Solarprojekt Ackermannbogen:Warmwasser unterm Hügel

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Von außen sieht alles recht gewöhnlich aus. Eine Neubausiedlung in München eben, wenn auch mit Sonnenkollektoren auf den Dächern. Doch was sich hinter dem Rodelhügel und den darinliegenden Toren verbirgt, ist in Europa einzigartig.

Von Doris Näger

Die Rede ist von der solaren Nahwärme Ackermannbogen. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich ein scheinbar naheliegendes, aber schwierig zu verwirklichendes System. "Die organisatorischen, technischen und finanziellen Ansprüche waren enorm", sagte Umweltreferent Joachim Lorenz bei der Einweihung am Mittwoch.

Ein "Leuchtturm" für den Ausbau der Solarnutzung: Am Ackermannbogen liefert die Hälfte der Heizwärme die Sonne - dank der Solarzellen, eines Warmwasserspeichers und einer ausgeklügelten Energiezentrale. (Foto: Foto: RGU / Stadt München)

Im Sommer produziert die Sonne Warmwasser und Wärme für 319 Wohnungen in vier Blocks und acht Stadthäusern im nördlichen Teil des Neubaugebiets zwischen Schwabing und Olympiapark. Die Wärme in Form von bis zu 90 Grad heißem Wasser wird in einem riesigen Reservoir unter dem Hügel gespeichert. Im Winter wird sie in die Gebäude transportiert. Wenn sie verbraucht ist, springt die Fernwärme der Stadtwerke München (SWM) ein. Gesteuert wird alles über die Energiezentrale neben dem Speicher, sozusagen das Herzstück der Anlage.

Der Stadtratsbeschluss stammt noch von 1996, die Planungen begannen 2003, der erste Spatenstich erfolgte 2005. Vier städtische Referate waren am Projekt beteiligt, obendrein Wissenschaftler: das Institute Solites aus Stuttgart und das ZAE aus Garching. Insgesamt kostete das Werk knapp 5,2 Millionen Euro. Die Stadt bezahlte rund 2,1 Millionen, der Bund 1,8, die Bauträger, die die Häuser errichteten, 800.000 Euro, die SWM 400.000.

Der Umwelt erspart diese Anlage deutlich Kohlendioxid: Die Hälfte des Heizwärmebedarfs beziehen die Bewohner aus der Sonne. Ihre Heizkosten werden also viel niedriger sein. Im Vergleich zu einer optimalen Erdgas-Heizanlage werden für Heizung und Warmwasser nur noch 40 Prozent der Energie gebraucht, auch weil die Häuser auf Niedrigenergiestandard gedämmt sind.

"Ein kleiner, aber wichtiger Beitrag für die politischen Klimaziele", befand Joachim Nick-Leptin, Regierungsdirektor im Bundesumweltministerium, und bezeichnete das Projekt als "Leuchtturm" für den Ausbau der Solarnutzung.

Für Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) spielen nicht nur das Klima eine Rolle, sondern "auch wirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Gründe".

© SZ vom 12. 7. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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