Schieflage der Einkommensverteilung:Reiche werden immer reicher

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In den 90-er Jahren müssen sich die Reichen in Deutschland wie an der Gelddruckmaschine gefühlt haben: Einer aktuellen Studie zufolge wurden sie im vergangenen Jahrzehnt immer reicher, während das Einkommen von Otto-Normalverdiener stagnierte. Jüngste Daten deuten darauf hin, dass sich die Entwicklung weiter verstärkt hat.

Im vergangenen Jahrzehnt sind die Reichen immer reicher geworden, während das Bruttoeinkommen der anderen Bevölkerungsschichten nicht angestiegen ist. Der Trend hat sich seit 2001 noch verstärkt.

Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin nach Angaben vom Mittwoch. Demnach konnten die zehn Prozent der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen ihren Anteil am Gesamteinkommen in den Jahren 1992 bis 2001 um gut sieben Prozent steigern. Das durchschnittliche reale Markteinkommen sei dagegen insgesamt konstant geblieben.

Die "ökonomische Elite" der oberen 650 Einkommensbezieher erzielte laut DIW sogar einen realen Einkommensanstieg um 35 Prozent. Sie verdienten 2001 durchschnittlich 15 Millionen Euro.

Superreiche legen besonders stark zu

Die Gruppe der 65 Superreichen konnte ihr Einkommen sogar um über 50 Prozent steigern, ihr Durchschnittseinkommen belief sich im Jahr 2001 auf knapp 50 Millionen Euro.

Die Gruppe der Topverdiener erzielte ihr Einkommen aber überwiegend aus unternehmerischer Tätigkeit und Vermögensgewinnen. Nur rund fünf Prozent ihres gesamten Markteinkommens stammte aus Löhnen und Gehältern. Dieser Anteil lag im Durchschnitt der Bevölkerung dagegen bei mehr als 80 Prozent.

Zu den Beziehern sehr hoher Einkommen gehören in Deutschland weit mehr Unternehmer, als dies in den USA oder in Frankreich der Fall ist. Allerdings hat laut DIW-Studie der Anteil der Manager an den Beziehern von Top-Einkommen von 1992 bis 2001 zugenommen.

Das DIW Berlin wertete für die Untersuchung Daten aus der Einkommensteuerstatistik und dem so genannten Sozio-oekonomischem Panel (SOEP) aus.

Die Daten dieser seit 1984 jährlichen erhobenen Wiederholungsbefragung SOEP deuten dem DIW zufolge darauf hin, dass sich diese Entwicklung seit 2001 weiter verstärkt hat.

Kluft im weltweiten Maßstab immer noch gering

Im weltweiten Maßstab ist der Wohlstand in Deutschland allerdings noch immer vergleichsweise gleichmäßig verteilt. In der Regel werden Einkommens- und Vermögensverteilungen mit dem sogenannten Gini-Koeffizienten gemessen. Ein Wert von 0 bringt dabei die absolute Gleichverteilung zum Ausdruck, während ein Wert von 1 die maximale Ungleichverteilung widerspiegelt.

Nach Daten der Vereinten Nationen rangiert Deutschland in einer Rangliste von 124 Ländern mit einem Gini-Koeffizienten von 0,28 auf Rang 14. Am gleichmäßigsten sind die Einkommen in Dänemark (Gini-Koeffizient: 0,247), Japan (0,249) und Schweden (0,25) verteilt. Russland (0,31), das für sein vermeintlich extremes Gefälle häufig gescholten wird, rangiert in dem Ranking mit Rang 25 deutlich vor Ländern wie Italien (0,36), Portugal (0,39) oder den USA (0,47) (siehe auch Weltkarte).

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