel, noch besitzt sie die Eleganz der nahe gelegenen Viertel innerhalb des Altstadtrings.

Trotzdem sind die Mieten, wie überall in München, in schwindelerregende Höhen geschnellt. Alt- und Neubauten stehen nebeneinander und wollen kein homogenes städtearchitektonisches Bild aufkommen lassen.

Jede Preisklasse wird bedient

Noch gibt es neben zahlreichen Lokalen, von der kleinen Eckkneipe bis zum Spitzenrestaurant "Glockenbach", viele kleine Geschäfte: hoch spezialisierten Fachhandel, wenn man so will. Darunter der Shop "Afro-Kings". Im Schaufester steht ein hölzerner Skelettmann, der ein bisschen nach Voodoo-Kult aussieht und eine Unmenge von Pflegeprodukten für krauses, schwarzes Haar neben afrikanischen CDs bewacht.

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