Serie "Einrichten" (7):Stammtisch daheim

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Für alle, die die Küche zum Lebensmittelpunkt machen wollen.

Rüdiger Jordan, 33, gestaltet Innenräume. Er gibt Tipps und Anregungen zur funktionalen und ästhetischen Entfaltung von Wohnungen.

Links der Grundschnitt, rechts die Einsicht: Auch in einer schmalen Küche ist Platz für eine Bank und zwei Stühle. (Foto: Illustration: Rüdiger Jordan)

Es hat etwas Archaisches: Man lädt zur Party ein, und wo tobt der Bär? In der Küche. Der Mensch drängelt sich nun mal gerne um die Kochstelle. Dort lässt sich gut palavern, bügeln oder Hausaufgaben machen. Nur in der Nachkriegszeit verbannte die Hausfrau Kind und Kegel aus ihrem Bereich.

Bis in die siebziger, achtziger Jahre beherrschten langweilige Ein-Frau-Küchenzeilen, gezimmert aus beschichteten Spanplatten, das Bild. Ein winziger Esstisch, zwei unbequeme Stühle für ein schnelles Frühstück mussten reichen.

Heute ist das anders. Die Küche wird wieder zum Lebensmittelpunkt. Statt porentiefer Reinheit vermitteln zeitgemäße Küchen einen wohnlichen Eindruck, der den Raum über den Gebrauchswert hinaus aufwertet. Auch die Grundrisse ändern sich: Den Küchen wird zunehmend mehr Platz eingeräumt.

Wo dies nicht möglich ist, wird meist mit breiten Dreh- oder Schiebetüren eine Verbindung der Küche zu anderen Zimmern hergestellt. Nur noch selten hat eine neue Wohnung eine kleine, nur vom Flur aus zugängliche Küche, wie das früher üblich war.

Eine bereits eingebaute Küchenzeile erspart einerseits eine große Investition, schränkt aber die eigenen Vorstellungen stark ein. Weist die Küche unschöne Gebrauchsspuren auf oder kann man sich mit dem Aussehen der Küchenmöbel nur schwer anfreunden, sind Verschönerungsmaßnahmen wie beispielsweise das Austauschen von Arbeitsplatten, Türen und Kacheln denkbar.

Wer Geld in eine neue Küche investiert, muss unbedingt sorgfältig planen. Alles, was sich später als nicht funktional herausstellt, ärgert einen schwarz. Die Abmessungen des Raumes müssen exakt stimmen, die Lage der vorhandenen Anschlüsse beachtet werden. Je genauer bei der Planung der Küche die Kenntnis der eigenen Gewohnheiten einfließt, desto mehr entspricht das Ergebnis später den Bedürfnissen.

Wie viel Stauraum brauche ich für das Geschirr, für Speisevorräte, Schuhputzzeug, Bierkästen, Staubsauger? Ist die Küche zu klein: Was lässt sich auslagern in eine Anrichte in Flur oder Wohnzimmer?

Da die Nutzungsdauer einer Küche sehr lang ist, sollte man eher auf eine zeitlose Gestaltung achten. Die Materialien sollten pflegeleicht und dauerhaft sein, die Alltagstauglichkeit nicht durch toll designte, aber unpraktische Details, die auch noch den Reinigungsaufwand erhöhen, eingeschränkt werden.

An eine Küche mit Mittelblock oder Kochinsel kann denken, wer ausreichend Platz hat. Bei entsprechender Anordnung der Geräte sind die Wege minimal, und die Küche erscheint großzügig. Bei Kochinseln wird die Dunstabzugshaube, die dann frei im Raum montiert werden muss, ein Raum prägendes Element. Varianten mit umlaufenden Ablagen erhöhen den Gebrauchswert.

Um in einer Küche gut arbeiten zu können, ist eine ausreichend große Arbeitsfläche notwendig. Die richtige Höhe ist von der eigenen Körpergröße abhängig. Benutzen große und kleine Leute die Küche, kann vielleicht ein höherer Teilbereich eingerichtet werden.

Unterschiedliche Anordnungen der Arbeitsflächen und Küchenzeilen sind denkbar, je nach Raumgröße und Zuschnitt. Eine Raum sparende Lösung ist die einzeilige Küche. Bei einer Anordnung der Küchenmöbel übereck oder gegenüber werden die Wege kürzer und die Küche übersichtlicher. Bei großen Küchen ist dann in der Mitte Platz für einen schönen großen Tisch, an dem nicht nur gegessen wird.

Eine Sitz- und Essgelegenheit sollte in keiner Küche fehlen. Für einen kleinen Tisch oder eine schmale, barähnliche Ablage an der Wand mit hohen Hockern findet sich meist auch in kleinen Küchen noch Platz.

Für die Unterbringung von Lebensmitteln eignen sich besonders gut Apothekerschränke. Die tiefen Fächer sind vollständig ausziehbar und von beiden Seiten zugänglich. Schübe, besonders mit Vollauszug, sind wegen ihrer hervorragenden Zugänglichkeit für die Aufbewahrung von allem, was in der Küche gebraucht wird, gut geeignet. Beispielsweise flachere Schübe für Besteck und Lebensmittel, oder höhere, breitere Schübe für Töpfe und Pfannen. Für die Aufbewahrung von Geschirr in Schüben bieten viele Hersteller zusätzliche Einsätze an, damit beispielsweise Teller nicht verrutschen.

Einige Küchenhersteller, die erkannt haben, dass die Menschen immer mobiler werden, haben Küchen aus einzelnen Elementen entwickelt, die bestimmte Funktionen der Küche aufnehmen und frei im Raum kombinierbar sind. Außerdem lassen sie sich leicht transportieren und ohne Qualitätsverlust an neue Räumlichkeiten anpassen - wenn man mal wieder umziehen muss.

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