Sicher Geld anlegen:Der Staat poliert seine Schätze auf

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Wer in die Titel des Bundes investiert, bekommt so hohe Renditen wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und die Palette an Angeboten wächst.

Jochen Hägele

Nach mageren Jahren lohnt sich der Blick auf die Zinskonditionen wieder: Die Umlaufrendite - sie bildet die durchschnittliche Verzinsung von Bundespapieren ab - liegt so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr und rangiert weit über der Vier-Prozent-Marke.

Der Anstieg betrifft Titel aller Laufzeiten. Beispielsweise zogen bei kürzeren Laufzeiten die Renditen dank der sieben Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank seit Ende 2005 kräftig an. Noch mehr bringen allerdings langlaufende Papiere ein. Viele Rentenmarktexperten raten im Moment, solche Langläufer zu kaufen und sich so die derzeitigen Zinsen auf Dauer zu sichern.

Der Bund offeriert eine breite Palette von Papieren - kein Wunder: Die Bundesrepublik Deutschland steht mit rund 900 Milliarden Euro am Kapitalmarkt in der Kreide und ist damit einer der größten Schuldner im Euroraum.

Umgekehrt zählen Bundeswertpapiere zu den beliebtesten Geldanlagen bei deutschen Anlegern. Denn die Zinstitel des Bundes bieten eine erstklassige Bonität, sind liquide und decken nahezu alle Investorenwünsche ab.

Es gibt vier Grundtypen von Bundeswertpapieren: Finanzierungsschätze, Bundesschatzbriefe, Bundesobligationen und Bundesanleihen (Tabelle).

Finanzierungsschätze werden als Daueremission fortlaufend mit einer Laufzeit von einem oder zwei Jahren angeboten. Die Mindestanlage beträgt 500 Euro, darüber hinaus können centweise Anteile erworben werden.

Sie werden direkt vertrieben, sind also nicht börsennotiert. Die Titel zählen zu den Diskontpapieren. Das bedeutet, dass die Ausgabekurse unter dem Rückzahlungswert liegen, der Zins steckt also im Kurszuwachs verborgen. Derzeit bieten einjährige Papiere eine Rendite von 3,80, zweijährige von 3,85 Prozent.

Ausschüttung differiert

Bundesschatzbriefe sind die bei Privatanlegern wohl beliebteste Art von Wertpapieren des Bundes. Sie machen ein Volumen von etwa zehn Milliarden Euro aus. Auch bei diesen Titeln stehen zwei Varianten zur Auswahl: Typ A mit einer Laufzeit von sechs und Typ B mit einer Laufzeit von sieben Jahren.

Bei beiden steigt der Zinskupon über die Laufzeit hinweg an; das soll Anleger ermuntern, nicht vorzeitig auszusteigen. Während bei Typ A die Zinsen jährlich ausbezahlt werden, werden sie bei Typ B angesammelt und mitverzinst. So bietet Typ B meist eine höhere Rendite bis zur Fälligkeit. Bundesschatzbriefe werden wie Finanzierungsschätze fortlaufend zum Direkterwerb angeboten. Sie können nach Ablauf des ersten Jahres zum Nennwert plus Stückzinsen an den Bund zurückgegeben werden - bis zu maximal 5000 Euro in 30 Tagen.

Bundesobligationen werden zwar direkt an der Börse eingeführt, die jeweils aktuelle Serie - derzeit die Jubiläumsserie 150 - können Privatanleger aber gebührenfrei zum Börsenkurs bei der Finanzagentur erwerben. Derzeit bieten die Papiere mit Fälligkeit im Jahr 2012 eine Rendite von 4,18 Prozent.

Die Mindestanlage beträgt im Direkterwerb 102 Euro. Die zwei Euro dienen dazu, den anteiligen Stückzins - also die auflaufenden Zinsansprüche - zu zahlen. Was nicht für den Stückzins abgezogen wird, wird in weitere Stücke angelegt. Die Stückelung beträgt ebenfalls ein Cent. Die Bundesobligationen gelten auch als kleiner Bruder der Bundesanleihen.

Bundesanleihen haben nicht nur bei Privatanlegern eine besondere Stellung, auch an den internationalen Kapitalmärkten gelten sie als sogenannte Benchmark - als Gradmesser für die Bonität aller Emittenten, denn die müssen in der Regel höhere Zinsen zahlen. Bundesanleihen werden an zwei Terminen pro Jahr emittiert: Anfang Januar und Anfang Juli. Sie werden zunächst einer Gruppe institutioneller Anleger angeboten und ihre Konditionen entsprechend der eingehenden Gebote festgesetzt. Dann werden sie sofort an der Börse eingeführt.

Es gibt keine Mindestanlage, die Stückelung beträgt ein Cent. Die Papiere sind nur an den Börsen erhältlich, Privatanleger können den Kaufauftrag also entweder bei ihrer Hausbank oder der Finanzagentur aufgeben. Dabei fallen die üblichen Börsenspesen an. Die Laufzeit der Papiere beträgt bei Emission zehn oder 30 Jahre. An der Börse sind Bundesanleihen in allen Fälligkeiten zu haben. Die derzeit am längsten laufende Bundesanleihe hat ihren Fälligkeitstermin im Jahr 2039.

Alle an der Börse notierten Papiere - also Bundesobligationen und Bundesanleihen - unterliegen einem Kursrisiko: Der Kurs kann abhängig vom Renditeniveau über den Rückzahlungskurs von 100 steigen oder darunter sinken. Dasselbe gilt für Bundesobligationen. Wer das Papier bis zur Fälligkeit hält, bekommt jedoch die beim Kauf gültige Rendite.

Eine elegante Möglichkeit, Bundeswertpapiere zu kaufen und zu deponieren, bietet die Finanzagentur mit dem kostenlosen Schuldbuchkonto. Besitzer eines solchen Depots können erworbene Bundeswertpapiere kostenlos lagern, der Kauf von nicht börsennotierten Papieren ist spesenfrei, für börsennotierte Papiere wie Bundesanleihen und Bundesobligationen mit Ausnahme der jeweils aktuellen Serie werden die üblichen Börsenspesen berechnet. Derzeit nutzen rund 460000 Bundesbürger diese Möglichkeit ( www.deutsche-finanzagentur.de).

Schutz vor Geldentwertung

Und das Spektrum an Bundeswertpapieren wird immer größer: So begab der Bund 2005 eine Bundesanleihe, die auf Dollar statt auf Euro lautet. Auch einem anderen Trend zollte man Tribut: 2006 kam nach langem Warten erstmals eine Bundesanleihe, bei der der Kupon und die Rückzahlung an die Inflationsrate gekoppelt ist - ein Schutz für Anleger vor Geldentwertung.

Die Finanzagentur ist seit einigen Jahren beauftragt, das Schuldenmanagement des Bundes zu betreiben, und hat für den Herbst weitere Neuerungen angekündigt: ,,Wir werden unsere Vorschläge und Überlegungen sehr bald in Berlin vorstellen'', sagt Gerhard Schleif, Geschäftsführer der Finanzagentur. Erwartet wird eine Ausweitung der Produktpalette, in Finanzkreisen wird über einen inflationsgeschützten Bundesschatzbrief spekuliert.

Das Ziel: Bundeswertpapiere wieder attraktiver zu machen, nachdem die Titel ein eher verstaubtes Image haben und ihr Absatz bei Privatanlegern in den vergangenen Jahren nicht mehr so reibungslos wie früher lief.

© SZ vom 04.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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