Schufa-Schulden-Kompass:München top, Bremen flop

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Die Schuldenlast der Bundesbürger dürfte im kommenden Jahr sinken - doch die regionalen Unterschiede sind gewaltig. Ein Blick in das Innere der Republik.

Die Schufa hat gerechnet und den sogenannten Schulden-Kompass 2007 aufgestellt. Demzufolge wird die gesamtdeutsche Privatverschuldung bis Ende des Jahres 2008 voraussichtlich zwar um knapp 0,5 Prozent abnehmen.

Regional betrachtet ergeben sich allerdings deutliche Unterschiede, wie die Schufa bei der Kompass-Vorstellung am Dienstag in Berlin mitteilte. Ermittelt wurden die Privatverschuldungsprognose nicht nur für die 16 Bundesländer, sondern auch für alle 439 Landkreise und kreisfreien Städte im ersten Halbjahr 2007. Die Statistiker wagen einen Ausblick bis zum Jahresende 2008.

Verbessern können sich dem Schulden-Kompass zufolge die Bundesländer Thüringen (minus 1,91 Prozent), Rheinland-Pfalz (minus 1,89 Prozent), Hamburg (minus 1,16 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 1,15 Prozent).

Für Sachsen wird mit einer Zunahme sogenannter kritischer Anzeichen in Höhe von 1,25 Prozent kalkuliert. Noch schlimmer kommt es nur für Bremen: Der Stadtstaat an der Weser findet sich laut Schufa mit einem Wert von 1,39 Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz des Länderrankings.

Pirmasens besonders betroffen

Heruntergebrochen auf Kreisebene ergibt sich folgendes Bild: Mehrheitlich verbessert sich die Situation der Privatschuldner in 227 Kreisen, das entspricht 51,71 Prozent. In 186 Kreisen (42,37 Prozent) hingegen wird die Privatverschuldung zunehmen. 26 Kreise (5,92 Prozent) werden das Niveau halten.

Die oberbayerischen Landkreise Ebersberg, München, Eichstätt und Starnberg werden mit den geringsten Verschuldungsproblemen als Gewinner dastehen. "Am schwierigsten wird die Lage in Pirmasens sein", sagte der Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding, Rainer Neumann. Die kreisfreie Stadt landet mit deutlichem Abstand auf Mönchengladbach und Wilhelmshaven auf dem letzten Platz.

Allein im vergangenen Jahr waren bundesweit 2,9 Millionen Haushalte (7,3 Prozent) überschuldet. Das hat die Schufa anhand von Konsumenten- und Hypothekenkrediten errrechnet. Alleinerzieher-Haushalte, Ein-Personen-Haushalte sowie "Haushalte mit jungen Haupteinkommensbeziehenden bis 24 Jahre" und Haushalte der unteren Einkommensgruppen verfügen der Studie zufolge über ein besonders hohes Überschuldungsrisiko. Neumann: "Etwa jeder dritte überschuldete Haushalt mit Konsumentenkrediten ist darüber hinaus von Arbeitslosigkeit betroffen." Weitere Gründe seien Scheidung sowie mangelnde finanzielle Bildung.

Insgesamt betrachtet werden die Verschuldungsprobleme im kommenden Jahr aber leicht abnehmen. Dafür hat der Finanzdienstleister zwei Gründe ausgemacht: Die Verbraucher hätten aus der angespannten wirtschaftlichen Lage gelernt und seien vorsichtiger geworden im Umgang mit Krediten. Auch die anziehende Konjunktur bringe Entspannung. "Von Entwarnung kann aber noch keine Rede sein", sagte Neumann. "Die Verschuldungsprobleme in Deutschland sind noch immer stärker ausgeprägt als vor einigen Jahren."

Für die Erhebung hat die Schufa die sogenannten kritischen Anzeichen privater Verschuldung ausgewertet. Dazu zählen neben Zahlungsausfällen auch eidesstattliche Versicherungen und Privatinsolvenzen. Die Schufa besitzt Daten von 64 Millionen Bürgern.

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