Schlechter Schluss:Dax schließt tiefer

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Die Beruhigungspille von den Notenbanken hält nicht lange vor: Nach milliardenschweren Finanzspritzen mehrerer Zentralbanken geht der Dax nach einem kurzen Zwischenhoch wieder tiefer aus dem Handel.

Der Dax ging am Donnerstag mit 5863,42 Punkten, im Vergleich zum Vorabend zwei Zähler höher, aus dem Handel. Zwar hatte der Index zunächst noch - nach einer milliardenschweren Hilfsmaßnahme der Notenbanken für den Geldmarkt - deutlich zugelegt, doch im Laufe des Tages breitete sich wieder zunehmend Skepsis am Markt aus und der Dax ging wieder auf Talfahrt. Seit Montag hat der Index nun fast sechs Prozent verloren. Der Stoxx50 schloss 1,1 Prozent niedriger bei 2570 Zählern.

Die Notenbanken sorgen für eine Atempause an den gebeutelten US-Börsen. (Foto: Foto: AFP)

Für Aufregung sorgten die VW-Aktien: Sie schossen den zweiten Tag in Folge in die Höhe und gingen 26,6 Prozent höher aus dem Handel bei 304 Euro. Den steilen Anstieg erklärten Händler wie schon das sechsprozentige Plus vom Vortag mit Eindeckungen von Leerverkäufen. Fundamental sei das nicht mehr greifbar, sagte ein Börsianer.

Die Rettungsaktion der Zentralbanken hatten auch den US-Börsen einen positiven Handelsstart verschafft. Trotz negativer Konjunkturdaten zeigten sich Anleger erleichtert über die gewonnene Liquidität auf dem Markt.

Das Hauptaugenmerk der Investoren blieb auf dem Finanzsektor und der Frage, ob Morgan Stanley und Goldman Sachs nach der jüngsten Verschärfung der Krise als einzig verbleibende große US-Investmentbanken unabhängig überleben können.

Dow Jones steigt

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg kurz nach Handelsstart um 1,5 Prozent auf 10.771 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legte 1,6 Prozent auf 1174 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte um 2,1 Prozent auf 2143 Punkte.

Während in Asien die Kurse noch absackten, sich teilweise aber wieder erholten, hielt sich der Dax bis zum Nachmittag bei einem Prozent Plus.

In Asien sackten die Kurse in Folge der Finanzmarktkrise zunächst erneut deutlich ab. Der Hang Seng in Hongkong verlor zeitweise sieben Prozent, konnte das bis Börsenschluss aber ausgleichen. Der Nikkei sank in Tokio um 2,22 Prozent auf 11.489,30 Zähler, den niedrigsten Wert seit über drei Jahren. Allerdings holte auch der japanische Index im Börsenverlauf noch deutlichere Verluste wieder auf.

Rettungsaktion der Notenbanken

Die russische Börse wurde bis Freitag geschlossen. Präsident Dmitri Medwedew kündigte an, den Finanzmärkten rund 500 Milliarden Rubel (13,8 Milliarden Euro) aus dem Staatshaushalt zur Verfügung zu stellen, um dem Liquiditätsengpass der Banken entgegenzuwirken.

Die wichtigsten Notenbanken weltweit bündelten in einer beispiellosen Aktion ihre Kräfte und bewahrten mit einer milliardenschweren Rettungsaktion den Geldmarkt vor einem Kollaps. Insgesamt 180 Milliarden Dollar stellte die US-Notenbank Fed am Donnerstag überraschend bereit.

Dieses Geld können die anderen Zentralbanken an die Kreditinstitute weiterreichen, die sich untereinander nicht mehr trauen und deswegen kaum noch Dollar leihen. Dazu kamen Milliardenbeträge, die von der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank von England und anderen Notenbanken in eigener Währung ausgegeben wurden.

"Ich denke, die Zentralbanken haben erkannt, dass sich das Problem um Liquidität dreht und das gehen sie jetzt an", sagte Rick Meckler von LibertyView Capital Management in New York. In einer Lage wie dieser sei jegliches Anzeichen einer Stabilisierung ermutigend.

Konjunkturdaten, wie ein Anstieg der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche, blieben im Schatten weiterer Ereignisse im Finanzsektor.

Einem Medienbericht zufolge sprechen Morgan Stanley und die US-Regionalbank Wachovia über eine Fusion. Der Sender CNBC berichtete außerdem, dass HSBC Holdings und Chinas größtes Finanzkonglomerat, die CITIC-Gruppe, Morgan Stanley im Visier hätten. Die Aktie von Morgan Stanley lag nach Handelsstart über neun Prozent im Minus, das Papier von Wachovia dagegen 13 Prozent im Plus.

Nach Angaben aus Kreisen befindet sich zudem die US-Bank JP Morgan Chase in fortgeschrittenen Gesprächen über einen Kauf der angeschlagenen Sparkasse Washington Mutual. Der jüngste Sturm in der US-Finanzkrise kostete unterdessen die erste europäische Großbank ihre Eigenständigkeit. Der ins Trudeln geratene britische Baufinanzierer HBOS wird vom Konkurrenten Lloyds TSB gekauft.

© sueddeutsche.de/Reuters/AP/jkr/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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