Schicksal eines Immobilienbesitzers:"Die sind eiskalt und skrupellos"

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Wie die Inkasso-Gesellschaft des amerikanischen Finanzinvestors Lone Star einen Immobilienbesitzer in die Existenznot trieb.

Hans Schuster (Name von der Redaktion geändert) ist ein vorsichtiger Mann. Sein Geld steckte er Anfang der neunziger Jahre in Wohn- und Geschäftshäuser in einer Großstadt in Nordrhein-Westfalen. Diese Lösung erschien ihm am sichersten, und er vertraute seiner Bank, der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Wie bei Monopoly: Kreditaufkäufer wollen nicht verhandeln, sondern schnelle Kasse machen. (Foto: Foto: dpa)

"Das war als Altersicherung für mich und meine Frau gedacht", sagt er. Nie hätte sich der Rentner deshalb auch vorstellen können, was ihm gut zehn Jahre später passierte.

Seine Bank verkaufte die Kredite an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star - und das, obwohl Schuster seine Raten ordentlich bedient hatte. Seitdem quälen den 68-jährigen Mann Existenzsorgen.

Konten gepfändet

Die neuen Herren seiner Millionen-Kredite haben für alle Immobilienobjekte die Zwangsversteigerung beantragt und seine Konten gepfändet. "Mit denen", sagt Schuster verbittert, "können sie nicht reden. Die sind eiskalt und skrupellos."

Schusters Misere begann mit einer Petitesse: Die Helaba wollte seine Steuererklärung und die Bilanzen seiner Firma von 2003 bereits Ende 2004 einsehen. Er bat die Bank um etwas Geduld - sein Steuerberater war noch nicht fertig. Dennoch kündigte die Helaba gleich nach Silvester seine Kredite. Schuster war geschockt.

Aber es gab andere Banken, die gern bereit waren, Geld für die Ablösung seiner Häuser in bester Lage vorzustrecken. Das gelang auch für einen großen Teil der Kredite. Bei den anderen Darlehen scheiterte dies: Statt wie gewünscht von seiner Bank die aktuellen Kreditsalden zu bekommen, erhielt Schuster kurz vor Weihnachten einen Brief mit dem lapidaren Hinweis, seine Kredite seien an Lone Star verkauft worden.

Verkaufte Bank mit Abschlag?

Warum versteht er bis heute nicht: Obwohl er die volle Ablösung vorbereitet hatte, verkaufte die Helaba vermutlich mit Abschlag. Die Bank äußert sich zu dem Fall nicht. Schusters Elend aber fing mit dem Verkauf erst richtig an.

Für den Finanzinvestor Lone Star treibt in Deutschland die Inkass-Gesellschaft Hudson Advisors das Geld ein. Rechtsanwälte ehemaliger Bankkunden werfen der Firma vor, nicht kooperationsbereit zu sein und ohne Rücksicht auf menschliche Existenzen Sicherheiten zu verwerten.

Hudson betont dagegen, "grundsätzlich immer zu einer gütlichen Einigung mit den Darlehensnehmern" kommen zu wollen. Der auf Bankrecht spezialisierte Kölner Rechtsanwalt Hans G. Keitel, der Schuster vertritt, hört dies mit Skepsis.

"Für Kreditaufkäufer sind die mit Grundschulden besicherten Immobilienkredite hochattraktiv", sagt er. Wer Kreditforderungen erwerbe und die der Bank gewährten Immobilien-Sicherheiten übernehme, könne damit einfach die Zwangsvollstreckung betreiben. "Diese Gefahr besteht grundsätzlich auch für Bankkunden mit einem gesunden Kredit", erläutert Keitel.

Nicht lösungs-, sondern profitorientiert

Wie das gehen kann, zeigt der Fall Schuster. Nach dem Verkauf der Kredite wollte er in Frankfurt mit Hudson eine Lösung finden. "Dort war uns schnell klar, die wollen gar nicht verhandeln, sondern nur meine Immobilien verwerten, um für sich einen möglichst hohen Profit herauszuschlagen", sagt Schuster.

Danach ging es Schlag auf Schlag: Tochterfirmen von Lone Star ließen die Konten pfänden, beantragten Zwangsversteigerungen, für fast alle Objekte wurden Zwangsverwalter eingesetzt. Schusters Mieter erhielten einen Brief, in denen ihnen Kontostände seiner Darlehen mitgeteilt wurden. "Ein klarer Verstoß gegen das Bankgeheimnis, was Lone Star bereits eingestehen musste", sagt Keitel.

Vor Gericht hat der Anwalt inzwischen einen ersten Erfolg erzielt: Die Zwangsvollstreckungsmaßnahmen wurden bis zu einer endgültigen Entscheidung gestoppt. Das Gericht hat Zweifel an der Berechtigung der Maßnahmen erkennen lassen. Schuster will auf jeden Fall weiterkämpfen: "Ich lasse mich von denen nicht kaputtmachen."

© SZ vom 04.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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