Société Générale:Bankchef von Richtern befragt

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Kapitalspritze für die angeschlagene Société Générale: Bereits in den kommenden Tagen soll eine milliardenschwere Kapitalerhöhung angeschoben werden. Im Rahmen der Spekulationsaffäre wurde nun auch der Chef des Instituts befragt.

In der Affäre um Milliardenspekulationen bei der französischen Großbank Société Générale dementierte der beschuldigte Händler, Jérôme Kerviel, unter Polizeischutz zu stehen.

Die Behauptung von Justizvertretern, Kerviel werde Tag und Nacht von Polizisten bewacht, sei "vollkommen falsch", sagte seine Verteidigerin Elisabeth Meyer der Zeitung Le Parisien vom Donnerstag.

Kerviel sehe keine Notwendigkeit für einen Schutz, und Fluchtgefahr bestehe schon gar nicht. "Er wohnt in der Region Paris und nutzt einen Teil seiner Zeit dazu, sich auf seine Anhörung vorzubereiten".

Befragung am Freitag

Ein Untersuchungsrichter will Kerviel am Freitag befragen und entscheiden, ob er weiter auf freiem Fuß bleiben kann. Die Société Générale wirft dem 31-Jährigen vor, durch ungenehmigte Börsengeschäfte einen Spekulationsverlust von 4,82 Milliarden Euro verursacht zu haben.

In dem Spekulationsskandal wurde am Mittwoch auch der Chef des Finanzinstituts, Daniel Bouton, von Richtern befragt.

Die "rein formelle" Anhörung habe 45 Minuten gedauert, sagte ein Anwalt der Bank. Sie habe in Zusammenhang gestanden mit der Rolle der Bank als Nebenkläger in dem Verfahren gegen den wegen heimlichen Spekulationen beschuldigten Händler. Weitere Details über die Anhörung wurden zunächst nicht bekannt.

Auch der Generalsekretär der Bank, Christian Schricke, war bereits Ende Januar von der Justiz befragt worden. Nach Angaben des Anwalts erklärte er den Richtern die Organisation der Société Générale und die Position von Kerviel.

Kerviel hat laut Société Générale Kontrollen umgangen und ohne Genehmigung Termingeschäfte auf Aktienindizes im Wert von zuletzt 50 Milliarden Euro getätigt. Als die Bank dies entdeckte, verkaufte sie die Positionen, was ihr wegen der Kursrückgänge an den Börsen einen Verlust von 4,82 Milliarden Euro einbrachte.

Kerviel ist wegen Vertrauensbruchs, Fälschung und Eindringens in ein Computerdatensystem angeklagt, nicht aber wegen Betrugs. Seine ungenehmigten Spekulationen waren am 20. Januar aufgeflogen.

Kapitalerhöhung geplant

Zudem wurde bekannt, dass die Société Generale in den kommenden Tagen eine Kapitalerhöhung ins Rollen bringen wird. Dann prüfe die Pariser Börsenaufsicht AMF den Prospekt der Bank, sagte eine AMF-Sprecherin am Donnerstag.

Die Bank hatte im Januar eine Kapitalspritze über 5,5 Milliarden Euro angekündigt. Zuvor hatte Société Générale 4,9 Milliarden Euro mit Wetten auf Index-Futures verloren.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/pak/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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