Schock an der Börse:T-Aktie im freien Fall

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Die Telekom hatte ihre Gewinnprognose gesenkt - die Antwort der Aktionäre ist vernichtend.

Die Aktien der Deutschen Telekom sind am Montag nach einer weiteren Gewinnwarnung zeitweise um mehr als 6 Prozent ins Minus gerutscht.

Gegen 15.30 Uhr wurden die Anteile des Ex-Monopolisten um 4,7 Prozent tiefer bei 13,49 Euro gehandelt - das bisherige Tagestief lag bei 13,25 Euro.

Das Bonner Unternehmen hatte am Sonntag seine Erwartung für das laufende Geschäftsjahr mit Verweis auf den harten Wettbewerb deutlich gesenkt.

"Nüchterne Bestandsaufnahme"

Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand nun mit einem operativen Gewinn von 19 Milliarden Euro - rund eine Milliarde Euro weniger als zunächst angekündigt. "Die neue Prognose folgt einer nüchternen und schonungslosen Bestandsaufnahme", sagte ein Sprecher am Montag.

Nach der Gewinnwarnung nahm die HypoVereinsbank (HVB) ihr Kursziel für T-Aktie von 13,90 auf 13,20 Euro zurück. Die Zielanpassung ist laut einer Studie von Montag auf weitaus stärkere negative Folgen des Wettbewerbs im deutschen Festnetz- und Mobilfunkgeschäft zurückzuführen.

Allerdings bestätigte die HVB ihre Empfehlung bei "Hold". Sie rechneten mit einer deutlichen Kursanpassung nahe ihrem Kursziel, schrieben die HVB-Analysten zur Begründung.

Merrill Lynch bestätigt neutrale Einschätzung

Auch Merrill Lynch bestätigte die Einschätzung für Deutsche Telekom nach der "nächsten massiven Gewinnwarnung" für 2007 mit "Neutral".

Es werde nun kein wesentlicher Wechsel mehr beim Ausblick erwartet. Es stelle sich die Frage, ob die Telekom eine Wette auf eine erfolgreiche Restrukturierung werde, was die Analysten allerdings noch nicht so erwarteten.

Unterdessen bestehe das Risiko, dass die Telekom wieder "in Richtung Akquisitionen" gehe.

Die Citigroup senkte dagegen die Telekom-Titel von "Hold" auf "Sell" und das Kursziel von 13,50 auf 12,50 Euro. Dies sei kein reflexartiger Schritt in Reaktion auf die Gewinnwarnung, sondern eine wohlüberlegte Entscheidung in Konsequenz einer längeren Studie, die am Dienstag veröffentlicht werden soll.

Citigroup spricht von Abwärtsspirale

Außer der gesenkten Prognose und dem verfehlten Umsatz für 2006 betonte die Citigroup eine Abwärtsspirale auf dem Heimatmarkt, hervorgerufen vor allem durch die steigende Konkurrenz bei der Festnetzstparte.

Die WestLB bestätigte ihr "Hold"-Rating für die Titel, hob aber das Kursziel von 11,50 auf 13 Euro an. Abgesehen von den abgesenkten Zukunftserwartungen gebe es auch positive Aspekte: Mit der Gewinnwarnung erhöhe die Telekom ihre Flexibilität für die für März angekündigte neue Strategie.

WestLB: "Das Schlimmste ist vorbei"

Gegenüber den Gewerkschaften seien so zudem Kostensenkungen im Personalbereich besser zu vertreten. Nach einer zunächst negativen Kursreaktion dürfte nach Meinung der Analysten "das Schlimmste vorbei" sein.

Hart ins Gericht mit der Telekom-Führung ging die Fondsgesellschaft Union Investment: "Der Zeitpunkt und das Ausmaß der Gewinnwarnung sind überraschend", sagte Fondsmanager Andreas Mark.

Er sei davon ausgegangen, dass die Prognose erfüllt werde, da das vierte Quartal gut gelaufen sein sollte. "Die Gewinnwarnung erhöht nicht die Glaubwürdigkeit des Managements." Hinzu komme, dass Vorstandschef René Obermann bereits bei der ersten Absenkung der Prognose im August vergangenen Jahres als T-Mobile-Vorstand beteiligt gewesen sei.

"Wettbewerb wird sich noch einmal verschärfen"

"Es besteht die Möglichkeit, 2007 besser als prognostiziert abzuschneiden", sagte Mark. Allerdings gebe es auch "erhebliche Risiken" für die Prognose. "Der Wettbewerb wird sich im Festnetz und Mobilfunk noch einmal verschärfen."

Mark äußerte zudem Zweifel an der Strategie des Unternehmens: "Die Maßnahmen bei T-Com haben nicht gegriffen, was sich am Kundenabfluss von erneut über einer halben Million zeigt", sagte er.

Die Festnetzsparte der Telekom verlor im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden an die Konkurrenz. Mit im Herbst eingeführten Bündeltarifen will der Konzern die Erosion seiner Kundenbasis stoppen. Mark rechnet nicht mit einem Umschwung in diesem Jahr. "Der Kundenverlust wird auch in diesem Jahr anhalten."

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