Schwarzbuch Börse 2006:Die Börsen-Böslinge

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2006 war für viele Anleger ein gutes Jahr - doch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger übt harte Kritik an zahlreichen Dax-Unternehmen.

Im Börsenjahr 2006 haben nach Ansicht von Aktionärsschützern vor allem Schwergewichte wie Siemens, Telekom und TUI die Anleger verärgert. Während früher viele kleine Unternehmen am Neuen Markt zu den schwarzen Schafen zählten, sei 2006 das Jahr der großen Sünder gewesen, berichtete die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am Montag in München.

2006 sei das Jahr der großen Sünder gewesen, meint die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. (Foto: Foto: Reuters)

Als größten Unternehmensskandal wertete die SdK die Aufdeckung von schwarzen Kassen bei Siemens. Das größte Debakel für die Anleger sei der Absturz der EADS-Aktie gewesen, nachdem der Konzern Lieferverzögerungen für den neuen Airbus A380 angekündigt hatte.

Dax-Unternehmen im Kreuzfeuer

Insgesamt listet die SdK in ihrem jährlich erscheinenden "Schwarzbuch Börse" mehrere Dutzend Unternehmen auf, die den Anlegern selbst im guten Aktienjahr 2006 keine Freude gemacht haben. "Wo die Sonne scheint, gibt es auch Schatten", sagte SdK-Vorsitzender Klaus Schneider. Ein halbes Dutzend der Unternehmen sei im Deutschen Aktienindex DAX notiert.

Auffallend schlecht hätten sich die Aktien von Telekom und TUI geschlagen, die im Gegensatz zu fast allen anderen Werten im DAX an Wert verloren. Bei der Telekom habe auch der 10. Geburtstag nach dem Börsengang keinen Grund zum Feiern gegeben. "Im Festnetz schwinden die Kunden, der Mobilfunk stagniert und selbst beim Breitbandinternet ist das Wachstum nur noch einstellig", kritisierte die SdK.

Bei TUI sei es angesichts drastischer Einbußen Zeit für einen Neuanfang. Beim Autokonzern VW kritisierten die Aktionärsschützer trotz eines dicken Plus beim Aktienkurs eine "schleichende Machtübernahme" durch Porsche.

"Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht"

Neben den großen Namen finden sich im "Schwarzbuch Börse" aber auch zahlreiche kleinere Firmen. "Auch die Kleinen waren nicht alle anständig und haben 2006 zahlreichen Grund zu Ärger und Kopfschütteln bereitet", urteilt Schneider.

Besonders der Versuch eines Neuanfangs des ehemaligen Neue-Markt-Unternehmens Infomatec stößt der SdK übel auf. "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht." Das endgültige Aus sei vermutlich nur eine Frage der Zeit.

Bei überzogenen Gewinnversprechen sollten Anleger immer skeptisch sein, mahnte SdK-Jurist Harald Petersen. "Der beste Schutz ist noch immer das Einschalten der Vernunft." Angesichts der zunehmenden Bedeutung der finanziellen Altersvorsorge müsse der richtige Umgang mit Geld am besten schon an der Schule unterrichtet werden.

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