"Seelenlose Portfolio-Politik":Der Zorn der Siemensaktionäre

Lesezeit: 1 min

Die Geschäfte von Siemens laufen derzeit nicht schlecht. Doch auf der Hauptversammlung wird das nur am Rande interessieren.

Bei der Siemens-Hauptversammlung am Donnerstag in München wird sich das Siemens-Management heftiger Kritik der Aktionäre stellen müssen.

Trotz voraussichtlich solider Erstquartalszahlen belasten die aktuelle Schmiergeldaffäre, die BenQ-Mobile-Insolvenz und zusätzlich eine knapp 400 Millionen Euro hohe EU-Kartellstrafe wegen Preisabsprachen das Image des Traditionskonzerns schwer.

Viele der rund 12.000 erwarteten Aktionäre lasten zumindest eine Teilschuld am Imageschwund insbesondere Konzernchef Klaus Kleinfeld und Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer an. Zudem, so lautet der Vorwurf, sei in der Affäre um schwarze Kassen weder schnell noch entschieden genug gehandelt worden.

Bestechungsskandal wirkt sich kaum auf Ergebnis aus

Für Kritik sorgt auch die geplante 30-prozentige Gehaltserhöhung des Vorstands.

Für die Belegschaftsaktionäre steht daneben das Verhältnis der Siemens-Führung zu den Mitarbeitern im Vordergrund. "Wir wünschen uns wieder eine nachhaltige Unternehmenspolitik, die nicht nur den Shareholder im Blick hat, sondern auch die Beschäftigten, sagt Manfred Meiler, der die Belegschaftsaktionäre von Siemens vertritt.

Kleinfeld stehe für "seelenlose Portfolio-Politik", wer nicht schnell genug die Zielmargen erreicht, werde geopfert.

Ungeachtet der negativen Schlagzeilen entwickelt sich das Geschäft des Unternehmens nach Einschätzung von Analysten anhaltend positiv. Der Bestechungsskandal dürfte die Geschäftsentwicklung dabei bislang kaum beeinflusst haben.

Analysten rechnen im Auftaktquartal mit operativen Verbesserungen in fast allen Geschäftsbereichen. Siemens will die Zahlen für das erste Quartal 2006/07 am Donnerstagmorgen vor der Hauptversammlung veröffentlichen.

Im Blickpunkt von Anlegern und Analysten steht auch die geplante Fusion der Com-Sparte von Siemens mit dem Netzwerk-Geschäft von Nokia in das Joint Venture Nokia Networks.

Hier hatte Partner Nokia den Start des Gemeinschaftsunternehmens angesichts der Schmiergeldaffäre verschoben. Zunächst will der finnische Konzern die Ergebnisse der Compliance-Prüfung bei Siemens abwarten.

Ursprünglich sollte das Gemeinschaftsunternehmen im Bereich Netzwerktechnik zum Jahresbeginn starten. Nun rechnet Siemens mit einem Beginn bis Ende März 2007.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: