Staatssender in Peking:Vereinigung ganz weit oben

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Es ist eines der spektakulärsten Bauprojekte der Gegenwart überhaupt. Und soeben ist ein entscheidender Schritt gemacht worden bei seiner Fertigstellung.

Es ist nun gelungen, die zwei schrägen Türme des Gebäudes miteinander zu verbinden.

Die beiden Türme des CCTV-Gebäudes sind jetzt vereint. (Foto: Foto: Getty Images)

Das Vorhaben war kompliziert, und die Zeit knapp: Das nach dem Pentagon weltgrößte Bürogebäude soll pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking fertig sein.

Das 230 Meter hohe Fernsehgebäude, das von dem niederländischen Star-Architekten Rem Koolhaas und seinem deutschen Kollege Ole Scheeren geplant wurde, soll künftig die Skyline der chinesischen Hauptstadt dominieren.

Komplizierte Figur

Der Entwurf ist außergewöhnlich: Die Türme knicken am Fuß und am oberen Ende um 90 Grad L-förmig ab und werden am unteren und am oberen Ende über Eck miteinander verbunden.

Über Pekings zentralem Geschäftsviertel, in 160 Metern Höhe, sind ausgehend von den Türmen nun die zwei ausladenden Arme vereint worden. "Es ist der interessanteste Zeitpunkt im ganzen Prozess", sagt vorher Ole Scheeren, Partner in Rem Koolhaas' Büro Office of Metropolitan Architecture (OMA), das 2002 einen internationalen Wettbewerb um den Neubau des Staatssenders und Monopolisten China Central Television (CCTV) gewonnen hatte.

Den Ingenieuren blieb nur eine Stunde vor Anbruch der Morgendämmerung, um das komplizierte Unterfangen zu meistern. In diesem Zeitfenster wird das Gebäude am wenigsten von Temperaturschwankungen beeinträchtigt. Zu anderen Tageszeiten würden sich die Stahlbalken durch die Hitze der Sonne ausdehnen, was zu Ungleichgewichten in dem Komplex führen könnte, der außen von einem Gerüst von 10.000 Stahlbalken zusammengehalten wird.

Verstärktes Schwindelgefühl

Dass Peking in einem Erdbebengebiet liegt, macht den Bau noch komplizierter. Es gibt nicht einmal Richtlinien für solch ein ehrgeiziges Projekt. So wurden 13 erfahrene Statiker des Landes zu Rate gezogen. Zwei Jahre lang studierten sie die Pläne, ehe sie im September 2004 grünes Licht für den ersten Spatenstich gaben.

Das Gebäude ähnelt einem verdrehten Tunnel, laut Scheeren auch einer in der Luft geknickten Schleife. In dem Gebäudeteil, das die beiden eckigen Türme über dem Abgrund verbindet, sollen elf Büro-Etagen, Restaurants und öffentliche Bereiche Platz finden. Um das Schwindelgefühl in luftiger Höhe noch zu verstärken, ist dort ein gläserner Fußboden geplant.

Dabei bekommt das spektakuläre CCTV-Gebäude durchaus Konkurrenz. Von rund 10.000 Baustellen in Chinas Hauptstadt schießen weitere bedeutende Bauwerke in den Himmel. Peking, das mitten in den Olympia-Vorbereitungen steckt, mausert sich zu einem Design-Zentrum der Zukunft.

Da sind etwa das nestförmige Olympiastadion der Schweizer Architekten Herzog und DeMeuron oder das chinesische Staatstheater des französischen Architekten Paul Andreu, das sich von einem See erhebt. Und der britische Star-Architekt Norman Foster wird demnächst das neue Flughafen-Terminal fertigstellen. Der Ehrgeiz und die Qualität dieser Projekte übersteige alles, was in jüngster Zeit entstanden sei, schwärmt Scheeren.

Kritiker werfen dem Deutschen vor, Chinas totalitären Herrschern ein Denkmal zu bauen.

Scheeren hingegen glaubt, ein Signal des Wandels zu setzen, wenn auch ein kleines. "Es ist hoffentlich ein sinnvoller Beitrag zu einem Veränderungsprozess, den es hier zusehends im Land gibt." Sein Projekt liegt unterdessen im Zeitplan: Pünktlich zu Olympia im August 2008 soll das TV-Hochhaus von außen fertig sein, ein Jahr später dann komplett.

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