Schließung der Reithinger-Bank:65.000 Kunden bangen um ihr Geld

Lesezeit: 2 min

Während Eigentümer Thannhuber Ferien macht, wird die Schieflage der geschlossenen Reithinger Bank in all ihren Ausmaßen deutlich: Betroffen ist ein ganzes Netzwerk von Firmen sowie eine Immobilien-Holding.

Felix Berth

Die Deutsche Beamtenvorsorge Immobilienholding (DBVI) gerät durch die Schließung des Bankhauses Reithinger in massive Schwierigkeiten. Die ohnehin angeschlagene DBVI hat beim Bankhaus Reithinger knapp dreißig Millionen Euro angelegt, für die keinerlei Einlagensicherung gilt. Insolvenzantrag hat die DBVI AG nach Angabe eines Sprechers bisher nicht gestellt.

Türen geschlossen, Rolläden heruntergelassen: Die Filiale des Bankhauses Reithinger in Singen. (Foto: Foto: dpa)

Das Bankhaus Reithinger, das der Münchner Kaufmann Klaus Thannhuber im Jahr 2002 gekauft hatte, war am Mittwochabend von der Finanzaufsicht geschlossen worden. Es bestehe "die Gefahr, dass das Institut seine Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern nicht erfüllen könne", urteilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Seitdem darf die Bank keine Gelder von Anlegern mehr auszahlen.

Weil das Bankhaus im September 2002 aus dem Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes ausgeschlossen wurde, ist der Schutz der Anleger begrenzt. Sollte die Bafin in einigen Wochen den Entschädigungsfall feststellen, erhalten Anleger nur 90 Prozent ihrer Einlagen, maximal jedoch 20.000 Euro.

Schuldscheine von keiner Einlagensicherung erfasst

Reithinger ist noch immer mit der in den neunziger Jahren von Thannhuber aufgebauten Immobilienholding DBVI verflochten. Zwei DBVI-Immobilienfonds haben derzeit 28,4 Millionen Euro in Inhaberschuldverschreibungen des Bankhauses angelegt, wie DBVI-Vorstand Alexander Seebacher kürzlich eingestand. Diese Schuldscheine sind von keiner Einlagensicherung erfasst. Bernhard Maier, Sprecher der DBVI, wollte am Donnerstag keinen Kommentar zu den Folgen der Bank-Schließung geben; sein Unternehmen habe bisher keinen Insolvenzantrag gestellt, sagte Maier.

Der mögliche Verlust der bei Reithinger investierten Millionen trifft DBVI in einer heiklen Lage: Die DBVI-Fondstöchter, denen 14 Immobilien in Deutschland gehören, schütten nur noch geringe Erträge aus; der Wert der Immobilien in der Bilanz musste im vergangenen Jahr drastisch nach unten korrigiert werden.

Wenig Optimismus

Bereits dadurch sank das DBVI-Eigenkapital der auf 8,7 Millionen Euro, weshalb der Vorstand am vergangenen Freitag zu einer außerordentlichen Hauptversammlung laden musste. Der dort präsentierte Geschäftsbericht lässt wenig Optimismus zu: Im Jahr 2005 entstand DBVI ein Verlust von 26 Millionen Euro; in der Konzernbilanz, in die auch Ergebnisse der Tochterfirmen einfließen, beträgt der Verlust 34,4 Millionen Euro.

Falls die Inhaberschuldverschreibungen der DBVI-Fonds nun ihren Wert verlieren sollten, könnte das die Krise bei DBVI verschärfen. Zum einen blieben die Zinsen aus, die Reithinger bisher bezahlte; zum anderen entstünde in der Bilanz voraussichtlich erneut Abwertungsbedarf in Millionenhöhe.

Maximal drei Wochen Zeit

Ab Kenntnis einer Überschuldung bleiben dem DBVI-Vorstand Alexander Seebacher maximal drei Wochen, um Insolvenzantrag zu stellen. Ähnlich sieht die Situation in den Fondstöchtern aus; auch hier könnte ein Ausfall der Inhaberschuldverschreibungen hohe Wertberichtigungen notwendig machen. DBVI will sich zu solchen Szenarien nicht äußern.

Die Bank erklärte am Donnerstag, eine Entflechtung sei "soweit wie möglich bereits durchgeführt" worden. Juristische Schritte gegen die Entscheidung der Aufsicht wollte sich das Bankhaus vorbehalten.

Thannhuber hat sich zum drohenden Ende seiner Bank bisher nicht geäußert. Dem Vernehmen nach war er nach einer Südafrika-Reise im Juli kürzlich wenige Tage in München, bevor er am vergangenen Montag Richtung Malediven aufbrach. Danach, so berichten Vertraute, habe Thannhuber einen Urlaub mit Freunden auf seiner Yacht Aios in Griechenland geplant.

© SZ vom 4.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: