Société Générale:Sarkozy legt Bank-Chef den Rücktritt nahe

Im Skandal um die Milliardenverluste der Société Générale gerät Bankchef Bouton immer stärker unter Druck: Frankreichs Präsident fordert Konsequenzen, das Wirtschaftsministerium sieht das Institut in einer Krise.

Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat Société-Générale-Chef Daniel Bouton indirekt den Rücktritt nahegelegt: Wenn man ein hohes Gehalt habe, und es gebe ein großes Problem, "kann man sich seiner Verantwortung nicht entziehen", sagte Sarkozy.

Gerät in die Bredouille : Société-Générale-Chef Bouton (Foto: Foto: AFP)

Finanzministerin Christine Lagarde erklärte am Dienstag, es sei Aufgabe des Verwaltungsrates, über die Zukunft von Bouton zu entscheiden. Am Mittwoch kommt das Gremium erstmals seit Bekanntwerden des Skandals am vergangenen Donnerstag zusammen.

Die französische Regierung spricht inzwischen offen von großen Problemen bei der Bank Société Générale. "Die Société Générale ist in einer Krisensituation", sagte Wirtschaftsministerin Lagarde. Es sei allerdings nicht Sache der Regierung, darüber zu entscheiden, wer die Bank führen solle.

Lagarde forderte zudem Konsequenzen für das Bankensystem aus. Die Probleme bei der Société Générale hätten gezeigt, dass es eine größere Transparenz an den Märkten geben müsse. Auch müsse man das System der Bonus-Zahlungen bei Banken in Frage stellen.

Solche Zahlungen könnten nach Angaben der Behörden der Antrieb für den Société Générale-Händler Jerome Kerviel gewesen sein, Geschäfte in Milliardenhöhe an den Kontrollsystemen der Bank vorbei zu führen.

Der Société Générale ist nach eigenen Angaben durch nicht genehmigte Geschäfte Kerviels ein Schaden von 4,9 Milliarden Euro entstanden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab Kerviel zu, seine Handlungen vor Vorgesetzten verschleiert zu haben.

Kerviel hatte mit fast 50 Milliarden Euro jongliert. Gegen den Aktienhändler wurde am Montagabend ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wegen des Verdachts auf Vertrauensbruchs, der missbräuchlichen Verwendung von Computern und der Fälschung. Der Vorwurf des Betrugs sei dagegen nicht Gegenstand des Verfahrens, sagte Kerviels Anwalt Christian Charriere-Bournazel.

© AP/Reuters/woja/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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